P&A:
Tools zur Anlagenplanung gibt es doch einige. Warum braucht es überhaupt ein derart umfassendes Parametrier-Tool wie Simatic PDM?
Svitlana Schmitt:
Vergleichen Sie es einmal mit einem Auto und dem Justieren des Reifendrucks: Prüfgerät anstecken, Wert ablesen, mit Plus oder Minus Luft zu- oder ablassen, abziehen, fertig! Mit einem Reifendruckkontrollsystem am Bordcomputer haben Sie einen Schritt mehr, aber es ist immer noch einfach. Jetzt stellen Sie sich mal vor, Sie haben nicht vier, sondern mehrere Hundert Reifen und für jeden müssen Sie ein eigenes Druckkontrollsystem bedienen. Das bedeutet andere Anweisungen erteilen, andere Bedienoberfläche und Bestätigungskonzepte beherrschen. Dieses Beispiel illustriert den Alltag in Prozessanlagen. Das Inbetriebnehmen, Parametrieren oder Instandhalten von Feldgeräten bedeutet Hunderte Geräte, unterschiedliche Bussysteme und viele Hersteller mit eigenen Parametrierwerkzeugen und Bedienkonzepten. Hier setzt der PDM an, so dass Sie nur mit einem Werkzeug über 4.500 Geräte im Griff haben.
Neu ist zudem ein Frontend für den Internet-Browser. Gibt es da keine Sicherheitsbedenken seitens Ihrer Unternehmenskunden?
Sie haben jetzt in der Tat erstmals die Möglichkeit, Feldgeräte anlagenweit über eine Standard-Browser zu administrieren und parametrieren. Die Zugangskontrolle und Rechtevergabe erfolgt dabei über die IP-Adresse. Sessions werden somit nur akzeptiert, wenn der hierfür zugeordnete Web-Client korrekt identifiziert wird. Zudem setzen wir auf Verschlüsselung in der Kommunikation per HTTPS-Zugriff – Sicherheitsrichtlinien, die auch kritische Kunden überzeugen. Egal auf welchem Zugriffsweg legen wir viel Wert auf die individuelle Rechtevergabe – damit jeder Servicetechniker genau darauf zugreifen kann, wofür er zuständig ist.
Der zentrale Ansatz von PDM klingt vernünftig. In welchen Situationen benötigt man denn dann den Stand-alone-Ansatz?
Etwa wenn man ohne Leittechnik arbeitet oder eine Scada-Lösung mit Controller und Visualisierungssystem einsetzt. Dann kann ich nicht an meinem Rechner sitzen und PDM V9.0 nutzen, sondern muss zum Parametrieren zu jedem Gerät einzeln oder zum Busstrang gehen. Auch bei der lokalen Arbeit in der Anlage unterstützt PDM mit neuem Server-Client-Konzept den Mitarbeiter vor Ort, damit dieser bei einer Vielzahl von Messgeräten in einer weit verzweigten Anlage schnell das richtige Gerät findet und die richtigen Parameter einstellen kann. Das spart Zeit und damit Kosten, sowohl bei großen Anlagen mit langen Wegen als auch bei kompakten Anlagen.
Sie unterstützen bei Simatic PDM ja eine Vielzahl von Bussystemen und Protokollen. Welchem System gehört Ihrer Ansicht nach die Zukunft?
Zunächst einmal unterstützen wir alles das, was der Markt verlangt, weil die Kunden nur dann mit unserem System zufrieden sein können. Als Siemens favorisieren wir Profinet. Profinet wird früher oder später im Feld Einzug halten und über kurz oder lang wird das ein wichtiger Standard sein, über den die gesamte Kommunikation von der Office-Welt bis ins Feld stattfindet. Es ist noch zu früh, darüber im Detail zu reden, aber das ist die Zukunft, weil es in puncto Geschwindigkeit und Kostenbewusstsein überzeugt.
Unterstützt PDM den Nutzer auch, wenn ein Gerät ausgetauscht werden muss?
Ja, indem der Anlagenbetreiber im Rahmen der Predictive Maintenance erfährt, wann er ein Gerät neu kalibrieren sollte, damit die Messgenauigkeit nicht leidet oder wann er es sinnvollerweise austauschen sollte, bevor es Probleme bereitet. Dabei lassen sich die Parameter und Daten eines Gerätes auslesen und auf das nächste Gerät übertragen.