A&D:
Ihr Familienunternehmen ist schon seit Generationen in der Automobilzulieferindustrie tätig und erfolgreich. Was führte zu der Entscheidung mit der Kostal Industrie Elektrik auch andere Branchen zu adressieren?
Andreas Kostal:
Wir haben schon früh erkannt, dass wir im Unternehmen über einiges an Technik und Kompetenzen verfügen, die auch in andere Marktsegmente als die Automobilzulieferindustrie passten. Konsequenterweise haben wir 1995 alle nicht automobilen Aktivitäten in der Kostal Industrie Elektrik zusammengefasst. Hieraus entwickelten sich die drei Kernproduktfelder Antriebstechnik, Photovoltaik sowie Mess-, Steuer-, und Regelelektronik.
Bei aller Erfahrung mit Automobilelektrik, ist es doch kein unbedeutender Schritt hin zu einem industrietauglichen Antriebsregler. Woher kommt die dafür nötige Kompetenz?
Kostal:
In der Automobilzulieferbranche fordern unsere Kunden seit Jahren, dass wir für Produkte Plattformen entwickeln, die Raum für individuelle Anpassungen lassen. Obwohl wir in Großserie produzieren. Für die Entwicklung unserer Inveor-Plattform haben wir aus dieser Not eine Tugend gemacht und eine Marktnische im Bereich der Antriebsregler erschlossen. Während bisher Anwender zwischen standardisierten und individualisierten Produkten wählen mussten, haben potenzielle Kunden mit unserem Antriebsregler die Möglichkeit, von den Kostenersparnissen einer Großserienfertigung zu profitieren, ohne auf die Vorteile kundenspezifischer Anpassungen verzichten zu müssen. In unseren Augen eine klare und auch weiterhin recht einmalige Positionierung.
Welche Eigenschaften und Funktionen heben Ihre Antriebsregler von marktüblichen Geräten ab?
Grützmacher:
Wir sehen unser zentrales Alleinstellungsmerkmal im konzeptionellen Ansatz der Inveor-Antriebsreglern: universell und gleichzeitig individuell. Universell alleine schon, weil sich für uns als Anbieter von Motorhersteller-unabhängigen Antriebsreglern permanent die Randbedingungen in einer Anwendung ändern. Dennoch legen wir großen Wert auf die Effizienz der jeweiligen kompletten Antriebseinheit. An dieser Stelle sind wir dann gefordert, mit Komponenten aus verschiedensten Häusern eine doppelt effiziente, dezentrale Antriebseinheit zu realisieren. Wir bieten eigentlich zwei Lösungen, eine auf mechanischer und eine auf elektrischer Ebene.
Wie sehen diese Lösungen genau aus?
Grützmacher:
Auf der mechanischen Seite bieten wir ein Adaptionskonzept. Das heißt, der Inveor kann mit unserem Adapterplattenkonzept entweder direkt auf fast alle gängigen Motoren montiert oder aber motornah installiert werden. Auf der elektrischen Seite haben wir zahlreiche Features sowohl bei der Standardvariante als auch für weitere individuelle Anpassungen. Zum Beispiel kann die Energieeffizienz mit fortschrittlichen Regelverfahren, einem schlanken Folien-Zwischenkreis, einem vollwertigen PID-Prozessregler und einer Flussanpassung gesteigert werden.
Sie sprachen von einem fortschrittlichen Regelverfahren. Was meinen Sie damit?
Grützmacher:
Unsere Antriebsregler arbeiten konsequent mit einer vektororientierten Regelung und einem Regelungsalgorithmus, der an die spezifischen Anforderungen von Pumpen, Lüftern und Kompressoren angepasst ist.
Aber Energiesparen ist ja nicht alles. So ein Antrieb will auch in Betrieb genommen werden.
Grützmacher:
Unser intuitives Bedien- und Programmierkonzept sorgt für eine schnelle Inbetriebnahme des Antriebsstrangs. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten: Anwender können den Antrieb über eine integrierbare Folientastatur, über das Handbediengerät mit Klartextanzeige oder über unsere Touchscreen-Terminals bedienen. Ansonsten steht eine PC-Software mit integrierter Oszilloskopfunktion kostenlos auf unserer Webseite zum Download bereit. Aber auch über die Feldbussysteme kann der Antrieb in Betrieb genommen werden.
Mit Blick auf die Smart Factory: Welche Anforderungen müssen Sie mit den Umrichtern künftig abdecken?
Grützmacher:
In einer intelligenten Fabrik sehen wir die Chance, dass moderne Antriebstechnik eine führende Rolle im vernetzten Produktionssystem übernimmt, also zunehmend als dezentrale Steuerung eingesetzt wird. Neben der Energieeffizienz gäbe es somit eine weitere Triebfeder für unsere Branche. Deswegen statten wir den Inveor mit zahlreichen Kommunikationsmöglichkeiten wie Feldbussystemen aus.