Die Reinigung von kommunalen und industriellen Abwässern erfolgt in Kläranlagen rund um die Uhr – an sieben Tagen in der Woche. So auch in der Kläranlage Kleinsteinbach, einem Ortsteil der Gemeinde Pfinztal mit heute etwa 2.300 Einwohnern. Nach dem Zweiten Weltkrieg erhielt der Ort ein Kanalnetz, eine Kläranlage und einen Wasserhochbehälter. Unter dem Dach des Abwasserverbands Mittleres Pfinztal und Bocksbachtal sorgt die Kläranlage Kleinsteinbach täglich dafür, dass die Abwässer der Gemeinde von Feststoffen, Fäkalien und unterschiedlichsten organischen Verbindungen befreit werden. Mit einer Kapazität von 32.000 Einwohnerwerten gehört sie dabei zu den mittelgroßen Anlagen in Deutschland. Damit der Betreiber die weitere Anlagenverfügbarkeit sicher stellen kann, entschied er sich im November 2014 zu einer präventiven Befundung seiner Antriebstechnik durch SEW-Eurodrive.
Mit diesem Service beurteilt der Antriebsspezialist aus Bruchsal die Beschaffenheit von Verzahnteilen und Lagern mittels eines flexiblen Videoendo-
skops. Eine Demontage der Getriebe ist dazu nicht erforderlich. Die Sonde des Endoskops wird durch kleine Öffnungen im Getriebe eingeführt. Die hochauflösende Kamera erlaubt somit einen Einblick in das Getriebeinnenleben. Auf Grundlage einer Sichtprüfung an Lagern und Zähnen sowie der Laufbilder an den Zahnflanken schließen die SEW-Spezialisten schließlich auf den Zustand der Antriebe. Schadensbilder wie Graufleckigkeit, Pittings oder Fressen können so frühzeitig erkannt und entsprechende Maßnahmen abgeleitet werden.
Weitere Analysemöglichkeiten bietet SEW-Eurodrive im Rahmen seines „Kurzchecks“. Zustandsgrößen wie der äußere Gesamtzustand, Laufgeräusche, Ölstand und -qualität und so weiter werden hierbei erfasst und bewertet. So können wichtige Informationen über die Beschaffenheit der Antriebstechnik gewonnen werden – die Grundlage zum Optimieren der eigenen Instandhaltung.
Vorbeugende Instandhaltung
Ausgehend vom Gesamtzustand der Verzahnteile sowie der Beschaffenheit des Getriebeschmierstoffs konnten die SEW-Spezialisten dem Kläranlagenbetreiber von Kleinsteinbach Empfehlungen für die untersuchten Antriebe aussprechen. Das Getriebe der Schneckenpumpe am Zwischenhebewerk zeigte bereits erhebliche Verschleißerscheinungen. Insbesondere Rad und Ritzel der abtreibenden Stufe wiesen großflächige Pittings (Grübchen) auf, die im Fortgang zu größeren Flankenausbrüchen und letztendlich zu einem Totalausfall der Antriebseinheit führen können. Weitere Antriebe wie die des Zulaufpumpwerks oder des Räumers konnten die Spezialisten, ausgehend von dem noch sehr geringen Schadensbild, als unkritisch einstufen.
Der Befund veranlasste schließlich den Betreiber zum Ersatz des Bestandsgetriebes (Fremdfabrikat) durch ein Industriegetriebe von SEW-Eurodrive. Das ursprüngliche Kegelstirnradgetriebe mit Riementrieb wurde hierbei durch ein dreistufiges Stirnradgetriebe ersetzt. Servicetechniker haben dies mittels eines Motoradapters mit integrierter, drehelastischer Klauenkupplung an den SEW-Energiesparmotor vom Typ DRN angebunden. Die Verbindung zur Schneckenwelle haben die Techniker mittels einer Bolzenkupplung realisiert, die durch ihre Elastomerelemente Schwingungen und Antriebsstöße kompensiert. Die beim Abschalten des Motors durch das zurückdrängende Wasser auftretenden Rückwärtsbeschleunigungen fängt eine Rücklaufsperre am Getriebe zusätzlich ab.
Mit einer Übersetzung von 36 beträgt das Nennabtriebsdrehmoment des Getriebes der X-Baureihe 8.500 Nm. Die eigenständige Industriegetriebeplattform wird als Stirn- und Kegelstirnradgetriebe angeboten. Mit der hohen Varianz an Zusatzausstattungen und Optionen sowie der Möglichkeit kundenspezifische Anpassungen vorzunehmen, können die Anforderungen der Wasser- und Abwasserwirtschaft erfüllt werden.
Unterstützung in allen Phasen
Neben dem Retrofit bestehender Antriebstechnik unterstützt SEW-Eurodrive Klärwerksbetreiber durch weitere Leistungen, um ungeplante Anlagenstillstände zu vermeiden. So fertigt der Motorenspezialist auch Ersatzteile wie Verzahnungskomponenten, Wellen und so weiter nach Muster und bereitet vorhandene Getriebegehäuse auf. Das Unternehmen hat zudem ein engmaschiges Netz von Service Centern und Technischen Büros, die Kunden auch während der gesamten Betriebsphase unterstützen können.