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Wirtschaftsprognose Brexit führt zu mehr Insolvenzen in Deutschland

publish-industry Verlag GmbH

Schreckgespenst Brexit: Wenn der Brexit käme, würden auch deutsche Unternehmen darunter leiden, wie der Kreditversicherer Euler Hermes herausgefunden hat.

Bild: Evgeny Gromov, iStock
27.05.2016

Nicht nur die britische Industrie, sondern auch zahlreiche deutsche Unternehmen würden ernste Probleme bekommen, wenn sich Großbritannien für ein Ausscheren aus dem europäischen Raum entscheidet. Das zeigt eine Studie des Kreditversicherers Euler Hermes, die einen Domino-Effekt voraussagt.

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Die größten Verlierer wären zwar die Briten selbst, aber ein möglicher Brexit wäre auch ein Albtraum für deutsche Exporteure: Fast 7 Milliarden (Mrd.) Euro an Exporten gingen für sie bis 2019 verloren im Falle eines „harten Ausstiegs“ ohne Handelsabkommen. Auch die Insolvenzen in der Bundesrepublik würden dadurch zusätzlich steigen. Zu diesem Schluss kommt Euler Hermes in seiner aktuellen Studie „Brexit: What does it mean for Europe?“.

„Die deutschen Exporteure wären mit Abstand die größten Verlierer eines Brexits“, sagte Ron van het Hof, CEO von Euler Hermes in Deutschland, Österreich und der Schweiz. „Chinesische und niederländische Exporteure würden bis 2019 zwar ebenfalls jeweils rund 3,2 Mrd. Euro an Ausfuhren verlieren – bei den Deutschen wären es allerdings mehr als doppelt so viele. Besonders betroffen wäre die deutsche Automobilindustrie. Ganze 2 Mrd. Euro fehlende Ausfuhren würden bis 2019 auf ihr Konto gehen, bei den Maschinenbauern wären es rund 1 Mrd. Euro und beim relativ stark vom britischen Markt abhängigen Chemiesektor 1,1 Mrd. Euro. Das bliebe nicht ohne Folge: Wir erwarten für diesen Fall allein durch den Brexit einen Anstieg der Insolvenzen in Deutschland um zusätzlich rund 1,2 Prozentpunkte.“

Selbst bei einem „weichen Ausstieg“ wären bis 2019 insgesamt mehr als 5 Mrd. Euro an Ausfuhren in Gefahr – der Anstieg der Insolvenzen wäre in diesem Fall jedoch moderater und läge bei unter einem Prozentpunkt. Beim deutschen Bruttoinlandsprodukt (BIP) wären bei einem harten Ausstieg bis 2019 zwischen -0,3 und -0,4pp gefährdet, beim weichen Szenario mit Freihandelsabkommen etwa -0,2pp.

„Insgesamt wären die wirtschaftlichen Verlierer auf EU-Seite vor allem die Niederlande, Irland und Belgien – noch vor Deutschland, Frankreich und den USA“, sagte Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Euler Hermes Gruppe. „Bis 2019 würden Insolvenzen dort durch einen Brexit um jeweils bis zu 2,5%, 2% und 1.5% höher ausfallen als ohne Ausstieg. Auch der Negativeffekt auf das BIP wäre stark. Die Niederlande würden bis zu 2,4pp ihres Wirtschaftswachstums einbüßen im harten Szenario und selbst mit Handelsabkommen wären es -1,5pp. Der größte Effekt käme von finanziellen Abhängigkeiten durch Holdingstrukturen niederländischer Firmen, aber auch Chemie-, Lebensmittel- und Elektronikexporteure wären besonders betroffen.“

Großbritannien selbst würde ein möglicher Brexit jedoch weiterhin am härtesten treffen. Die Negativauswirkungen würden sich dabei sukzessive in den drei Jahren nach dem Ausstieg zeigen und ihren Höhepunkt erst 2019 erreichen.
Großbritannien: Im „Worst Case“ bis 2019 zusätzliche 1.700 Pleiten und Rezession. „Die zusätzlichen Pleiten in Großbritannien wären für deutsche Exporteure ein wachsendes Risiko“, sagte Van het Hof.

Die vollständige Studie „Brexit: What does it mean for Europe?“ (Englisch) finden Sie bei Euler Hermes zum Download.

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