In den ersten zehn Monaten dieses Jahres sank die reale Produktion von Maschinen und Anlagen um 0,5 Prozent. Für 2015 rechnet der VDMA mit einem nominalen Produktionsvolumen von 199 Mrd. Euro. Auch für das kommende Jahr erwartet der Verband kein reales Wachstum in der Maschinenbauindustrie.
Angesichts aktueller Krisenherde, die das Geschäft im Maschinenbau global beeinträchtigen, sowie der Investitionszurückhaltung im Inland wertet der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau dies als Erfolg – aber nicht als beruhigendes Zeichen. VDMA-Präsident Dr. Reinhold Festge auf der Jahrespressekonferenz des Verbandes am Donnerstag in Frankfurt: „Mit großer Sorge sehen wir zu viel gefühlte Sicherheit und zu wenig Vorbereitung auf das Morgen in Deutschland. Unsere Null ist daher weder schwarz noch rot, unsere Null ist ein Weckruf: Liebe Regierung, unternehmt endlich etwas!“ Nötig wären zum Beispiel ein Ausbau der digitalen Infrastruktur, ein flexiblerer Arbeitsmarkt, eine steuerliche Forschungsförderung und eine Handelspolitik für neue Märkte.
Der Maschinen- und Anlagenbau in Deutschland ist auch 2015 der größte industrielle Arbeitgeber des Landes geblieben. Seit Beginn des Jahres wurden hierzulande nochmals mehr als 10.000 Menschen zusätzlich eingestellt. Im September beschäftigte die Maschinenbauindustrie in Deutschland damit 1,019 Mio. Menschen – 0,3 Prozent mehr als im Vorjahr.
Fokusländer China, Iran und Russland
Angesichts eines insgesamt schwachen Weltwirtschaftswachstums beobachten Maschinen- und Anlagenbauer die Entwicklungen in drei Schlüsselländern mit besonderer Aufmerksamkeit. Zwar konnten die Exporte der Maschinen- und Anlagenbauer in Deutschland in den ersten neun Monaten des laufenden Jahres preisbereinigt noch um 0,8 Prozent auf 116 Mrd. Euro gesteigert werden. Für China erwartet der VDMA in diesem Jahr jedoch einen Rückgang der Ausfuhren um 5 Prozent auf gut 16 Mrd. Euro. In dem Land sieht der VDMA weiterhin große Chancen für den hiesigen Maschinenbau, der die steigenden chinesischen Anforderungen an Produktivität, Qualität und Ressourceneffizienz mit seinen Produkten und Lösungen bedienen kann.
Im Iran wollen die Maschinenbauer aus Deutschland ihre traditionell guten Geschäftsbeziehungen wieder aufleben lassen, sobald die Sanktionen nach dem „Implementation Day“ gelockert werden. Für eine solche Belebung der Geschäfte muss die Bundesregierung nach Ansicht des VDMA allerdings die Personalstärke in der für Ausfuhren zuständigen Behörde Bafa erhöhen. Von den Banken erwartet der Verband, dass sie ihre restriktive Geschäftspolitik bei Zahlungen mit Iran-Bezug nun rasch ändern. Der VDMA plant seine Mitglieder vor Ort mit der Gründung eines VDMA-Büros in Teheran in der ersten Jahreshälfte 2016 zu unterstützen.
Das Geschäft mit Russland ist im abgelaufenen Jahr kräftig um 27 Prozent auf knapp 3,6 Mrd. Euro gesunken, allerdings konnten die deutschen Maschinen- und Anlagenbauer ihren Marktanteil halten und bleiben wichtigster Technologielieferant. Die Konkurrenz aus China dagegen hat Marktanteile verloren. „Wir wünschen uns mehr Bemühungen seitens der Politik, die Sanktionen schrittweise wieder aufzuheben“, sagte der VDMA-Präsident.
Industrie 4.0 und die Zukunft der Arbeit
„Industrie 4.0 entscheidet sich im Maschinen- und Anlagenbau“, betonte Festge auf der Pressekonferenz. „Wir sind Anbieter und Anwender zugleich. Die Digitalisierung der Produktion - sowohl der Kunden als auch die eigene - bietet dem Maschinenbau eine Perspektive, auch in zehn oder zwanzig Jahren noch führend auf dem Weltmarkt zu sein.“
Richtig sei, dass dabei einfachere Arbeitsplätze verloren gehen können. Aber eine zunehmende Automatisierung bringe nicht nur höherwertige Arbeitsplätze mit sich, sondern hat in der Vergangenheit stets auch für einen Stellenaufbau gesorgt. Wichtig dabei sei allerdings, dass Werk- und Dienstverträge weiterhin hinreichend flexibel genutzt werden können. Der VDMA hat jüngst ein Competence Center Arbeitsmarkt mit dem Schwerpunkt „Zukunft der Arbeit“ gegründet.
Integration von Flüchtlingen in den Arbeitsmarkt
Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist nach Ansicht der deutschen Maschinen- und Anlagenbauer eine Aufgabe, die einen langen Atem benötigt. Qualifikationen müssen in vielerlei Hinsicht erst erworben werden. Insbesondere die Frage der Sprachförderung könne nicht von der Wirtschaft gelöst werden, betonte der VDMA-Präsident. „Zudem brauchen wir einen Rechtsrahmen, der uns die aktive Integration in die Betriebe erleichtert.“ Dazu gehörten unter anderem deutlich beschleunigte Asylverfahren und Praktika für sechs Monate vom Mindestlohn zu befreien.