Das europäische Halbleiter-Ökosystem stärken NanoIC-Pilotanlage: Entscheidende Rolle beim EU-Chipgesetz

Die NanoIC-Pilotanlage, die als Erweiterung der bereits bestehenden Imec-Pilotanlagen an seinem Hauptsitz in Leuven, Belgien, gebaut wird

Bild: imec
22.05.2024

Für nationale und internationale Unternehmen will Imec eine Plattform schaffen, wo neue Technologien erforscht werden können, bevor sie den Markt bedienen. Dafür wurde jetzt die NanoIC-Pilotlinie errichtet, welche Systems-on-Chip jenseits von 2 nm entwickeln will

Diese Woche kündigt das Forschungs- und Innovationszentrum für Nanoelektronik und digitale Technologien, Imec auf seinem Technologieforum ITF World 2024 an, dass es die NanoIC-Pilotlinie beherbergen wird. Diese Pilotlinie ist Teil der Strategie des EU Chips Act, die darauf abzielt, Neuerungen zu beschleunigen, das Wirtschaftswachstum zu fördern und das europäische Halbleiter-Ökosystem zu stärken.

Chip-Neuheiten für europäische und internationale Unternehmen

Mit seiner F&E-Pilotlinie will Imec eine Technologieplattform schaffen, auf der europäische und internationale Unternehmen neue Technologien erforschen können, bevor sie in die Massenproduktion einfließen. Die NanoIC-Pilotlinie zielt auf die Entwicklung von Systems-on-Chip jenseits von 2 nm ab und wird eine Vielzahl von Branchen in Europa, darunter die Automobil-, Telekommunikations- und Gesundheitsbranche, bei der Entwicklung zukunftssicherer Produkte unterstützen, die Chip-Neuheiten nutzen.

Die Anlage wird als Erweiterung der bereits bestehenden, in den letzten Jahrzehnten aufgebauten Imec-Pilotanlagen errichtet. Die erwarteten Investitionen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro werden durch eine Kombination aus öffentlichen und privaten Beiträgen aufgebracht. Der Beitrag aus den EU-Finanzierungsprogrammen (das heißt Horizon Europe und Digital Europe) durch das Chips Joint Undertaking (Chips JU) und Flandern beläuft sich auf eine vorläufige öffentliche Finanzierung von insgesamt 1,4 Milliarden Euro.

Die Finanzhilfevereinbarung mit dem Gemeinsamen Unternehmen Chips läuft derzeit und wird im Laufe dieses Jahres unterzeichnet. Die privaten Beiträge kommen von mehreren Industriepartnern (einschließlich ASML) und belaufen sich auf 1,1 Milliarden Euro. Diese Eckpfeilerinvestition wird durch starke Beiträge der EU und der weltweiten Industrie zur Durchführung von Projekten in der Pilotlinie noch weiter verstärkt werden.

Im Einklang mit der Vision des Chips Act

Der EU Chips Act setzt wenige ausgewählte Pilotlinien ein, um wichtige Herausforderungen für die europäische Halbleiterindustrie zu bewältigen, wie zum Beispiel die Überbrückung der Kluft zwischen Neuheit und Produkt oder die Förderung der Zusammenarbeit, und um technologische Innovation, Wirtschaftswachstum und strategische Autonomie zu unterstützen. Das Imec wird die F&E-Pilotlinie für SoCs jenseits von 2 nm beherbergen und an den Pilotlinien für FD-SOI mit geringem Stromverbrauch und für heterogene Systemintegration teilnehmen.

Im Einklang mit der Vision des Chips Act werden Imec und seine Partner in der NanoIC-Pilotlinie CEA-Leti (Frankreich), Fraunhofer-Gesellschaft (Deutschland), VTT (Finnland), CSSNT (Rumänien) und Tyndall Institute mit europäischen und globalen Ausrüstungs- und Materiallieferanten zusammenarbeiten, um eine einzigartige Beyond-2nm-SoC-F&E-Pilotlinie einzurichten. Dies wird es dem europäischen Zulieferer-Ökosystem ermöglichen, seine Wettbewerbsfähigkeit zu verbessern und gleichzeitig die globale Chip-Wertschöpfungskette zu fördern.

Darüber hinaus wird die NanoIC-Pilotlinie eine entscheidende Rolle als Vermittler zwischen bahnbrechenden Halbleiterneuheiten und der europäischen Industrie spielen und es Unternehmen ermöglichen, die fortschrittlichsten Chiptechnologielösungen für ihre zukünftigen Anwendungen zu erforschen.

Neuheiten in Prozessabläufen und Geräten evaluieren

Mit der Pilotlinie will Imec diese Schwelle senken, indem es Process Design Kits (PDKs) für die Frühphase anbietet. Start-ups, KMUs, Universitäten sowie Design- und Systemunternehmen können Design Pathfinding PDKs für das virtuelle Prototyping von Bauelementen und System Exploration PDKs für das Prototyping von fortschrittlichen Technologiekomponenten auf handelsüblichen Foundry-Wafern nutzen.

Foundries und IDMs (Integrated Device Manufacturers) können Neuheiten in Prozessabläufen und Geräten evaluieren, so dass neue Funktionen vor internen Investitionen getestet werden können und somit die Geschwindigkeit und Effizienz der industriellen Prozessentwicklung verbessert wird. Dies ist besonders wichtig für Erstausrüster (OEMs) in Sektoren wie dem Gesundheitswesen und der Automobilindustrie, in denen die Nachfrage nach fortschrittlichen Halbleiterlösungen schnell steigt.

Die NanoIC-Pilotlinie wird europäische OEMs dabei unterstützen, eine Führungsrolle bei kommenden chiplet-basierten Neuheiten zu übernehmen. Durch die Herstellung von Kleinserien bietet Imec den Unternehmen die Möglichkeit, vom Prototyp zur Produktion überzugehen, was wiederum eine schnelle Neuerung und Kommerzialisierung in der europäischen Halbleiterindustrie ermöglicht.

Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte verkürzen

Der Schlüssel zum Erfolg der Pilotlinie ist die Entwicklung einer paneuropäischen Designplattform und der Zugang zu einem Netzwerk von Kompetenzzentren, die Schulungen und Unterstützung zur Verbesserung der Designfähigkeiten anbieten. Die Designinfrastruktur wird ein wichtiges Bindeglied zwischen den Technologie- und Designgemeinschaften sein, um die Entwicklung zu beschleunigen und die Zeit bis zur Markteinführung neuer Produkte, die auf fortschrittlichen Technologien basieren, zu verkürzen.

„Die Unterstützung durch die EU, die flämische Regierung und die Industriepartner wird es uns ermöglichen, nicht nur unsere Führungsposition zu halten, sondern auch näher an den Marktanforderungen zu sein. Die Investition erlaubt es uns, das Volumen und die Lerngeschwindigkeit zu verdoppeln, unser Innovationstempo zu beschleunigen, das europäische Chip-Ökosystem zu stärken und das Wirtschaftswachstum in Europa voranzutreiben“, erklärt Luc Van den hove, Präsident und CEO von Imec.

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