LiFi ist eine drahtlose Technologie, die zur Datenübertragung Licht statt Funkfrequenzen nutzt. Durch die Übertragung im Lichtspektrum ermöglicht LiFi eine schnelle und zuverlässige drahtlose Kommunikation mit unübertroffener Sicherheit im Vergleich zu herkömmlichen Technologien wie Wi-Fi und 5G. Die Arbeitsgruppe 802.11bb für Lichtkommunikation wurde 2018 unter dem Vorsitz von pureLiFi und mit Unterstützung des Fraunhofer HHI gegründet. Beide Unternehmen nehmen bei der Entwicklung von LiFi eine Vorreiterrolle ein.
Der IEEE 802.11bb-Standard definiert die physikalische Schicht und Systemarchitekturen für die drahtlose Kommunikation über Licht. Der neue Standard wurde im Juni 2023 verabschiedet. Er bildet eine Grundlage für die breite Einführung der LiFi-Technologie und ebnet den Weg für die Interoperabilität von LiFi-Systemen mit dem etablierten Wi-Fi-Standard.
LiFi-Technologie als Ergänzung für den Wi-Fi-Standard
Richard Webb, Direktor für Netzwerkinfrastruktur beim Branchenanalysten CCS Insights kommentiert: „Der IEEE 802.11bb-Standard ist ein wichtiger Meilenstein für die LiFi-Technologie, da er LiFi als ergänzende und integrierte Technologie neben dem äußerst erfolgreichen Wi-Fi-Standard positioniert. Dies eröffnet spannende neue Möglichkeiten für LiFi, um nahtlos mit Wi-Fi zusammenzuarbeiten und die Kommunikation in zahlreichen Anwendungen zu verbessern, vom schnellen, sicheren Internetzugang zu Hause und im Büro bis hin zur Ausweitung der nächsten Generation auf breitere Märkte wie XR und Spatial Computing.“
Volker Jungnickel, Leiter der Gruppe „Metro-, Access- und Inhouse-Systeme“ am Fraunhofer HHI und technischer Redakteur der Arbeitsgruppe, hebt die Bedeutung des globalen LiFi-Standards hervor: „Der IEEE 802.11bb Standard ist ein bedeutender Schritt, um die Interoperabilität zwischen vielen LiFi Anbietern sicherzustellen. Daneben sind LiFi-Lösungen nun auch innerhalb des Wi-Fi-Ökosystems möglich. Das ist zum Beispiel eine wichtige Voraussetzung für neue und innovative IoT-Anwendungen. Wenn wir Kabel durch drahtlose Verbindungen mittels Licht ersetzen, können wir unzählige Sensoren und Aktoren mit dem Internet verbinden. Deshalb glauben wird, dass hier ein zukünftiger Massenmarkt für LiFi entsteht. Das Fraunhofer HHI freut sich darauf, mit LiFi-Anbietern aus der Beleuchtungs- und Kommunikationsbranche zusammenzuarbeiten, um dies in die Tat umzusetzen.“
„Die Verabschiedung des IEEE 802.11bb-Standards ist ein bedeutender Moment für die mobile Kommunikation,“ sagt Nikola Serafimovski, VP für Standardisierung bei pureLiFi und Vorsitzender der 802.1bb-Arbeitsgruppe. „Durch diese Aktivitäten sind einige der größten Branchenakteure auf LiFi aufmerksam geworden, von Halbleiterunternehmen bis hin zu führenden Mobiltelefonherstellern. Wir haben mit diesen wichtigen Interessenvertretern zusammengearbeitet, um einen Standard zu schaffen, der der Industrie alles bietet, was sie braucht, um LiFi im breiten Umfang einzuführen.“
Produkte auf Basis der LiFi-Technologie
Das Fraunhofer HHI ist Vorreiter bei der Forschung und Entwicklung von LiFi und hat mit seiner NEON-Serie bereits verschiedene LiFi-Produkte entwickelt, die 802.11bb unterstützen können. Das Institut bietet alle Komponenten für LiFi-Systeme, entwickelt maßgeschneiderte Prototypen für spezielle Anwendungen und führt Feldversuche in realen Szenarien durch. LiFi bietet mobile Daten, wo der Funk an seine Grenzen stößt, wie zum Beispiel bei der drahtlosen Netzanbindung in Gebäuden, in Klassenzimmern, in medizinischen und industriellen Szenarien.
Es ergänzt Wi-Fi und 5G beziehungsweise dient als Alternative dazu. 802.11bb lässt sich problemlos in die bestehenden Gebäudenetze integrieren. Der Betrieb im faktisch exklusiv nutzbaren optischen Spektrum sorgt für höhere Zuverlässigkeit sowie geringere Latenzzeiten im Vergleich zum Funk. Die Lichtausbreitung über die Sichtlinie hat mehrere Vorteile. Licht geht nicht durch die Wände und erhöht auf natürliche Weise die Sicherheit durch geringe Stör- und Abhörrisiken. Außerdem kann Licht, anders Funk, eine zentimetergenaue Indoor-Navigation ermöglichen.
„Das Fraunhofer HHI begrüßt den neuen IEEE Std 802.11bb ausdrücklich,“ kommentiert Dominic Schulz, der die LiFi-Entwicklung am Fraunhofer HHI leitet. „Damit verfügt LiFi über eine erste Lösung, die die Anforderungen des Massenmarktes erfüllt, das heißt niedrige Kosten, geringer Energieverbrauch und hohe Stückzahlen. Die Industrie kann die existierenden Wi-Fi-Protokolle transparent über Licht als neues Medium wiederverwenden. Dies entlastet die Funkfrequenzen und hebt die Sicherheit sowie die Navigationsfähigkeit von Wi-Fi auf die nächste Stufe.“
„pureLiFi freut sich über die Freigabe des IEEE 802.11bb-Standards,“ sagt Alistair Banham, CEO von pureLiFi. „Dies ist ein bedeutender Moment für die LiFi-Branche, da ein klarer Rahmen für den Einsatz der LiFi-Technologie auf globaler Ebene geschaffen wurde. Wir sind stolz darauf, eine führende Rolle bei der Entwicklung dieses Standards gespielt zu haben und mit den ersten standardkonformen Geräten der Welt bereit zu sein. Die Existenz eines globalen Standards gibt den Geräteherstellern, die LiFi in großem Maßstab einsetzen werden, Vertrauen.“
pureLiFi, ein Pionier in der Entwicklung der LiFi-Technologie, hat bereits die weltweit ersten standardkonformen Geräte entwickelt, darunter die kürzlich veröffentlichte Light Antenna ONE. Analog zur Antennenkette in einem Radiofrequenzsystem (RFS) wie Wi-Fi, ermöglicht die Light Antenna ONE die Übereinstimmung mit dem 802.11bb-Standard. Sie kann in bestehende Wi-Fi-Chipsätze, die jährlich in Milliardenhöhe ausgeliefert werden, integriert werden. LiFi erscheint dem System einfach so, als wäre es ein weiteres Wi-Fi-Band.