P&A:
Industrie 4.0 und das Internet der Dinge sind Schlagworte, die für vieles in Anspruch genommen werden – auch für minder Innovatives. Inwiefern sind die iSolutions anders?
Martin Palsa, Grundfos:
Wir dürfen uns in diesen ganzen Schlagwörtern nicht verlieren. Für uns ist Industrie 4.0 nur eine Basis, auf der wir aufbauen können. iSolutions versucht Soft- und Hardware in Peripheriegeräten zu vereinen. Wir haben in den letzten 20 Jahren erlebt, dass man in der Pumpenindustrie versucht hat, oft relativ plumpe Hardware mit hochintelligenter Software zu steuern, sie so für teils sehr komplexe Anforderungen auszurichten. In vielen Fällen, vor allem in der industriellen Prozesstechnik, war das Ergebnis mehr als fraglich. Mit iSolutions versuchen wir eine gerechte Arbeitsverteilung zu schaffen. Eine hochintelligente Lösung soll dabei Aufgaben erfüllen, die auch die beste Software oder Hardware einzeln betrachtet nicht erfüllen können.
Mit den iSolutions begeben Sie sich ja auf eine höhere Ebene, Sie gehen weg von der Pumpe und nehmen den ganzen Prozess in den Fokus. Was sind wesentliche Stellschrauben?
Wir versuchen eher in der Ebene, in der wir uns heute befinden, weitere Aufgaben zu übernehmen. Wir versuchen vorherzusagen, was Sinn macht für den Kunden, den Prozess, die Anwendung. Welche Aufgaben sollen wir übernehmen? Genau so lernen wir selbst viel dazu. In der Gebäudetechnik ist relativ klar, welche Aufgabe wir mit unserer Magna3 übernehmen. In einer Industrieanlage sind Prozesse deutlich komplexer, da muss man sich erst zurechtfinden. Die Kunst an der Sache ist, dass der Kunde bekommt, was er braucht. Er hat natürlich andere Sachen im Kopf, als sich um die Pumpen zu kümmern, da versuchen wir ihm einfache Antworten zu geben.
Warum trauen Sie sich zu, diese zu finden?
Vielleicht weil wir es besser machen als die anderen. Wir haben eine enorme Fertigungstiefe. Wir verstehen etwas von dem, was wir heute tun: Hardware, intelligente Lösungen, das alles kommt von uns. Aus dem können wir schöpfen und es besser aufeinander abstimmen. Ob Sie Motoren nehmen oder die Pumpenkomponenten selber. Wir haben mit die größte Fertigungstiefe in der Industrie. Wir haben Soft- und Hardware zusammengebracht, was nur sehr wenige große Anbieter für sich alleine geschafft haben. Vor zehn, fünfzehn Jahren haben alle Berater der Welt gesagt: Das ist Wahnsinn, warum machen Sie kein Outsourcing? Heute kommt uns das zugute. Wir können das schneller umsetzen, wozu die anderen mehr Zeit brauchen, weil wir einfach alle Schnittpunkte in der Hand haben.
2014 war ein schwieriges Jahr für Grundfos. Welche Erwartungen verknüpfen Sie mit den iSolutions?
Da sind wir realistisch. Wir versuchen einen guten Weg zwischen der Realität und unseren Wünschen zu finden. Wir sehen zu, dass wir die eigene Organisation und die Kunden mitnehmen. Wir erwarten eine mindestens zweistellige Steigerung in Prozenten, ob das 10, 20, 30 werden, sehen wir noch. Wir versuchen nicht auf Teufel-komm-raus eine Lösung zu erarbeiten und schnell in den Markt zu bringen. Die Gefahr solcher Lösungen ist, dass man sich nicht genug damit auseinandersetzt und Fehler produziert. Gerade bei Elektronik und Sensorik ist die Wahrscheinlichkeit, dass man einen Fehler produziert, ungleich höher als in der Hardware.
Die iSolutions wurden vor ungefähr einem Jahr vorgestellt. Wie haben sie sich auf dem Markt behauptet?
2014 war ein schweres Jahr für die gesamte Pumpenindustrie, aber auch die letzten drei, vier Jahre waren nicht einfach. Das geht über das gesamte Spektrum der Pumpenindustrie, große wie wir oder andere namhafte Hersteller und auch die kleinen Nischenproduzenten. Wir haben ein ordentliches zweistelliges Wachstum 2014 bei iSolutions erzielt. Ist das ein Zeichen, dass wir uns vor nichts fürchten müssen? Ich glaube nicht, denn die Basis ist noch relativ niedrig. Aber genauso hätte es nach hinten losgehen können: Dass es anders gekommen ist, sehen wir als klare Bestätigung dafür, dass die Produkte angenommen werden.
iSolutions setzen stark auf Vernetzung. Welche Rolle spielt es für Grundfos generell?
Wir haben unterschiediche Erfahrungen gemacht. Wir haben Kunden, die uns fragen, ob sie die Daten aus der Pumpe in eine Cloud bekommen können. Auf diese Idee sind wir selbst vorher nicht gekommen. Wir dachten, das interessiert in dieser konservativen Industrie niemanden. Andere Kunden fordern nach wie vor die klassische Pumpe und den separaten Frequenzumrichter. Wir wollen den Kunden nicht überholen. Sie bekommen sonst nur ein paar Technik-Fans, die die Entwicklung vorantreiben, aber die breite Masse verliert man. Generell sehen wir uns als innovativen Trendsetter, der aber mit den Füßen fest am Boden steht.
Wie sehen Sie den zukünftigen Stellenwert des Programms?
Im Moment machen die iSolutions ca. 10 Prozent vom Umsatz im Industriebereich aus. Es gibt unterschiedliche Meinungen dazu, wie weit wir diesen Bereich ausweiten können. Da darf man nicht einer bestimmten Zahl nachlaufen, koste es, was es wolle. Im Industriebereich wären aus der heutigen Sicht aber 30 bis 40 Prozent durchaus machbar.