A&D:
Herr Schäfer, wie kam es zu der Übernahme durch Avnet?
Axel Schäfer:
Im Zuge einer Nachfolgeregelung hat MSC-Firmengründer und -lenker Manfred Schwarztrauber mit Avnet einen passenden Partner für die Zukunft gefunden. Die beiden Unternehmen ergänzen sich: Avnet ist führend im Distributionsmarkt und MSC Technologies realisiert intelligente Lösungen basierend auf Embedded- und Display-Produkten.
Verlagert sich die Ausrichtung Ihres Portfolios dadurch mehr in Richtung Automatisierung?
Die Automatisierung spielt für uns von je her eine zentrale Rolle. Wir haben unser Produktportfolio auch entsprechend ausgerichtet und bieten unter anderem leistungsfähige 19"-Systeme, kompakte Embedded-Systeme mit passiver Kühlung und Hutschienen-PCs für den Schaltschrank an.
Welche Auswirkungen hat die Neustrukturierung auf Ihr Angebot?
Wir wollen unser Portfolio um das Systemgeschäft erweitern und vor allem Software-Komponenten verstärkt berücksichtigen. Kern des Systemgeschäfts bilden dann die Produkte von ehemals DSM-Computer, das heißt, wir verfügen in diesem Feld bereits über 30 Jahre Erfahrung und kennen die Märkte sehr gut.
Was passiert eigentlich mit dem Namen DSM Computer?
DSM wird als Produktmarke innerhalb der MSC Technologies weiterleben.
Was bedeuten die Veränderungen für Ihre Unternehmensstruktur?
Noch im Lauf des Jahres 2014 werden wir verschiedene Bereiche in Neufahrn bei Freising konzentrieren. In diesem sogenannten Brainpool, an dem wir alle Fachabteilungen unter einem Dach haben, können wir sehr gut interdisziplinär und vernetzt arbeiten. Dadurch sichern wir den optimalen Austausch des Know-hows unserer Spezialisten, die sich auf unterschiedliche Technologien und Lösungsansätze fokussiert haben.
Setzen Sie bei der Fertigung weiterhin auf den Standort Deutschland?
Ja, wir haben alle benötigten Abteilungen in Deutschland. Das schafft kürzere Wege im Unternehmen und zum Kunden. Die Fertigung von komplexen Industriesystemen wird in unserem Standort Freiburg zusammengefasst. Da wir darauf spezialisiert sind, kostengünstig und zeitnah Klein- und auch Großserien zu produzieren, können wir gut und schnell auf den schwankenden Bedarf an Stückzahlen im heutigen Systemgeschäft reagieren und die gewünschten Produkte entsprechend dem Zeitplan unserer Kunden liefern.
Wie wollen Sie für Ihre Kunden in kurzer Zeit Systemlösungen entwickeln?
Wir setzen auf Bausteine als Basis für eine flexible und kostenoptimierte Entwicklung von maßgeschneiderten Embedded-Systemen. Durch den Einsatz der vordefinierten Designmodule lässt sich deutlich die Time-to-market verkürzen. Die standardisierten Bausteine angefangen von Computer-On-Modulen und anwendungsspezifischen Baseboards bis zu IPC-Gehäusen entwickeln wir auf Kundenwunsch. Wir wollen in der Regel bereits sechs Wochen nach der Spezifikation einen Prototyp liefern, der genau auf die Anwendung zugeschnitten ist. Neben unseren selbstentwickelten Standardmodulen wollen wir auch Komponenten unserer Distributionspartner einsetzen.
Für wen sind Ihre Lösungen besonders interessant oder von Vorteil?
Wir kümmern uns um Kunden, die keine eigenen Systeme mehr entwickeln, um sich auf ihre eigentliche Kernkompetenz, nämlich die Automatisierungslösung, zu konzentrieren. Wir decken das gesamte Spektrum ab, vom Entry-Level bis zur Speziallösung. Bei unseren Eigenlösungen berücksichtigen wir besondere Anforderungen wie Gehäuseformen, Logos, Farben, Kühlkonzepte, Ausstattungen für spezielle Umgebungsbedingungen und besondere Zulassungen, um nur einige Parameter zu nennen.
Und das auch in geringen Stückzahlen?
Ja, da sehen wir unsere große Stärke. Im Vergleich zu unseren Mitbewerbern aus Fernost können wir schon bei kleinen Stückzahlen entsprechend angepasste Systeme anbieten. Wenn wir über einfachere Anpassungen an einem Standardsystem sprechen, dann können wir das auch schon für relativ geringe Stückzahlen machen. Auch bei einem vollkundenspezifischen System, zum Beispiel mit einem individuellen Gehäusedesign, können wir je nach Größe und Ausstattung des Systems und einem entprechenden Kundenauftrag schon ab kleinen Stückzahlen auf Kundenwünsche reagieren.
Inwiefern betrifft Sie Industrie 4.0?
Aus meiner Sicht ist das ein neuer Name für ein altes Thema – und für dieses bieten wir bereits entsprechende Lösungen an: Vom intelligenten Sensor bis hin zum Bereich Embedded Computing haben wir schon sehr viele smarte Projekte realisiert. Eine besondere Herausforderung liegt in der Entwicklung von Embedded-Lösungen für zukünftige Märkte wie Gebäudeautomatisierung, Energietechnik oder das Internet der Dinge. Diese interessanten Anwendungen versprechen für die nächsten Jahre stark steigende Stückzahlen.
Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Unser nächstes Ziel ist es, DSM Computer in die neuen Strukturen zu integrieren und MSC Technologies zu etablieren. Dieser Prozess soll bis Ende Juni abgeschlossen sein, damit wir uns wieder komplett auf unser Geschäft und unsere Wachstumsziele konzentrieren können. Durch die Stärkung und den Support unserer kompletten Vertriebsmannschaft können wir auch weiterhin unsere Kunden aus allen Branchen sehr nah unterstützen.