Bei dem verheerenden Tsunami 2011 in Japan wurden auch Produktionsstätten für elektronische Komponenten zerstört. Das führte bei einigen Unternehmen zu Lieferengpässen. Das Unglück zeigt, wie wichtig eine auf „double“ oder sogar „multiple Sourcing“ ausgerichtete Einkaufsstrategie ist. Darunter versteht man die Verteilung des gesamten Einkaufsvolumens einer Komponente auf mehrere Lieferanten, deren Produkte gegeneinander im Gesamt-System ausgetauscht werden können. Die Vorteile liegen auf der Hand. Multiple Sourcing sorgt für Wettbewerb zwischen den Lieferanten, sichert das Unternehmen gegen Lieferprobleme ab und schützt es außerdem vor einer Abhängigkeiten von einzelnen Zulieferern.
Dieser Trend hat natürlich nicht erst 2011 begonnen, sondern sich schon seit vielen Jahren, ausgehend von Großkonzernen und der Automobilindustrie, in verschiedenen Industriebereichen durchgesetzt. Der Mittelstand setzt sich ebenfalls bereits seit einigen Jahren verstärkt damit auseinander.
Für Lieferanten leistungselektronischer Komponenten wie Semikron hat diese Einkaufsstrategie ebenfalls Konsequenzen: Der Markt-Standard an Leistungsmodulen muss im Portfolio verfügbar sein. Multiple Sourcing beginnt aber nicht erst beim Systemhersteller, auch wir bei Semikron kaufen für unsere Leistungsmodule Komponenten zu und müssen diese Strategie berücksichtigen. Das gilt insbesondere für kritische Einzelkomponenten. Im Falle eines Leistungsmoduls trifft dies vor allem auf die Halbleiter zu. Es ist deshalb relevant, in einem Standard-Modul-Package kompatible, also gleich oder höher performante Chips verschiedener Lieferanten zur Verfügung stellen zu können. Nur das garantiert die volle Lieferfähigkeit für den Modulkunden. Natürlich muss das Modulgehäuse mit gleichen Abmaßen und Toleranzen sowie gleicher Spezifikation ausgestattet sein. Mit anderen Worten: Fit, Form and Function sind gleich zum Standard!
Wie kann man sich in einem von Multiple Sourcing dominierten Markt vom Wettbewerb abheben? Das ist, abgesehen von Preis und Qualität des Moduls, auch technologisch möglich. Kompatibilität bedeutet nicht, eventuelle Nachteile, die der Marktstandard besitzt, genauso umzusetzen. Optimierungen sind zulässig. Lässt sich beispielsweise das Schaltverhalten eines Moduls durch interne Designanpassungen in Richtung geringerer Schaltverluste optimieren, ist es sicherlich weiterhin kompatibel. Es arbeitet aber bei einer geringeren Sperrschichttemperatur der Halbleiter und bietet damit eine längere Lebensdauer als der Wettbewerb. Eine weitere Optimierung ist zum Beispiel eine vorher aufgetragene, hochperformante Wärmeleitpaste. Dadurch spart sich der Kunden einen schmutzigen und ungeliebten Prozess und das Modul arbeitet mit einer geringeren Temperatur, was wiederum die Lebensdauer des Moduls verlängert.
Eine Multiple-Sourcing-Einkaufsstrategie garantiert somit nicht nur die Liefersicherheit, sondern kann auch für einen deutlichen technologischen Mehrwert in der Anwendung sorgen.