Aktuelle Fabriken kommen aus Zeiten der großen Stückzahlen und der Programmierung, in denen der Roboter eine spezielle Aufgabe perfekt und beliebig oft ausführen kann. Doch die Kundenanforderungen haben sich geändert und werden immer kleinteiliger. Deshalb wird sich auch die Fabrik wandeln. „Um spezialisierte, individuelle und häufig mechatronische Produkte zu vertretbaren Kosten konstruieren und schnell herstellen zu können, sind eine skalierbare flexible Manufaktur nötig und Roboter, die lernfähig sind“, ist Prof. Klaus Bengler von der TUM überzeugt.
Diese Fabrik der Zukunft zu schaffen ist das Kernziel des Mitte 2021 gestarteten Leuchtturmprojektes KI.Fabrik, das der Executive Director des Munich Institute of Robotics and Machine Intelligence (MIRMI), Prof. Sami Haddadin, initiiert hat und dessen Leitung für die Forschungs- und Entwicklungsprojekte der Ergonomie-Professor Bengler übernommen hat. In dem neuen Forschungslaboratorium wird dieser neue Ansatz nun in die Praxis gebracht.
Wissenschaftsminister Markus Blume sagt: „Hier gibt es KI zum Anfassen – ein Forschungslabor direkt im Museum, das ist einzigartig: Dank der Hightech Agenda Bayern erforschen kluge Köpfe im KI.Fabrik-Lab die Fragen: Wie können Mensch und Künstliche Intelligenz voneinander lernen, wie voneinander profitieren? Der Standort im Deutschen Museum macht den direkten Blick auf Forschung und Fortschritt möglich. Das ist Wissenschaftskommunikation und -dialog der besten Art.“
KI-Fabrik: „Auf die menschliche Expertise kommt es an.“
Die technologische Basis bieten digitale Zwillinge und Robotik-Hardware, die von einer KI-Plattform gesteuert werden. Bengler will anhand dieses Systems zeigen, dass Roboter Aufgaben selbständig ausführen können, lernfähig sind und dass sie den Menschen zuarbeiten können. „Auf die menschliche Expertise kommt es an“, sagt Psychologe Bengler, „der Roboter fungiert als Teammate.“ Im neuen Robotik-Lab des MIRMI sind aktuell knapp 100 Roboterarme damit beschäftig sind, sich Kabel zu reichen, nachzumachen, was Wissenschaftler ihnen zeigen, gemeinsam zu lernen und Getriebeteile zusammenzusetzen.
Auf acht so genannte Cases fokussieren die Doktoranden, Doktorandinnen und Post-Docs aus acht Lehrstühlen der TUM. Von Teleoperation über kollektives Lernen bis hin zum Netzwerkdesign werden wichtige wissenschaftliche Themen erforscht. Und die Fähigkeiten der lernfähigen Roboter wachsen ständig: Der Roboter weicht Kollisionen aus, kommuniziert über weite Strecken via Teleoperation oder kooperiert mit anderen Robotern. Sämtliche Fähigkeiten stehen über eine Softwareplattform auch anderen Robotersystemen plattformunabhängig zur Verfügung. Zudem kann der Roboter gewisse Fähigkeiten auf vergleichbare Aufgaben anwenden. „Der Roboter trainiert selbständig und transferiert sein Wissen“, sagt Prof. Bengler.