Smart Traffic & Mobility Mobilitätsstrategien für Unternehmen

11.09.2013

Das Mobilitätsverhalten in unserer Gesellschaft wandelt sich grundlegend und stellt Unternehmen vor neue Herausforderungen im Umgang mit ihrer betrieblichen Mobilität.

Die allermeisten Wege im Alltag führen nicht in die Ferne, sondern verbleiben im lokalen und regionalen Umfeld. Hier vollzieht sich gerade angebotsseitig eine Revolution. Die Nachfrage hinkt noch ein wenig hinterher, wird aber schnell Fahrt aufnehmen. In diesem Jahr werden allein die deutschen Hersteller insgesamt 15 verschiedene Elektrofahrzeuge auf den Markt bringen, ganz überwiegend als strombetriebene Variante konventioneller Fahrzeugmodelle. In den nächsten zwei Jahren kommen weitere hinzu, darunter auch immer mehr 1-2-sitzige Kleinst-Pkw, die dem Nutzer alles das an Komfort und Sicherheit bieten, was er für Fahrten im Nahbereich benötigt. Nur eben keinen ungenutzten Raum. Bereits ausgereift verfügbar sind Elektrozweiräder als Pedelec oder E-Bike. Äußerlich sind sie zwar mit dem herkömmlichen Fahrrad zu verwechseln, doch stellen sie hinsichtlich ihrer Nutzeneigenschaften vollkommen neue Fortbewegungsmittel dar, die völlig neue Nutzerkreise und Einsatzzwecke erreicht.Die Möglichkeiten der gemeinsamen Fahrzeugnutzung, sei es gleichzeitig oder nacheinander, wird durch die rasante Entwicklung von Informations- und Kommunikationstechnik sowie von Übergabemedien revolutioniert. Stationsgebundenes oder -ungebundenes Carsharing, Carsharing zwischen Privatpersonen, dynamische Fahrgemeinschaftsportale auf Basis von modernen Tourenplanungssystemen und in Kürze auch automatisch unterstütztes Taxi-Sharing haben nicht mehr viel mit dem zu tun, was noch vor fünf Jahren Stand der Technik war. Nicht zuletzt machen das Internet und die Smartphones mit ihren zahlreichen Apps die Mobilität in einer Kombination unterschiedlichster Verkehrsmittel erst richtig anwendbar. Man kann sich kaum noch vorstellen, wie man früher ohne DB-Navigator die Bahn oder den ÖPNV (Öffentlicher Personennahverkehr) nutzen konnte - nur auf Basis des alten Kursbuches und der Busfahrpläne. Aber die Entwicklung geht weiter. Es dauert nur noch ein bis zwei Jahre, dann können die bereits auf dem Markt befindlichen Reiseplanungstools für jede x-beliebige Strecke auch komplexere Verkehrsmittelkombinationen darstellen. Wenn zukünftig dem Reisenden innerhalb von 15 Sekunden angezeigt wird, dass es beispielsweise zeitlich und finanziell am besten ist, nicht die gesamte Strecke alleine mit dem eigenen Pkw zu fahren, sondern diesen nur bis zum Hauptbahnhof zu nutzen, dann mit ICE und S-Bahn weiter zu fahren und die letzten Kilometer mit Car- oder Bike-Sharing zurückzulegen, und wenn dann noch mit einem Knopfdruck alle dafür benötigten Reisemittel gebucht werden können, dann werden dies auch immer mehr Menschen tatsächlich tun. Ressourcenintensive Mobilität, so wie wir sie in den letzten Jahrzehnten in immer stärkerem Maße praktiziert haben, wird in der Zukunft aufgrund der durch die weltweit steigende Nachfrage resultierenden Verknappung von Energie und Ressourcen immer teurer werden. Aber auch die schrittweise Verschärfung der Umweltauflagen wird zu einem weiteren Kostenanstieg der fossil betriebenen Verkehrsmittel beitragen.

Was ist eine Mobilitätsstrategie?

Eine Strategie ist ein längerfristig ausgerichtetes Anstreben eines Zieles unter Berücksichtigung der verfügbaren Mittel und Ressourcen. Die Kenntnis der Ausgangssituation sowie die Definition von Zwischenzielen sind dabei von elementarer Bedeutung. Nur so wird sichergestellt, dass jeder Schritt näher ans Ziel führt. Die strategische Ausrichtung der Mobilität von Organisationen erfordert also zunächst die Definition eines Zieles. Dies wiederum kann sinnvoll nur auf der Basis einer konkreten Kenntnis des tatsächlichen Mobilitätsbedarfs des Betriebs sowie einer konkreten Vorstellung von den zukünftigen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten erfolgen. Jeder Veränderungsprozess ohne Kenntnis dieser beiden Parameter ist allenfalls als Aktionismus zu bezeichnen, nicht aber als strategischer Prozess. Der tatsächliche Mobilitätsbedarf darf nicht verwechselt werden mit der aktuell gelebten Mobilitätspraxis. Die Kommunikation mit Kunden, Partnern oder Mitarbeitern, das Erbringen von Dienstleistungen sowie der Transport von Gütern stellen im Wesentlichen die Gründe für Mobilität dar. Dabei ist zunächst die Frage zu beantworten, ob zur Erfüllung dieser Zwecke überhaupt Mobilität erforderlich ist, oder ob der Zweck in anderer wirtschaftlicher und ökologischer Weise - zum Beispiel durch Fernkommunikation - erreicht werden kann. Dabei kann sich die Antwort auf der Zeitachse verändern. Eine Organisation, die heute noch nicht in der Lage ist, neuartige Formen der Kommunikation oder Mobilität zu nutzen, kann morgen bereits dazu in der Lage sein, auch über einen gesteuerten Prozess.Weiterhin ist die möglichst konkrete Kenntnis der Ausgangsbasis unerlässlich. Wer nutzt welche Verkehrsmittel warum für welchen Zweck in welcher Weise und in welchem Umfang? Dabei ist die Kenntnis der Zahlen genauso wichtig wie die der Handlungsmotive. Welche gewollten oder unbewussten Anreizsysteme wirken mit welchem Effekt auf das Verhalten ein? Es gibt keinen anreizfreien Raum, und es gibt kein (Mobilitäts-)Verhalten, welches nicht durch Anreize gesteuert wird. Wenn Ziel und Ausgangsbasis bekannt sind, lässt sich ein klarer Weg definieren sowie schrittweise auf diesem Weg umzusetzende Maßnahmen, die sich dann gegenseitig unterstützen und verstärken.

Erfolgsfaktoren einer Mobilitätsstrategie

Mobilität betrifft alle Mitarbeiter eines Unternehmens oder einer Behörde, viel stärker als viele andere Handlungsfelder der Ressourceneffizienz, weil hier der wichtigste Schlüssel zum Erfolg in der Verhaltensänderung und nur zu einem geringeren Anteil in der Nutzung technischer Innovationen liegt. Wenn selbst das Nutzen von Energiesparlampen oder ressourcenschonender Produktionsanlagen, Emotionen auslösen können, so gilt das umso mehr für den bislang - verglichen mit anderen betrieblichen Prozessen - vielfach regelungsarmen Raum der Mobilität. Die erfolgreiche Entwicklung einer Mobilitätsstrategie erfordert das transparente Einbinden aller Stakeholder: angefangen bei der Geschäfts- und Personalleitung sowie den operativ Verantwortlichen der „mobilen“ Bereiche wie beispielsweise Vertrieb und Kundendienst, über die Fachverantwortlichen aus Fuhrpark und Travel bis hin zur Personalvertretung und den Mitarbeitern. Liebgewonnene, aber fehlleitende Anreize und Statussymbole können nicht einfach gestrichen, sondern müssen durch neue ersetzt werden. Gelingt das, so können damit auch anfängliche Widerstände mittelfristig beseitigt oder sogar umgekehrt werden. Ohne glaubwürdiges Vorleben durch die Leitungsebene und ohne die Abkehr von alten Statussymbolen ist das Projekt jedoch zum Scheitern verurteilt.

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