Jährlich sterben laut Oxfam mehr als zwei Millionen Menschen an den Folgen von unreinem Trinkwasser, beispielsweise durch Infektionskrankheiten wie Cholera und Typhus. Arme Länder können sich teure Trinkwasseraufbereitungsanlagen nicht leisten und in Krisen- oder Kriegsgebieten sind diese zerstört worden. Trinkwasser ist also ein essentielles Gut, das nicht für alle Menschen ausreichend zur Verfügung steht. Forscher des KTH Royal Institute of Technology in Stockholm wollen diese Situation ändern und haben einen kostengünstigen Zellstoff-Filter aus Holz entwickelt, der Wasser ohne Strom filtern und sogar von Keimen und Viren befreien kann.
Die Macht der Anziehungskraft
In eine Polymerlösung werden positiv geladene, elektrische Partikel aus Kunststoff gegeben. Dazu wird dann der Zellstoff, eine Zellulose aus Holz, eingetaucht, an dessen Oberfläche sich die Partikel heften. Viren und Bakterien sind wiederum negativ geladen und werden daher von den positiv geladenen Partikeln angezogen. Aus dieser Anziehungskraft können sich die Viren und Bakterien nicht aus eigener Kraft lösen und sterben schlussendlich ab. Eine der Forscherinnen, Josefin Illergård erklärt: „Einer der Vorteile von mit Polymeren bedeckten Oberflächen ist, dass Bakterien keinen Widerstand entwickeln werden.“ Um den einfachen Schmutz zu lösen, funktioniert der Zellstoff-Filter wie ein Sieb: Durch die feinen Poren des Materials aus Holz kann ausschließlich reines Wasser diffundieren, sodass der Schmutz ausgefiltert wird.
Tropfen für Tropfen
Noch ist der Filter nicht für große Mengen geeignet, denn das Wasser wird, zumindest in der Laboranlage, tropfenweise gefiltert. Der Zellstoff selbst könne nach dem Gebrauch verbrannt werden, meint das Forscherteam. Als erstes könnte der Filter in Krisengebieten eingesetzt werden, in denen temporär Wasser Mangelware ist. Möglich wird das der Preis machen, denn der Zellstoff aus Holz ist, besonders im dicht bewälderten Skandinavien sehr günstig und auch die Partikel aus Kunststoff sind preiswert. Josefin Illergård arbeitet seit etwa einem Jahrzehnt mit antibakteriellen Fasern aus Holzzellulose: „Wir hatten dieses fantastische Material, das antibakteriell ist und auf unterschiedliche Weise verwendet werden kann, und wir wollten sehen, wie man es in einer Weise benutzt, die wirklich einen Unterschied macht - ein Weg, der ein großes Problem in der Welt anspricht,“ sagt Illergård.