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Daten zum Energiemix Rekorderzeugung von Grünstrom im ersten Halbjahr

Das erste Halbjahr brachte Aufwind für Erneuerbare. Einem Rekord-Zubau von Solarenergie steht dabei eine eher schwache Expansion von Windkraftanlagen gegenüber.

Bild: iStock, Galeanu Mihai
05.07.2024

Im ersten Halbjahr 2024 wurde in Deutschland mit 140 TWh so viel erneuerbarer Strom erzeugt wie noch nie zuvor. Das geht aus Daten des Fraunhofer-Instituts für Solare Energiesysteme ISE hervor. Ebenfalls zu sehen: Fossile Energieträger befinden sich auf einem Tiefststand.

Das Fraunhofer ISE hat seine Halbjahresauswertung zur öffentlichen Nettostromerzeugung vorgelegt. Sie basieren auf Daten von Energy-Charts und zeigen: Im ersten Halbjahr lag der Anteil von Grünstrom bei 65 Prozent, so hoch wie noch nie. Windenergie war dabei erneut die mit Abstand stärkste Stromquelle, mit 73,4 gegenüber 66,8 TWh im ersten Halbjahr 2023. Ihr Anteil an der öffentlichen Nettostromerzeugung lag bei 34,1 Prozent, wobei 59,5 TWh an Land und 13,8 TWh auf dem Meer erzeugt wurden.

Photovoltaikanlagen speisten 32,4 TWh ins Netz ein, ein Zuwachs von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr (erstes Halbjahr 2023: 28,2 TWh). Die Stromerzeugung aus Wasserkraft stieg auf 11,3 TWh (erstes Halbjahr 2023: 8,9 TWh), die Biomasse hatte einen leichten Rückgang von 21,6 TWh auf 20,8 TWh.

Insgesamt wurden 140 TWh aus erneuerbaren Quellen erzeugt. Der Anteil erneuerbarer Energien an der Last (entspricht der Summe aus Stromverbrauch und Netzverlusten) stieg auf 60 Prozent (Vorjahr: 55,7 Prozent).

Fossile Stromerzeugung auf Tiefstwert

Insgesamt wurden im ersten Halbjahr 2024 215 TWh Strom erzeugt, gegenüber 222 TWh im gleichen Zeitraum 2023. Der Anteil der fossilen Energieträger ging dabei weiter zurück, von 39,6 Prozent auf 35 Prozent. Mit 75 TWh wurde so wenig Strom aus Kohle, Erdgas, Öl und nicht-erneuerbarem Müll erzeugt wie nie zuvor.

Seit 2015 ist die Erzeugung aus erneuerbaren Quellen um 56 Prozent gestiegen, die Erzeugung aus fossilen Quellen dagegen um 46 Prozent gesunken. Die Last lag im ersten Halbjahr bei 233 TWh und erhöhte sich damit um 1,8 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum (erstes Halbjahr 2023: 229 TWh).

Import, Export und Börsenpreise

Im ersten Halbjahr 2024 wurden im Saldo 11,3 TWh Strom importiert (erstes Halbjahr 2023: 0,8 TWh Export im Saldo). Die Stromimporte kamen aus Skandinavien (Dänemark, Schweden und Norwegen), Frankreich, der Schweiz, Belgien und den Niederlanden. Durch die günstigen Strompreise der Wind- und Wasserkraft in Skandinavien waren Stromimporte billiger als Strom aus deutschen Kohle- und Gaskraftwerken. Exportiert wurde Strom nach Österreich, Tschechien, Luxemburg und Polen.

Die Börsenstrompreise sanken dabei von 100,54 Euro/MWh (Day-Ahead-Auktion, volumengewichtet) auf 67,94 Euro/MWh. „Der Effekt von sinkenden Börsenstrompreisen wird sich mittelfristig in Strompreisen von privaten und industriellen Endkunden zeigen“, sagt Dr. Bruno Burger, leitender Wissenschaftler bei den Energy-Charts am Fraunhofer ISE. Stark rückläufig war auch der Preis für Erdgas, der von 44,99 Euro/MWh auf 29,71 Euro/MWh sank. Beide Preise nähern sich damit weiter dem Preisniveau in den Jahren vor dem Ukrainekrieg an. Auch die Kosten für CO2-Emissionszertifikate gingen zurück: von 86,96 auf 63,60 Euro pro t CO2.

Schwacher Zubau bei Windkraft

Nach einem Rekord-Zubau von 15,3 GW Solarleistung 2023 ist der Photovoltaik-Zubau auch 2024 weiterhin stark: Bis Ende Mai wurden 6,2 GW installiert. Der geplante gesamte Ausbau für 2024 beträgt 12,5 GW. Die gesamte installierte PV-Leistung liegt damit bei 88,9 GW.

Der Windkraft-Zubau hingegen ist schwach und liegt weit hinter den Ausbauzielen für 2024 zurück. An Land kam 0,8 GW neue Leistung hinzu, auf dem Meer 0,2 GW. Die Gesamt-Ausbauziele für 2024 liegen bei 7 GW Onshore und 1 GW Offshore. Spitzenreiter bei der installierten Windleistung pro Einwohner ist das Bundesland Brandenburg (3.408 W/Einwohner) vor Schleswig-Holstein (2.928 W) und Sachsen-Anhalt (2.487 W).

Bei der installierten Solarleistung liegt ebenfalls Brandenburg vorne (2.669 W/Einwohner), gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (2.398 W/Einwohner) und Sachsen-Anhalt (1.988 W/Einwohner).

Mehr Batteriespeicher

Der Ausbau elektrischer Energiespeicher, ein wichtiger Faktor für den untertägigen Ausgleich der erneuerbaren Stromerzeugung, schreitet voran. 2024 gingen bisher Speicher mit einer Leistung von 1,8 GW und einer Kapazität von 2,5 GWh neu ans Netz. Die installierte Leistung der Batteriespeicher ist mit 9,9 GW nun gleich groß wie die installierte Leistung der Pumpspeicher. Bei der Speicherkapazität liegen die Batteriespeicher bei 14,4 GWh und die Pumpspeicher bei 40 GWh.

Bildergalerie

  • Öffentliche Nettostromerzeugung im ersten Halbjahr 2024. Die Grafik zeigt die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung. Das ist der Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt. Die Erzeugung aus Kraftwerken von „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, das heißt die industrielle Erzeugung für den Eigenverbrauch, ist nicht berücksichtigt.

    Öffentliche Nettostromerzeugung im ersten Halbjahr 2024. Die Grafik zeigt die Nettostromerzeugung aus Kraftwerken zur öffentlichen Stromversorgung. Das ist der Strommix, der tatsächlich aus der Steckdose kommt. Die Erzeugung aus Kraftwerken von „Betrieben im verarbeitenden Gewerbe sowie im Bergbau und in der Gewinnung von Steinen und Erden“, das heißt die industrielle Erzeugung für den Eigenverbrauch, ist nicht berücksichtigt.

    Bild: Fraunhofer ISE; Energy-Charts

  • Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern legte im ersten Halbjahr 2024 weiter zu, die Erzeugung aus Braunkohle und Steinkohle ging weiter zurück.

    Die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energieträgern legte im ersten Halbjahr 2024 weiter zu, die Erzeugung aus Braunkohle und Steinkohle ging weiter zurück.

    Bild: Fraunhofer ISE; Energy-Charts

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