„Mit weniger mehr erreichen.“ Diese vier simplen Worte waren der Leitgedanke, der von Anfang an hinter der Entwicklung der MGB2 Modular von Euchner stand. Oder – etwas ausführlicher formuliert: Mit weniger Komponenten sollte die zweite Generation der weltweit erfolgreichen Multifunctional Gate Box von Euchner mehr Flexibilität bieten. Und noch dazu: mehr Vernetzungsoptionen, mehr Funktionen, mehr Effizienz und gleichzeitig mehr Spielraum für zukünftige Innovationen rund um die Schutztür auch im Hinblick auf den Megatrend Industrie 4.0.
Smarte Evolution
Dass all diese Ziele nicht mit kleinen evolutionären Schritten zu erreichen sein würden, versteht sich von selbst. Stattdessen war ein smarter Kunstgriff nötig: Die MGB2 Modular ist deshalb modular konzipiert. Das heißt: Das eigentliche Zuhaltemodul, das eine Zuhaltekraft von 2.000 Newton aufweist, ist baulich separiert vom Busmodul mit integriertem Profinet beziehungsweise Profisafe. Die Submodule mit Bedienelementen wie Drucktastern, Wahlschaltern, Schlüsselschaltern oder Not-Halt-Tastern werden nach Wunsch ins Zuhaltemodul gesteckt.
Die Auslagerung des kompakten Profinet-Busmoduls, das sich für Ring-, Linien- und Sterntopologien eignet, eröffnet ganz neue Optionen. So ist der Anschluss von bis zu sechs MGB2 Modular an ein einziges Busmodul möglich. Wenn also, wie es in der Praxis häufig vorkommt, ein Bus die Signale von zwei oder drei Schutztüren einsammeln soll, waren bisher zwei oder drei Busknoten nötig – mit der MGB2 Modular genügt ein einziger. Und neben den Geräten selbst spart der Anwender Netzwerkleitungen, Netzwerkadressen – und letztlich auch Speicherkapazität im Bereich der Steuerung: ein Gut, dass nicht zuletzt im Hinblick auf die intelligente Fabrik von morgen immer teurer wird.
Maximum an Flexibilität
Ein weiterer Vorteil des Konzepts ist, dass Busmodul und Funktionsmodul abgesetzt montiert werden können. Die Verbindung zwischen Bus- und Zuhaltemodul wird dabei mit handelsüblichen M12-Leitungen realisiert. Insgesamt können bis zu sechs MGB-Zuhaltemodule an ein Busmodul angeschlossen werden. Und was die Variabilität zusätzlich erhöht: Die MGB2 Modular verfügt über einen integrierten Türanschlag und lässt sich sowohl an links oder rechts angeschlagenen Türen als auch an Schiebetüren montieren.
Das Maximum an Flexibilität garantieren vor allem die einzelnen Submodule: Denn sie bieten die Möglichkeit zu einer Vielzahl an maßgeschneiderten Kombinationen. Insgesamt lassen sich an jede MGB2 Modular bis zu 18 Teilnehmer anschließen. Ein Zuhaltemodul beispielsweise ist ein Teilnehmer, ein Submodul mit zwei Drucktastern ein anderer und ein Submodul mit einem Not-Halt ein dritter.
Flexible Multitalente
Auch hier verdeutlicht der Blick auf ein typisches Anwendungsbeispiel die Flexibilität und die Effizienz des neuen Multitalents. Nehmen wir exemplarisch eine Anlage mit vier Schutztüren: An zwei davon soll der Bediener in der Lage sein, bestimmte Prozesse zu starten und zu stoppen, an allen muss es möglich sein, einen Fehler zu quittieren, die Anlage darüber zu informieren, dass man sie betreten möchte und die Zuhaltung wieder zu aktivieren. Bisher waren dazu vier komplette MGB-Systeme nötig, mit der neuen MGB2 Modular braucht man zur Lösung derselben Aufgabe nur noch ein einziges Busmodul und vier Zuhaltemodule. Die benötigten Tasten zum Realisieren der oben genannten Steuerfunktionen stellt man mit unterschiedlichen Submodulen zusammen.
Dem Maschinenbauer kommt die Variantenvielfalt mit wenigen Komponenten nicht nur bei der erleichterten Lagerhaltung entgegen. Er kann zudem viel effizienter und schneller auf nachträgliche Änderungs- oder Erweiterungswünsche seiner Kunden reagieren. „Mit der MGB2 Modular ist das jetzt deutlich einfacher: Wenn ich zum Beispiel einen weiteren Drucktaster in die Anlage integrieren will, brauche ich nur das passende Bedienelement zu ergänzen und nicht das komplette Zuhaltemodul auszutauschen“, sagt Xabier Antolin, Produktmanager MGB-Sicherheitssysteme bei Euchner. Auch Kleinserien für ganz besondere Anforderungen kann der Anlagenbauer so erheblich leichter realisieren: Bei den vielen Kombinationsmöglichkeiten ist mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit genau diejenige dabei, die optimal passt. „Im Grunde können unsere Kunden aus dem Maschinenbau die Vielseitigkeit der MGB2 Modular sogar als Marketingargument nutzen“, meint Xabier Antolin, „Ganz nach dem Motto: Wir machen Upgrades oder die Umsetzung von Sonderwünschen einfach.“ In diesem Kontext sind übrigens auch noch weitere Besonderheiten des Euchner-Neulings relevant: Zum einen lassen sich an die MGB2-Modular-Zustimmtaster als sichere Eingänge sowie Signalsäulen als Ausgänge anschließen. Zum anderen kann das Zuhaltesystem ganz einfach mit einer Fluchtentriegelung ausgestattet werden.
Durch das modulare Konzept wird auch der Austausch einzelner Komponenten im Fall eines Defekts leichter und kostengünstiger – in den meisten Fällen geht das sogar während des laufenden Betriebs der MGB2 Modular. Neben der Möglichkeit des Hot-Plug-Austauschs und der permanenten Bereitstellung von Diagnoseinformationen für die Steuerung hilft auch die allgemeine Reparaturfreundlichkeit der einzelnen Komponenten dabei, Stillstandzeiten zu vermeiden oder zumindest signifikant zu verkürzen. Sämtliche Schrauben der IP65-konformen MGB2 Modular sind zum Beispiel unverlierbar und mit einem einzigen Werkzeug festzuziehen oder zu lösen.
Überwachung in Echtzeit
Insbesondere für größere Unternehmen mit mehreren Werken bietet die MGB2 Modular die Option der Vernetzung innerhalb eines Virtual Private Networks (VPN). Via Webserver sind Mitarbeiter von der Zentrale aus also in der Lage, ganz bequem die Funktionalitäten all ihrer Schutztürsysteme in sämtlichen Fertigungsbetrieben in Echtzeit zu überwachen. Um den sicheren Betrieb in komplexen Profinet-Netzen zu gewährleisten, erfüllen die Geräte sämtliche Kriterien der höchsten Netzlastklasse (Netload Class III). „Bei einem kleinen Netz mit zwei, drei Teilnehmern brauche ich natürlich keine Angst vor Datenkollisionen zu haben“, sagt Produktmanager Xabier Antolin. „Bei 100 Teilnehmern sieht das schon ganz anders aus. Deshalb ist unser Gerät optimal gegen störende Netzwerkeinflüsse geschützt.“
Industrie 4.0 ready
Und welche Daten stellt die MGB2 Modular denn eigentlich zur Verfügung? Schon heute können die Geräte die unterschiedlichsten Werte auslesen – von der Temperatur- bis zur aktuell anliegenden Spannung beispielsweise. „Aber um ehrlich zu sein: Im Moment bringt das für die tägliche Arbeit noch nicht allzu viel – es sei denn, man sucht konkret nach der Ursache eines Problems, das nur im Sommer auftritt oder das mit temporären Spannungsschwankungen zu tun haben könnte“, räumt Antolin ein. „Das wird sich mit Blick auf Industrie 4.0 allerdings wahrscheinlich sehr bald ändern.“
Apropos Zukunft: Auch für die Entwicklung zusätzlicher Features und Funktionen für die Multifunctional Gate Box der zweiten Generation schafft der modulare Aufbau beste Voraussetzungen. Denn selbstverständlich lässt sich ein einzelnes Submodul schneller konzipieren und realisieren als ein komplettes sicheres System für die Schutztür. Als Fixpunkte stehen lediglich die Bauform mit den entsprechenden Abmessungen und die einheitlichen Steckverbindungen fest – was genau auf dieser Plattform dann passiert, darüber entscheidet alleine die technologische Kreativität.