Woher kam der Mut und die Idee, RobCo zu gründen? Es gab ja bereits zahlreiche modulare Robotik-Ansätze. Was machte Eure Idee so einzigartig?
Roman Hölzl:
Es gab zwei Eckpfeiler. Einer war unsere Forschungsarbeit am Lehrstuhl für Robotik und KI in München. Wir haben es geschafft, etwas zu entwickeln, das 30 Jahre lang nicht gelang: wirklich funktionierende modulare Robotik. Science Robotics, das wichtigste wissenschaftliche Journal für Robotik, sah das auch so und hat unsere Arbeit veröffentlicht. Das war sozusagen der erste Stein, der den Ball ins Rollen brachte. Der zweite große Impuls kam von der Industrie selbst, speziell aus dem Mittelstand. Während meiner Uni-Zeit habe ich direkten Kontakt zu mittelständischen Unternehmen gehabt. Das Feedback war klar: „Hör auf, nur Abhandlungen zu schreiben, und entwickle endlich Produkte, die man wirklich nutzen kann.“ So haben wir angefangen, erste Systeme – zum Teil 3D-gedruckt – bei Kunden zu installieren. Und wenn du dann merkst, dass es eine echte Nachfrage gibt und dass du ein Problem lösen kannst, für das die Leute bereit sind, zu zahlen, dann wächst der Mut von selbst. So haben wir es gewagt, RobCo zu gründen.
Du investierst in viele verschiedene Unternehmen aus der Tech-Branche. Wie bist Du auf RobCo aufmerksam geworden und was hat Dich überzeugt, dort zu investieren?
Frank Thelen:
Die Entdeckung von RobCo ist eine klassische Geschichte von gutem Scouting und einem funktionierenden Netzwerk. Einer unserer Freigeist-Partner, Marcel Vogler, ist ständig unterwegs, um interessante Start-ups zu finden. Er hat RobCo auf einem Gründer-Event in München entdeckt. Viele denken, dass ich als bekanntes Gesicht in der Szene einfach nur auf Mails warten muss, in denen die nächsten großen Ideen vorgestellt werden. Aber das Gegenteil ist der Fall. Da kommt fast nur Mist rein (lacht). Die wirklich spannenden Unternehmen müssen wir selbst aufspüren. Unser Ansatz ist eine Kombination aus menschlichem Netzwerk und technologischen Hilfsmitteln. Wir setzen auf KI-basierte Software, die systematisch Unis, Inkubatoren und Social Media scannt. Das alles zusammen bildet unser aktives Scouting. Bei Roman merkten wir sofort: „Wow, der Typ hat einen Plan und denkt groß.“ Nachdem wir uns dann ausführlich mit RobCo auseinandergesetzt hatten, war schnell klar, dass die Idee nicht nur technologisch spannend ist, sondern auch das Potenzial hat, ein echtes Problem zu lösen, nämlich die Automatisierung im Mittelstand. Die Flexibilität des Systems, die Integration in bestehende Prozesse und die Erschwinglichkeit machen RobCo in unseren Augen zu einem echten Game Changer. Dann führten wir intensive Gespräche mit Roman, denn eine Investition ist wie eine langfristige Partnerschaft, oft länger als eine durchschnittliche Ehe (lacht). Es muss also auch menschlich passen. Bei RobCo passte einfach alles, und so sind wir als Investor eingestiegen.
„Der Typ hat einen Plan“, sagte Frank. War für Dich immer klar, einen echten Problemlöser für den Mittelstand schafft man nicht mit Software allein, es muss eine selbst kreierte Kombination mit Hardware sein?
Roman Hölzl:
Ja, das war von Anfang an der Plan unseres Geschäftsmodells. Unser Ziel ist es, eine sehr spezifische „Pain Killer“-Lösung zu bieten, nicht nur etwas, das „nice to have“ ist. Dafür braucht es eine vertikale Integration – Hardware, Software und Implementierung. Reine Softwarelösungen funktionieren in der Robotik nicht so gut. Wir folgen hier eher dem Tesla-Modell: Wir bauen das Fahrzeug selbst, entwickeln die Software und verkaufen direkt an den Kunden. Das ist auch unser Vorteil gegenüber den etablierten Lösungen auf dem Markt, die oft auf bestehende Produkte setzen. Wir haben so die Flexibilität, unsere Lösung exakt an die Bedürfnisse unserer Kunden anzupassen. Gleichzeitig können wir so schneller auf Veränderungen im Markt reagieren und neue Technologien direkt adaptieren.
Muss die Technologie eines Start-ups zwingend ein zentrales Problem lösen, um für Investoren wie Dich interessant zu sein?
Frank Thelen:
Ja, das ist absolut entscheidend. Wir bei Freigeist investieren nur in zwei Unternehmen pro Jahr, und diese Unternehmen müssen wirklich relevante Probleme lösen, die weit über das hinausgehen, was man als „nice to have“ bezeichnen würde. Die Unternehmen, in die wir investieren, müssen das Potenzial haben, ganze Branchen zu verändern oder neu zu definieren. Ich denke, Roman und sein Team sind derzeit technologisch führend, wenn es darum geht, Robotik so einfach und erschwinglich zu machen, dass sie für jedes Unternehmen zugänglich wird – egal, wie groß es ist. Und gerade bei Unternehmen kleiner und mittlerer Größe wird noch viel zu wenig automatisiert. Ich sehe die Lösungen von RobCo als echte Disruption mit enormem Potenzial. RobCo ist ein hervorragendes Beispiel für ein Unternehmen, das auch frühzeitig erkannt hat, wie wichtig Künstliche Intelligenz ist. Sie haben KI von Anfang an in ihre Technologie integriert, noch bevor der große Hype um ChatGPT losging. Das zeigt, wie vorausschauend Roman und sein Team arbeiten. Und wie eben von ihm erwähnt, durch ihre Agilität können sie neue technologische Entwicklungen schnell aufnehmen und in ihre Produkte integrieren – damit tun sich gerade größere und etablierte Unternehmen schwer.
Einfache und bezahlbare Automatisierungstechnik für den Mittelstand also – mit voller KI-Integration. Konkretisiere das doch bitte…
Roman Hölzl:
Auf der Produktebene wollten wir eine Lösung schaffen, die nicht nur technologisch führend ist, sondern auch wirtschaftlich attraktiv. Wenn man sich die Kostenstrukturen in vielen mittelständischen Unternehmen anschaut, dann zahlt ein Unternehmen für einen Mitarbeiter in der Produktion oft 4000 bis 5000 Euro pro Monat, und das für eine einzige Schicht. Wir bieten einen Roboter im Abonnementmodell an, der für etwa 2500 Euro pro Monat zu haben ist, und dieser Roboter kann in drei Schichten arbeiten. Damit kommt man in ein Geschäftsmodell, bei dem der Kunde sagt: „Wirtschaftlich gesehen wäre es dumm, das nicht zu tun.“ Unser Ziel war es immer, die Technologie so zu gestalten, dass sie einen sofortigen wirtschaftlichen Mehrwert bietet. Aber es reicht nicht, einfach nur günstiger zu sein. Wir müssen auch technisch beweisen, dass unsere Lösung funktioniert und dass die Kunden uns vertrauen können. Wir greifen tief in die Kernprozesse der Produktion ein, und das bedeutet, dass unsere Technologie extrem zuverlässig sein muss. Es gibt keinen Raum für Fehler. Ein Roboter muss zu 99,9 % präzise arbeiten, und genau das liefern wir. Auch KI war von Anfang an Teil unserer Technologie. Sie spielt eine zentrale Rolle in der gesamten Prozesskette, von der Simulation bis zur Wartung. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Technologie im Bereich KI entwickelt, habe ich noch nie in einem anderen Bereich gesehen. Robotik ist für uns nichts anderes als verkörperte, angewandte KI.
Wie entscheidest Du, unabhängig von der Lösung, ob die Gründer auch das Potenzial haben, ein Start-up erfolgreich aufzubauen?
Frank Thelen:
Das ist eine der schwierigsten Entscheidungen. Am Ende des Tages kannst du nicht in den Kopf der Gründer schauen. Wenn du investierst, sitzt der Gründer plötzlich auf einer „Rakete“, und das kann entweder großartig sein, weil er damit klarkommt, oder es kann ihn überfordern. Die Fähigkeit, unter Druck stark zu bleiben und gleichzeitig kluge Entscheidungen zu treffen, ist extrem selten – aber genau das ist es, was erfolgreiche Unternehmer ausmacht. Deshalb führen wir viele Gespräche, um zu spüren, wie die Gründer ticken. Wir haben auch schon daneben gelegen, aber wenn es passt und alles zusammenkommt – der richtige Gründer, die richtige Technologie, der richtige Markt – dann entstehen unglaubliche Werte. Genau das erleben wir gerade bei RobCo.
Du warst früher Extremsportler. Wie haben Dir diese Erfahrungen für RobCo geholfen, auch mit Druck umzugehen?
Roman Hölzl:
Der Sport hat mir auf vielen Ebenen geholfen. Ich habe früher Trickskifahren auf hohem Niveau betrieben und mir dabei dann auch mal die Wirbelsäule gebrochen. Ich wusste nicht, ob ich je wieder laufen kann. Solche Erfahrungen prägen dich. Im Sport gibt es extreme Höhen und Tiefen, genau wie im Unternehmertum. Die Fähigkeit, Risiken einzugehen und zu entscheiden, ob man den nächsten Schritt wagt, habe ich aus dem Sport mitgenommen. Manchmal muss man einfach springen, auch wenn man nicht weiß, wie man landet. Der Sport lehrt dich auch, immer wieder aufzustehen – Aufgeben ist keine Option. Das ist auch etwas, was ich zusätzlich aus Franks Mindset mitgenommen haben: Hinfallen, Aufstehen, die Welt verändern – wie auch der Claim seines Buches Startup-DNA heißt, das ich natürlich gelesen habe (lacht). Aber Spaß beiseite, von erfahrenen Gründern wie Frank kann man enorm viel lernen, wenn man erstmals ein Unternehmen aufbaut.
Brauchen Gründer idealerweise den eisernen Willen eines Extremsportlers, um erfolgreich zu sein?
Frank Thelen:
Absolut. Das ist eine der wichtigsten Eigenschaften, die ein Gründer haben muss: die Fähigkeit, immer wieder aufzustehen, auch wenn man hinfällt. Viele erfolgreiche Unternehmer wurden anfangs für verrückt erklärt. Steve Jobs, Elon Musk – beide hatten viele Rückschläge, aber sie sind immer wieder aufgestanden. Das ist Teil des Unternehmertums. Du musst bereit sein, Risiken einzugehen, Rückschläge zu akzeptieren und trotzdem weiterzumachen. Und es geht noch weiter: Du brauchst auch eine gewisse Portion „Größenwahn“, um Dinge zu tun, die andere für unmöglich halten. Wenn du Leuten erzählst, dass du ein Roboterunternehmen im Herzen von München inklusive der Produktion aufbauen willst, dann werden viele sagen: „Du hast doch einen Knall!“ Aber genau das ist die Linie, auf der du gehen musst. Du musst die Vision haben, Dinge zu tun, die sich andere nicht vorstellen können.
Visionen zu realisieren, funktioniert bestimmt nicht mit einer 4-Tage-Woche… Hast Du das Gefühl, dass wir in Deutschland verlernt haben, hart für unseren Wohlstand zu arbeiten?
Frank Thelen:
Es gibt immer Menschen, die anpacken wollen, aber es gibt auch immer mehr Menschen, die Work-Life-Balance und „Workation“ priorisieren, also Arbeiten und Urlaub kombinieren. Das ist in Ordnung, jeder soll leben, wie er will. Aber wenn man mich fragt: Ich glaube an harte Arbeit. Deutschland wurde durch harte Arbeit erfolgreich, und das hat uns zu einer führenden Industrienation gemacht. Wenn ich sehe, dass Unternehmen heute damit werben, dass man freitags von zu Hause arbeiten kann, dann wundere ich mich schon. So werden keine großartigen Unternehmen aufgebaut. Noch mal: Jeder, wie er will, aber ich denke, für den langfristigen Erfolg brauchen wir endlich wieder eine andere Einstellung zur Arbeit. Es ist wichtig, dass man sich glücklich schätzen kann, gesund zu sein und arbeiten zu können. Arbeit sollte eine Quelle der Erfüllung sein, nicht nur ein notwendiges Übel.
Wie siehst Du das Thema „harte Arbeit“ und Erfolg bei RobCo?
Roman Hölzl:
Ohne harte Arbeit geht es nicht. Wir stehen im internationalen Wettbewerb mit Ländern wie China und den USA, wo niemand über eine 4-Tage-Woche spricht. Bei uns im Team sind alle hochmotiviert. Das Team und ich wollen etwas Großes aufbauen, und das gibt uns die Motivation, jeden Tag unser Bestes zu geben. Vielleicht sind wir hier als Unternehmen eher die Ausnahme, eine Art „gallisches Dorf“. Ich glaube auch, dass die manchmal etwas zu laxe Arbeitsmoral in Deutschland langfristig einen negativen Einfluss auf unsere Wirtschaft haben könnte.
Brauchen wir einfach auch mehr „Rockstars“ in der Gründerszene – Vorbilder, die junge Menschen inspirieren?
Frank Thelen:
Ja, davon bin ich voll und ganz überzeugt. Menschen brauchen Vorbilder. Warum spielen so viele Deutsche Fußball? Weil es großartige Fußballspieler gibt, die sie inspirieren, wie Thomas Müller oder früher Lukas Podolski. Sie schauen auf diese Spieler und sagen: „Das will ich auch machen.“ Das Gleiche gilt für die Industrie. Wenn deutsche Unternehmen wie RobCo mit cooler Robotik oder Lilium, die erste elektrische Flugtaxis entwickeln, erfolgreich werden und ihre Geschichten erzählen, dann inspiriert das junge Menschen, selbst auch etwas Großes zu schaffen. Ich glaube also fest daran, dass wir in der Industrie mehr Rockstars brauchen – Menschen, die gezeigt haben, dass es möglich ist, mit guten Ideen und harter Arbeit viel zu erreichen. Es gibt viele großartige Unternehmer in Deutschland, aber sie sind leider oft nicht so sichtbar wie die großen Namen im Sport oder in der Unterhaltungsindustrie.
Siehst Du Roman als einen künftigen Rockstar?
Frank Thelen:
Roman ist voll auf dem Weg, ein echter Rockstar der Industrie zu werden. Aber es gehört mehr dazu, als nur eine erfolgreiche Idee zu haben. Es geht auch darum, wirklich etwas Großes aufzubauen. Roman hat die Chance, ein Unternehmen zu schaffen, das Milliardenumsätze macht, und das ist es, was einen echten Rockstar in der Industrie ausmacht. Es geht nicht nur um das Geld, sondern auch um den Einfluss, den du dann hast. Wenn du ein Unternehmen aufbaust, das international führend ist, dann wirst du auch viel einfacher zu einem Vorbild.
Roman, wie stufst Du Dich selbst ein? Immerhin bist Du schon in der Forbes „30 under 30“-Liste…
Roman Hölzl:
Es ist natürlich eine Ehre, in der „30 under 30“-Liste zu stehen, aber ich sehe mich noch nicht als Vorbild oder Rockstar. Ich glaube, dass wir bei RobCo noch sehr viel zu tun haben, bevor ich mich in dieser Rolle sehe. Unser Fokus liegt momentan darauf, das Unternehmen weiter auszubauen und unsere Vision zu verwirklichen. Wenn wir irgendwann eine halbe Milliarde Euro oder mehr Umsatz machen und 1.000 Mitarbeiter beschäftigen, dann werde ich vielleicht anfangen, darüber nachzudenken, ob ich eine Vorbildrolle habe (lacht). Aber noch sind wir noch ein relativ kleines Unternehmen im internationalen Vergleich, und ich bin sehr stark in das tägliche operative Geschäft involviert. Es gibt noch viele Herausforderungen vorher zu meistern.
Was möchtet Ihr jungen, technikbegeisterten Menschen noch auf den Weg geben?
Roman Hölzl:
Mein wichtigster Rat an junge Menschen ist: Seid mutig und habt keine Angst, Risiken einzugehen. Wenn ihr eine Idee habt, an die ihr glaubt, dann geht diesen Weg. Es wird nicht immer leicht sein, und es wird Zeiten geben, in denen ihr an euch selbst zweifelt. Aber wenn ihr hart arbeitet und an euer Projekt glaubt, dann könnt ihr viel erreichen. Und wenn ihr heute von der Uni kommt und Lust habt, in einem spannenden Umfeld zu arbeiten, dann ist RobCo der richtige Ort für euch. Wir haben ein großartiges Team, starke Investoren und eine Technologie, die weltweit einzigartig ist. Bei uns könnt ihr wirklich etwas bewegen und eure Fähigkeiten in einem innovativen Umfeld weiterentwickeln.
Frank Thelen:
Ich stimme Roman voll und ganz zu. Mein Rat an junge Menschen ist: Nutzt die Chancen, die sich euch bieten, und seid bereit, hart zu arbeiten. Wo du in dein Berufsleben einsteigst, hat einen enormen Einfluss auf dein gesamtes Leben. Sucht ein Umfeld, das euch inspiriert und herausfordert. Bei RobCo spürt man die Energie, die Begeisterung und den Willen, etwas zu verändern. Wenn ihr Teil eines solchen Teams sein wollt, dann ist RobCo der richtige Ort für euch. Es ist eine großartige Gelegenheit, etwas zu schaffen, das wirklich einen Unterschied macht.