Vor mehr als 150 Jahren entstand in London das erste U-Bahn-Netz der Welt. Heute besitzt die London Underground mit 402 Kilometern die größte Streckenlänge Europas. Täglich fahren etwa 4,8 Millionen Menschen mit der „Tube“ auf den weit verzweigten Strecken in den Tunneln unterhalb von Londons belebten Straßen. Tendenz des Fahrgastaufkommens: steigend. Damit diese auch zukünftig problemlos und schneller mit der U-Bahn reisen können, soll auf dem gesamten Streckennetz eine neue Zugsicherungstechnik implementiert werden, die kürzere Zugfolgen ermöglicht.
Den Anfang macht dafür das „Four Lines Modernisation Project” (4LM), das zurzeit größte Bahn-Infrastrukturprojekt zur Modernisierung von Signalanlagen weltweit. Es umfasst die Installation neuer Zugsicherungstechnik in den U-Bahn-Linien Circle, District, Hammersmith & City und Metropolitan. Zusammen machen sie 40 Prozent des Verkehrs der London Underground aus.
Schwierige Bedingungen im Untergrund
Ob Staub, Vibrationen oder hohe Temperaturen – die Technik ist in den Tunneln der Londoner U-Bahn schwierigen Bedingungen ausgesetzt, von denen die Passagiere oft wenig mitbekommen. Damit alles reibungslos klappt, ist unter anderem Knowhow aus Detmold im Einsatz: 3.500 Gehäuse des Detmolder Elektrotechnikunternehmens Weidmüller helfen dabei, die sensible Technik, die für die neuen Signalsysteme benötigt wird, in der rauen Umgebung zu schützen.
Die Anforderungen an die Technik sind hoch, wie Detmar Saalmann, Global Segment Manager Transportation bei Weidmüller weiß: „Die feuchte Umgebung in den Tunneln sowie starke Temperaturschwankungen erfordern spezielle Gehäuse mit extra angefertigten Belüftungsabläufen und Dichtungen.“ Zudem muss bei der oberirdischen Anbringung sichergestellt werden, dass die Zugführer nicht durch von den Gehäuseflächen reflektiertes Sonnenlicht geblendet werden. „Diese Herausforderungen wurden bei der Anfertigung der speziellen Gehäuse berücksichtigt und eine reflexionsarme gebeizte Oberfläche entwickelt“, so Saalmann weiter.
Modernisierung bei laufendem Betrieb
Die Arbeitsbedingungen in der London Underground erschweren den Auftrag der Projektpartner, denn die Modernisierungsarbeiten müssen während des laufenden Betriebes durchgeführt werden. „Daneben müssen die neuen Geräte mit der bestehenden, zum Teil über 150 Jahre alten Infrastruktur kompatibel sein und eine Mindestlebensdauer von 40 Jahren besitzen“, erläutert Saalmann.
Ende 2019 werden die Londoner U-Bahn-Fahrgäste erste Ergebnisse der Modernisierungsarbeiten erleben können, wenn die neue Zugsicherungstechnik auf der Circle-Linie in Betrieb geht. Aber das 4LM-Projekt bildet erst den Anfang einer Reihe von Modernisierungsprojekten für die London Underground: Alle weiteren Strecken des Verkehrssystems werden bis 2024 folgen. Wenn alle Arbeiten endgültig abgeschlossen sind, können die Passagiere der London Underground die Vorteile der Modernisierungen für viele Jahrzehnte genießen und schnell in London von einem Ort zum anderen gelangen.