Sinkende Geburtenraten in Kombination mit der generell alternden Bevölkerungsstruktur haben zur Folge, dass laut Bundesagentur für Arbeit 400.000 qualifizierte Immigranten jährlich nötig wären, um mit der steigenden Nachfrage fertigzuwerden – eine Herkulesaufgabe. Und auch in anderen Ländern rund um den Globus sieht die Situation düster aus. Die Frage ist also: Wie können wir trotz Personalmangels unseren Wohlstand in Deutschland und der EU auch in Zukunft aufrechterhalten?
Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken, setzen stark alternde Gesellschaften wie Südkorea und Japan, wo die arbeitsunfähige Bevölkerung bis 2040 knapp 50 Prozent ausmachen soll, zunehmend auf eine breite Nutzung von Robotik und industrieller Automatisierung. Sich wiederholende, teilweise auch gefährliche Aufgaben werden vermehrt von Robotern übernommen. Diese supplementieren nicht nur die ständig schrumpfende arbeitsfähige Bevölkerung, sondern ermöglichen es Menschen auch, sich sichereren und erfüllenderen Tätigkeiten zu widmen – so werden Fachkräfte effizienter alloziert. Gerade in Deutschland, wo bis 2030 rund 33 Prozent der Arbeitskräfte in den Ruhestand gehen werden, scheint es für den Fortbestand unseres Landes dringend notwendig, diese aufkeimenden Technologien rasch zu voller Blüte zu bringen.
Der Bereich Industrielle Inspektion veranschaulicht diese Lage ausgezeichnet: hochausgebildete erfahrene Fachkräfte führen Inspektionsgänge aus, um den Status der Anlagen zu prüfen. Für größere Chemieparks sind dies schnell 60 Mitarbeiter die pro Schicht 1-2 Stunden eine wiederholende und ermüdende Aufgabe erledigen. Nicht nur ist dies bei dem hohen Fachkräftemangel ein unproduktiver Einsatz von Arbeitskräften mit potenziellen Gefahrensituationen verbunden, sondern stellt auch per se ein Sicherheitsrisiko dar: repetitiven Tätigkeiten sind ermüdend, was Fehler begünstigt. Schätzungen zufolge ist ein großer Teil der Unfälle in Chemie-, Öl- und Gasindustrie auf menschliches Versagen zurückzuführen.
Auch digitale Lösungen, zum Beispiel Inspektion mittels IoT-Sensoren, sorgen nur für rudimentäre Verbesserungen. Der Grund: Neben der unter Umständen sehr teuren Sensorik selbst muss auch in eine entsprechende IoT-Netzinfrastruktur für die Energieversorgung und die Übertragung der Daten investiert werden. Zusätzlich müssen auch diese Sensoren wieder gewartet werden.
Software für mobile Roboter ist hier der Schlüssel; die es ermöglicht, genau solche Inspektionsaufgaben autonom auszuführen. Sie ist in der Lage Menschen von repetitiven, unerwünschten und gefährlichen Aufgaben zu befreien. Zu diesem Zweck können die Roboter mit der Software festgelegte Inspektionsrouten selbständig befolgen, zuverlässig Inspektionsdaten sammeln, diese direkt auswerten und an die zuständige Stelle weiterleiten. Jeder Roboter kann, je nach Aufgabe und Umgebung, individuell gestaltet werden, was sowohl die Sensorik als auch die Art der Fortbewegung betrifft – die Auswahl ist groß und reicht von rollenden Robotern über Vierbeiner bis hin zu Drohnen.
Die Inspektion durch autonome mobile Roboter ist ohne Frage ein großer Sprung in Richtung Industrie 4.0 – und gleichzeitig nur der erste Schritt zu dem, was möglich ist. Der nächste sind sogenannte mobile Manipulatoren: Bestückt man die Inspektionsroboter zum Beispiel mit einem Greifarm, können diese unmittelbar und selbständig Änderungen vornehmen. Und dies würde dann bald zu vollautonomen Roboterarbeitern führen. Schon jetzt prophezeien höhere Prozesseffizienz mit geringerer Ausfallzeit, gesteigerte Arbeitssicherheit und intelligente Datenanalyse mittels KI eine strahlende Zukunft für die Robotik. Eine Kampfansage an den Fachkräftemangel.