Immer anspruchsvollere Kundenwünsche, kurze Produktlebenszyklen, dazu die fortschreitende Digitalisierung: Kaum je zuvor mussten sich produzierende Unternehmen an eine derart dynamische Umwelt anpassen wie heute. Wer sich rasch anpassen, also verändern kann, hat einen klaren Wettbewerbsvorteil. Wie aber kann die Wandlungsfähigkeit von Unternehmen gesteigert werden? Dieser Frage widmet sich eine gemeinsame Studie von Acatech – Deutsche Akademie der Technikwissenschaften, Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und Leibniz Universität Hannover (LUH), die Ende der vergangenen Woche veröffentlicht wurde.
Verbesserte Anpassung von Produkten an Kundenwünsche und Marktbedingungen
„Die Vernetzung von Produktionsprozessen zur Industrie 4.0 bringt die Wandlungsfähigkeit produzierender Unternehmen auf ein völlig neues Niveau. Produkte und die damit verbundenen Prozesse lassen sich beim richtigen Einsatz von Industrie 4.0 an Kundenwünsche und veränderliche Marktbedingungen anpassen. Viele Unternehmen zögern dennoch, sich auf die Industrie 4.0 einzulassen – auch deshalb, weil ihnen erfolgreiche Beispiele fehlen. Solche Beispiele und auch entsprechende Handlungsmöglichkeiten legen wir nun vor“, erklärt Projektleiterin und acatech Mitglied Gisela Lanza vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT).
Ausgehend vom Konzept der Industrie 4.0 skizziert die Studie Entwicklungspfade hin zur wandlungsfähigen Fabrik und identifiziert zentrale Handlungsfelder. Die Mitarbeiter spielen dabei vielfach eine entscheidende Rolle. „Technische Lösungen allein reichen nicht. Die Vernetzung von Dingen, Geräten und Maschinen muss mit neuen Formen der Zusammenarbeit von Menschen einhergehen. Das beginnt bei der Qualifizierung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, führt über die Organisation der Zusammenarbeit im Unternehmen und geht bis zur Unternehmenskultur“, so Lanza.
Vorgeschlagen wird ein verstärkter Einsatz von „Lernfabriken“
Im Bereich der Mitarbeiterqualifizierung schlagen die Projektleiter Gisela Lanza und Peter Nyhuis und ihre Mitautorinnen und Mitautoren unter anderem den verstärkten Einsatz von „Lernfabriken“ vor, in denen Arbeitsaufgaben simuliert und Inhalte praxisnah vermittelt werden können. Anhand verschiedenster Aspekte aus den Bereichen, Unternehmensstrategie, Organisation sowie Transparenz und Entscheidungsunterstützung wird beispielhaft aufgezeigt, welche Maßnahmen zur Steigerung der Wandlungsfähigkeit getroffen werden können. Und zum Thema Unternehmenskultur wird unter anderem das Beispiel Google angeführt: Dort legen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eigenständig ihre Ziele fest und können offen mit Fehlern umgehen.
Die Studie „Wandlungsfähige, menschzentrierte Strukturen in Fabriken und Netzwerken der Industrie 4.0“ enthält viele weitere Best-Practice-Beispiele, die auf Basis leitfadengestützter Experteninterviews entstanden sind.