Hat die Covid-19-Krise vielen Unternehmen die Augen geöffnet, wie wichtig IIoT mit einem Fernzugriff auf ihre Maschinen ist?
Absolut, denn die Fernwartung ist noch wichtiger geworden, weil bei den Maschinenbauern deren Umsatz verstärkt damit verbunden ist. Wenn Sie bei den Reiseverboten eine Maschine im Ausland in Betrieb nehmen möchten, ist das ohne Fernwartung nicht mehr möglich. Aber auch der Anlagenbetreiber muss die Produktion am Laufen halten und per Fernwartung seine Lieferanten einbinden können. Selbst Serviceunternehmen, die von ihren Kunden nur ein paar Kilometer entfernt sind, dürfen nicht mehr auf das Betriebsgelände, weil es eine Gefährdung für die eigenen Mitarbeiter wäre. Fernwartung ist damit rapide ein essenzieller Teil von Geschäftsbeziehungen im industriellen Bereich geworden.
Dennoch hat das Groß der Maschinenbauer und Anlagenbetreiber noch immer keinen Fernzugriff auf ihre Maschinen. Können Sie das bestätigen?
Ja, Fernwartung wird von Maschinenbauern überwiegend optional angeboten und nur im Fehlerfall benutzt. Bei einem Problem muss ein PC an die Maschine angebunden und Software installiert werden. Das ist dann ein erhöhter Aufwand und mündet oft in Sicherheitsbedenken der IT des Endkunden. Obwohl professionelle Fernwartungslösungen deutliche Vorteile für Maschinenbauer und Anlagenbetreiber bringen, haben nur rund zehn Prozent diese im Einsatz.
Und warum nutzen noch nicht mehr einen Fernzugriff? Welche Bedenken hören Sie typischerweise von Ihren Kunden?
Die größten Bedenken haben Anlagenbetreiber bei der Security, weil sie Fernwartung auf eine Maschine als offene Tür ins eigene Werk ansehen. Und hier müssen wir dem Kunden diese Ängste nehmen – mit Argumenten wie unseren Security-Zertifizierungen nach ISO 27001, ihm die Möglichkeiten aufzeigen, wie er die volle Kontrolle über den Fernzugang hat. Der Anlagenbetreiber muss also immer in der Lage sein, diese Tür in sein Werk zu kontrollieren, beispielsweise in letzter Konsequenz auch mit einem Schlüsselschalter.
Wie aufwändig ist es eigentlich, einen Fernzugriff auf Maschinen einzurichten?
Mit professionellen und sicheren Lösungen wie unserem Router Ewon Flexy 205 und dem Fernwartungsportal Talk2M sehr einfach! Aber Sie müssen bedenken, ein großer Anteil unserer Kunden sind kleinere und mittlere Maschinenbauer, die gerade mit ersten IIoT-Ansätzen wie der Fernwartung starten wollen. Diese Unternehmen haben aber selten die Ressourcen, IIoT-Projekte umzusetzen. Und deswegen gehen wir als Fullservice-IIoT-Lösungsanbieter mit dem Kunden in die Beratung und zeigen ihm auf, wie er die Fernwartung konkret bei seiner Maschine implementieren und bei Bedarf skalieren kann. Innerhalb weniger Minuten sieht der Kunde dann, wie erste KPI-Daten aus der Steuerung der Maschine ausgelesen und über den Router beispielsweise auf einem Tablet zu sehen sind. Der Ewon Flexy 205 öffnet auch die Verbindung zu Talk2M – und das, ohne die Firewall-Regeln des Unternehmens ändern zu müssen, also ohne zusätzliche Gefahr für das Werk. Jetzt sind die Daten über eine gesicherte Verbindung von jedem beliebigen Ort aus zu sehen. Der Zugriff für die Fernwartung ist fertig!
Erlaubt Talk2M auch die volle Nachvollziehbarkeit und Kontrolle aller Aktivitäten?
Das ist neben unseren Security-Zertifizierungen extrem wichtig für die Vertrauensbildung. Jede Aktivität wird protokolliert. Wir können sehr granular Zugriffsrechte und -beschränkungen definieren: Wer kann auf welchen Router zugreifen, auf welche Maschinen oder Geräte darf der Benutzer über den Router zugreifen? In einer weiteren Stufe lassen sich sogar einzelne Ports definieren. Der Maschinenbetreiber besitzt somit die volle Kontrolle über alle Aktivitäten. Er kann beispielsweise dem Lieferanten der Antriebe nur für den Service-Port oder die Geräteadresse einen Zugang geben – also einen Teilaspekt einer Maschine.
Das heißt, über Talk2M kann ein Anlagenbetreiber seinen unterschiedlichen externen Partnern kontrollierten Zugriff auf bestimmte Maschinen gewähren?
Ja, das ist ein Schlüsselpunkt unserer Lösung. Mit Talk2M kann der Betreiber den Fernzugriff auf Maschinen unterschiedlichster Hersteller harmonisieren, zentral verwalten und kontrollieren. Unsere Cloud-Lösung ist dabei sowohl für Maschinenbauer als auch für Anlagenbetreiber gleichermaßen geeignet. So kann der Maschinenbauer dem Endkunden einen Anteil von Kontrolle gewährleisten. Oder wenn der Anlagenbetreiber die volle Kontrolle besitzt, hat er die Möglichkeit, bestimmte Administrationsrechte an seine Lieferanten abzugeben. Diese Features und Usability sind in der professionellen Fernwartungswelt einzigartig – was sich auch an unserem Erfolg weltweit zeigt, schließlich haben wir bereits über 300.000 Maschinen mit Talk2M weltweit vernetzt.
Doch diese professionelle Fernwartungslösung hat doch bestimmt ihren Preis?
Ja hat sie, und zwar null Euro! Wir haben eine freie Version von Talk2M im Angebot. Damit lässt sich eine komplette Anlage mit allen Routern und Benutzern verwalten. Rund 90 Prozent unserer Kunden nutzen Talk2M Free+ für ihre Maschinen. Für eine geringe jährliche Gebühr haben wir noch Talk2M Pro im Angebot. Diese Variante bietet zusätzlich eine erweiterte Benutzerverwaltung, garantierte SLA, unlimitierte gleichzeitige Verbindungen und höhere Datenvolumina.
Wie fassen Sie es zusammen, warum Kunden auf die Fernwartungs- und IIoT-Lösungen von HMS setzen sollen?
Weil wir die Lösung für all seine Connectivity-Probleme haben. Der Maschinenbauer muss sich auf seine Expertise fokussieren können: Welche Daten der Maschine sind relevant, welche Schlussfolgerungen lassen sich daraus ziehen, welchen Mehrwert kann er seinen Kunden damit anbieten? Wir sorgen für die hochsichere Datenkommunikation – und zwar weltweit. Mit HMS als Partner können sowohl Maschinenbauer als auch Anlagenbetreiber die Fernwartung und IIoT-Lösungen schnell und sicher realisieren. Das ist unsere Kompetenz mit über 30 Jahren Felderfahrung.