Interview „Vom Eingang bis zur Sensorspitze“

ABB AG

Carsten Habersetzer ist Global Product Manager bei ABB

Bild: ABB
07.10.2015

Carsten Habersetzer, Produkmanager bei ABB, über die Einsatzgebiete der Drall-Durchflussmessung, die intelligente Selbstdiagnose und ein neues, intuitives Bedienkonzept.

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P&A:

Zunächst einmal: Welche Rolle spielen Wirbel- und Drall-Durchflussmessung heute?

Carsten Habersetzer:

Die Verfahren kommen etwa bei Dampf-, Kondensat- und Gasanwendungen zum Einsatz, weil hier keine Leitfähigkeit vorliegt, die auch andere Messverfahren möglich machen würde. Ungefähr drei Mal so teuer wie ein Wirbeldurchflussmesser, erfüllen mehr und mehr Coriolis-Massendurchflussmesser typische Vortex-Aufgaben. Wenn es auf absolute Genauigkeit ankommt, etwa in einem Chemiepark oder wenn man Whiskey abfüllt, ist die höhere Investition durchaus angemessen. Aber etwa für eine Kondensatmessung reicht meist der preiswertere Wirbel-Durchflussmesser oder der Drall-Durchflussmesser, der preislich dazwischenliegt. Bei Gasmessung sehen wir aber auch einen Trend hin zum Coriolis, weil sich viele Anwender nicht auf andere Messgeräte umstellen wollen.

Was rechtfertigt den teureren Drall-Durchflussmesser gegenüber den Wirbel-Modellen?

Ein großer Vorteil ist, dass man so gut wie keine Vor- und Nachflussstrecke braucht. Man versetzt das Medium über den feststehenden Eintrittsleitkörper in Rotation und misst deren Frequenz. Das macht das Gerät so unabhängig von den Vorlaufstrecken und verbessert die Genauigkeit. Ein Drall-Durchflussmesser hat meist seine Maximalleistung bei sechs Meter pro Sekunde, ist also nahezu ideal ausgelegt auf die heutzutage üblichen Fließgeschwindigkeiten. Dort wo ich ansonsten die Durchflussleitung reduzieren müsste, um mit einem Wirbel-Durchflussmesser arbeiten zu können, kann ich problemlos den Drall-Durchflussmesser einbauen. Reducer-Vortex-Geräte, wie sie Mitbewerber anbieten, offenbaren hier einige Schwächen, etwa einen immensen Druckverlust, weil das Medium in der kurz ausgeführten Reduzierung im Gerät wie auf eine Wand prallt. Bei einem Drall-Durchflussmessern findet eine sanftere Reduzierung der Durchflussgeschwindigkeit statt.

Können Sie die integrierten Möglichkeiten zur Selbstdiagnose noch etwas ausführlicher erklären?

Zum einen wird der Sensorkreis über einen Signalgenerator überwacht. Dieser erzeugt ein Referenzsignal mit einer bestimmten Frequenz. Kommt das Signal zurück, weiß man, dass die Piezoelemente korrekt arbeiten und intakt sind. Dadurch haben wir zugleich unseren Eingangskreis auf der Sensorseite überprüft, die Signalaufbereitung. Auf der Ausgangsseite gibt es auf dem Kommunikationsboard eine Rücklesefunktion des Stromausgangs. Wir sehen, welchen Wert der aktuelle Durchfluss hat und welcher Ausgangsstrom bei diesem Durchflusswert zu erwarten ist. Der Messumformer vergleicht ständig den erwarteten Wert mit dem aktuellen Stromausgangswert. Gleichzeitig überwacht das Gerät die Kommunikation zwischen Sensor-Board und Ausgangsboard. So wird die komplette Messkette von der Sensorspitze bis zum Ausgang zum Kunden hin überprüft.

Auch in der Bedienphilosophie bemühen Sie sich um eine einheitliche Usability.

Ja genau – alle Produkte sollen ein ähnliches Aussehen und eine ähnliche Bedienphilosophie haben. Die Inbetriebnahme und das Parametrieren sollen mit möglichst wenigen Menüs möglich sein, zumindest was die Grundfunktionen betrifft. Die Feinjustierung kann dann später erfolgen. Und auch die eigenständige Geräteüberwachung trägt dem Trend Rechnung, dass überall immer weniger Mitarbeiter immer mehr Prozesse und Geräte steuern und kontrollieren müssen.

Die Geräte weisen ja eine deutlich schnellere Reaktionszeit auf als die Vorgängermodelle. Wie realisieren Sie das?

Wir haben bei den Vorgängergeräten digitale Signalprozessoren der ersten Generation eingesetzt – die jetzige Modellreihe war mit 15 Jahren sehr lange am Markt. Jetzt mit den neuen Geräten können wir mit bis zu 200 ms Abtastrate schneller auf Durchflussveränderungen reagieren, auch wenn die typischen Wirbelapplikationen das gar nicht so sehr erfordern.

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