Mads Nipper ist mit diesem Beitrag im P&A-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.
Die heute dominierenden technologieorientierten Geschäftsmodelle werden bis 2025 erheblich an Bedeutung verlieren, so eine Studie des VDMA. Digitale, datengesteuerte Dienste und Serviceleistungen werden ihren Marktanteil hingegen deutlich ausbauen. Auch Grundfos sieht die verstärkte Bedeutung von digital-basierten Geschäften. Weil dabei die Vernetzung das absolute „Must have“ ist, sind die Anforderungen an die Intelligenz und die Konnektivität von Pumpen zentral wichtig. Ein konkretes Beispiel dafür ist das Druckmanagement.
Druckmessung an kritischen Punkten
Der Hintergrund dazu: Hauptmerkmal von Wasserversorgungsnetzen (der kommunalen Versorger, auch in Industrieparks) sind die großen Verbrauchsschwankungen, die unbedingt berücksichtigt werden müssen, wenn die Wasserverluste und Betriebskosten niedrig bleiben sollen. Das Pumpensystem ist naturgemäß auf den maximalen Bedarf auszulegen. Die meiste Zeit ist der Förderstrombedarf jedoch sehr viel geringer, sodass die Wirtschaftlichkeit einer Einzelpumpenanlage mit sinkendem Volumenstrom schnell abnimmt – ein geeignetes Druckmanagement ist gefragt.
Das bedeutet: Der Systemdruck wird stets auf einem optimalen Niveau gehalten; das sichert die Versorgung der Verbraucher, vermeidet zugleich schädliche Druckspitzen. Durch Absenken des überschüssigen Drucks um 50 Prozent können die Leckagen um mindestens 30 Prozent reduziert werden. Wasserversorger können also mit dem Druckmanagement enorme finanzielle Einsparungen realisieren.
Grundfos hat dafür die Demand Driven Distribution (DDD) entwickelt. Diese Lösung misst den Druck im Netz mithilfe einer Reihe von Drucksensoren, die an kritischen Punkten montiert und mit einer Fernüberwachung verbunden sind. In weltweit rund 100 Projekten mit DDD-Einsatz wurden im Durchschnitt diese Resultate ermittelt: 15 Prozent geringere Leckagen, 25 Prozent Energieeinsparungen und 35 Prozent weniger Rohrschäden.
Nachhaltigkeit als Geschäft
Digitalisierung ist zudem ein Schlüssel zur Nachhaltigkeit und zum Klimaschutz – Ziele, zu denen wir uns auch im Rahmen der Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen (SDG, Sustainable Development Goals) verpflichtet sehen. Grundfos konzentriert sich insbesondere auf die Ziele „Sauberes Wasser und Sanitäreinrichtungen“ sowie „Maßnahmen zum Klimaschutz“. Denn hier haben smarte Pumpen- und Wasserlösungen die größte Wirkung.
Das Bekenntnis zu den SDG ist nicht nur Philanthropie, sondern Teil des Geschäftsmodells. Mehr noch: Nachhaltigkeit war und ist das ureigene Geschäft des Unternehmens. Denn das Management ist sich des Geschäftspotenzials der SDG-Ziele durchaus bewusst.
Es gilt, Lösungen zu identifizieren und zu entwickeln, die skalierbar und für andere Einsatzmöglichkeiten nutzbar sind. Beispielsweise hat sich die Umkehrosmose (RO) als kostengünstiges Verfahren zur effizienten Wiederverwendung von Wasser erwiesen. Die Wasserwiederverwendung ist mittlerweile auch ein zunehmend interessantes Thema für die Industrie – zur Kesselspeisung, als Kühlturm-Nachspeisewasser, generell zur Reinigung und als Spülwasser.
Den Mindset für Wasser korrigieren
All dies zeigt: Wir brauchen einen anderen Mindset in Sachen Wasser, insbesondere hinsichtlich dessen finanziellen Werts. Buchstäblich alle müssen hier eine aktive Rolle übernehmen. Die Politik muss die notwendigen Gesetze erlassen, etwa die Festlegung von Grenzwerten für Leckagen. Die Kommunen müssen verfügbare wasser- und energieeffiziente Lösungen umsetzen, um Wasserverluste zu minimieren und um eine gesicherte Wasserqualität zu gewährleisten. Unternehmen müssen der verantwortungsvollen Wassernutzung, -wiederverwendung und -aufbereitung sowie energieeffizienten Lösungen Vorrang einräumen.
Und wir alle, als Gemeinschaft, müssen bereit sein, einen fairen Preis für Wasser zu zahlen.