Ein neues modulares Stromversorgungssystem mit erweiterter Funktionalität und Profinet-Kommunikation integriert sich erstmals nahtlos in die durchgängige Automatisierungswelt des Herstellers. Damit bietet es Anwendern höhere Zuverlässigkeit, Effizienz sowie Transparenz im Engineering, in der Inbetriebnahme, im Betrieb sowie bei Wartung und Diagnose.
Modularer Aufbau
Das Stromversorgungssystem Sitop PSU8600 ist als modularer Systembaukasten aufgebaut, lässt sich flexibel für die jeweilige Anwendung zusammenstellen und bei neuen Anforderungen sukzessive erweitern. Das Grundgerät ist für einen Ausgangsnennstrom von 40 A dimensioniert und bereits mit zwei Ethernet-/Profinet-Ports ausgestattet. Damit lässt es sich einfach in eine Netzwerk-Linienstruktur einbinden. Dabei unterstützt die Systemsoftware die funktionale und datentechnische Integration des Geräts in intelligente Produktionsumgebungen. Zur Basisausstattung der Stromversorgung gehören vier einzeln parametrierbare Ausgänge mit einem Ausgangsstrom von bis zu 10 A.
Bei einem Wirkungsgrad von 94 Prozent ist die Abwärme vergleichsweise gering und deshalb eine geringe Baubreite von 125 mm ausreichend. Es benötigt nur wenig mehr als die Hälfte der Einbaubreite einer herkömmlichen Stromversorgung gleicher Leistung und den dort nötigen zusätzlichen Komponenten für den selektiven 24V-Schutz, beispielsweise Leitungsschutzschalter. Die Einspeisung auf der Primärseite erfolgt über einen dreiphasigen Weitbereichseingang für 400 bis 500 V. Die Geräte können für 5 s mit dem 1,5-fachen Nennstrom belastet werden, damit lässt sich zum Beispiel die Stromspitze beim Einschalten der angeschlossenen Verbraucher abdecken. In der Basisausführung ohne Erweiterungsmodule überbrückt das Gerät Netzaussetzer von bis zu 20 ms.
Zur Inbetriebnahme oder im Servicefall kann die Stromversorgung Sitop PSU8600 am Gerät eingestellt und bedient werden. Dazu gibt es frontseitig DIP-Schalter, mehrfarbige LED-Taster sowie Potenziometer für Spannung und Stromschwellwert der einzelnen Ausgänge. Der Stromschwellwert kann zur Erkennung von Überströmen genutzt werden, die vom normalen störungsfreien Betrieb abweichen. Dadurch ist eine Fehleridentifizierung und -Behebung möglich, bevor ein Verbraucher vollständig ausfällt und der Abzweig abgeschaltet wird. Über den integrierten Meldekontakt lässt sich die Betriebsbereitschaft zentral auswerten. Erfordert die Anwendung mehr als vier Ausgänge, kann die Kanalanzahl über Erweiterungsmodule in Stufen von jeweils vier Ausgängen bis auf 16 erhöht werden. Zur Auswahl stehen Erweiterungsmodule (CNX8600) mit vier Ausgängen bis zu je 5 oder 10 A. Diese werden einfach neben dem Grundgerät auf die Hutschiene gesetzt und über den System Clip Link verbunden. Dies ist ein Verbindungsstecker für Energieversorgung und Systemdaten an der Oberseite, der jegliche Zusatzverdrahtung zwischen den Modulen erübrigt.
Über den gleichen Mechanismus werden optionale Puffermodule (BUF8600) angeschlossen, womit sich die Netzausfallüberbrückungsdauer verlängern lässt. Hier stehen Varianten mit Pufferzeiten von 100 sowie 300 ms bei einem Laststrom von 40 A zur Verfügung. Zwei Puffermodule können kombiniert werden, so lässt sich die Überbrückungszeit auf bis zu 600 ms bei maximalem Laststrom von 40 A erhöhen – bei geringerer Last reicht die gepufferte Energie entsprechend länger. Per Parametrierung kann dem Ausgang 1 im Pufferbetrieb Priorität gegeben werden. Die gespeicherte Energie steht dann am Ausgang 1 bis zur maximalen Pufferzeit zur Verfügung, während die anderen Ausgänge nach der halben Pufferzeit abgeschaltet werden.
Die Reihenfolge der maximal fünf möglichen Zusatzmodule aus dem Systembaukasten ist beliebig. Ein nachträglicher Ausbau ist darum jederzeit möglich, ohne dass die aktuell installierte Konfiguration verändert werden muss. Die Ausgänge sind beim Einschalten des Netzteils individuell zuschaltbar: entweder alle gleichzeitig, mit einem Versatz von 25 beziehungsweise 100 ms zwischen den Ausgängen, oder lastverbessert. Letzteres bewirkt, dass der Ausgang durchgeschaltet wird, wenn der Einschaltstrom am vorherigen Ausgang wieder unter dem eingestellten Nennwert abgesunken ist. Die Ausgänge 1 und 2 sowie 3 und 4 lassen sich parallel schalten und jeweils mit einem Ausgangsstrom bis maximal 20 A betreiben. Für jeden Ausgang ist die Spannung von 12 bis 28 V stufenlos einstellbar. Dadurch können leitungsbedingte Spannungsabfälle einfach kompensiert werden, oder aber zusätzliche Netzteile entfallen, etwa für Sonderspannungen wie 12 V oder 15 V DC.
Transparenz sorgt für Zuverlässigkeit
Für dauerhaft zuverlässigen Betrieb der Stromversorgung und der versorgten Anlagenteile bietet das System vielfältige Überwachungs- und Diagnosefunktionen. Damit ein Kurzschluss oder Überlast an einem Verbraucher nicht zum Stillstand der gesamten Anlage führen, überwacht die Stromversorgung den Strom und die Spannung an jedem Ausgang separat und kann auch jeden Ausgang bei einer Störung selektiv abschalten. Überwacht werden außerdem die Betriebszustände aller Ausgänge – ob diese ein- oder ausgeschaltet sind und ob das Abschalten manuell, durch Überlast oder per Steuerbefehl erfolgt ist. Dies gilt ebenso für die frei parametrierbaren Vorwarngrenzen für Überlast an jedem Ausgang sowie die Auslastung und Übertemperatur des Gesamtsystems. Darüber hinaus werden die Zeitpunkte von Netz- und Phasenausfällen erfasst, was beispielsweise zur Analyse der Netzqualität herangezogen werden kann.
Alle diese Informationen lassen sich über die Steuerung Simatic S7 auswerten und in WinCC visualisieren. Über den integrierten Webserver ist zudem die Ferndiagnose möglich. Störungen oder besondere Betriebszustände sind so schnell zu erkennen, zuzuordnen und zu beheben. Mit den Überwachungs- und Diagnosefunktionen ermöglicht das System aber auch die effiziente vorbeugende Wartung: Da Spannungen und Ströme jedes Ausgangs laufend erfasst und via Profinet zur Steuerungsebene übertragen werden können, lassen sich dynamische, kontinuierliche oder sich häufende Überlastzustände frühzeitig erkennen. So können Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, noch bevor eine Störung oder ein Ausfall Schäden in der Anlage verursachen.
Integriertes, effizientes Engineering
Das neue Stromversorgungssystem ist voll implementiert ins aktuelle Engineering-Framework TIA-Portal V13. Auswahl und Vernetzung von Grundgerät und Zusatzmodulen erfolgen ohne lange Einarbeitung mit den bekannten Mitteln und Mechanismen wie Drag & Drop oder Copy & Paste. Im Hardware-Katalog wird die PSU8600 direkt ausgewählt und in die grafische Netzwerkdarstellung übernommen. Die Einbindung in Profinet erfolgt durch einfaches Ziehen von Verbindungen mit der Maus zu den jeweiligen Netzwerkteilnehmern, was typische Fehlerquellen der Projektierung vermeidet.
In der Geräteansicht wählt der Projekteur dann die gewünschten Erweiterungs- sowie Puffermodule per Drag & Drop aus und parametriert beispielsweise Spannung sowie Ausgangsschwellwert der einzelnen Ausgänge oder Betriebs- und Alarmmeldungen. Auch die Zugriffsrechte für das Monitoring über den Web-Server lassen sich mit der integrierten Benutzerverwaltung vergeben.
Zur Integration in Anwenderprogramme stellt Siemens für TIA-Portal oder Step7 standardisierte Funktionsbausteine für die Steuerungen Simatic S7-300/-400/-1200 und -1500 zur Verfügung. Sie übergeben unter anderem die Informationen zur Stromversorgung PSU8600 in die zentrale Systemdiagnose.
Zur Visualisierung dienen kostenfrei erhältliche PSU8600-Faceplates, vorgefertigte Bildbausteine. Damit lassen sich Betriebs- und Diagnosedaten des Stromversorgungssystems auf unterschiedlichen Zielsystemen anzeigen.
Unterstützung des Energiemanagements
Nicht zuletzt unterstützt das Stromversorgungssystem das Energiemanagement via Profinet und Profienergy. Über die einzeln schaltbaren Ausgänge können Gleichstromverbraucher in Pausenzeiten, wenn sie keine Energie benötigen, programmgesteuert abgeschaltet werden. Die Stromversorgung Sitop PSU8600 erfasst die aktuellen Strom- und Spannungswerte für jeden Ausgang separat und stellt diese zur Auswertung sowie Archivierung (Data-Logging), beispielsweise in überlagerten Energiemanagementsystemen, zur Verfügung. Der Systembaukasten der PSU8600 wird kontinuierlich erweitert, beispielsweise sind zusätzliche Grundgeräte sowie Puffermodule in Vorbereitung.