Herr Holzbaur, wie gestalten Sie den Prozess von der ersten Idee bis zur fertigen Innovation?
Thomas Holzbaur:Das ist ein Prozess, der sich oftmals über Jahre hinstreckt. Das fängt an mit der Generierung der Ideen. Die Kunst ist dann, aus diesem Strauß von Ideen diejenigen herauszufiltern, die erfolgreich umgesetzt werden können.
Wie gehen Sie da vor?
Wir nennen es Innovationstrichter, das heißt, wir lassen am Anfang viele freie Ideen zu. Die werden diskutiert und nach ihrer Umsetzbarkeit klassifiziert. Die aussichtsreichsten Kandidaten überprüfen wir auf ihre Wirtschaftlichkeit. Aus vielleicht zwanzig Produktideen werden - wenn es gut geht - ein bis zwei Produkte.
Was hilft in diesem frühen Stadium außer Intuition?
Man kann versuchen, in einzelnen Clustern zu denken. Also ob ein Produkt eher in die Automatisierungsindustrie oder in die Energiewirtschaft geht.
Wie kommen die Kundenbedürfnisse ins Spiel?
Die sind eigentlich immer im Spiel. Welche Ansprüche an Kabel und Verbinder herrschen zum Beispiel in der Windindustrie? Mit solchen Informationen gehen wir in den Innovationszyklus und überlegen uns, wie wir diese Anforderungen darstellen können.
Was für ein Ansatz verbirgt sich hinter Ihrer neuen „Innovationsstrategie 2.0“?
Wir wollen andere Menschen mit einbinden in das Sammeln von Ideen. Wir haben dazu „Lapp Ideas“ gegründet, eine Plattform, in der wir eine Art Innovationsmanagement betreiben wollen mit Input von außen. Von Kunden in erster Linie, aber auch von Mitarbeitern, die frei auf eine Plattform zugreifen können und ihre Ideen und Bedürfnisse einstellen können, die dann in diesen Innovationstrichter hineinkommen.
Ist das eine offene Plattform?
Ja, wir betrachten es als offenen Beta-Test, durch den wir Erfahrung sammeln wollen - da gibt es im B2B-Bereich noch nicht viele. Im B2C-Bereich ist das anders: Viele Automobilhersteller haben mit solchen Plattformen sehr gute Erfahrungen gemacht. Viele Details im Fiat 500 sind durch solche Anregungen von Endkunden entstanden.
Gibt es gegen solche „Schwarmintelligenz“ und „Social Media“ nicht noch sehr viele Vorbehalte und Berührungsängste?
Doch, die gibt es. Es wäre vermessen, zu sagen, wir hätten keine Bedenken. Die nächsten Monate werden uns lehren, was funktioniert und was nicht. Schrittweise werden wir auch bestimmte Nutzergruppen gezielt ansprechen.
An welche Gruppen denken Sie da?
Vor allem an Universitäten und Fachhochschulen. Dort findet man viele kluge Leute, die Ideen haben. Warum sollen wir die nicht ansprechen?
Und wie würden diese klugen Köpfe dann davon profitieren?
Wenn die Ideen zu Produkten werden, werden diese Leute daran partizipieren, sie werden belohnt. Da gibt es noch einige Fragen zu beantworten, wo wir uns rantasten müssen.
Mit welchen Streuverlusten rechnen Sie?
Im B2C-Bereich wird von 100 vorgeschlagenen Ideen vielleicht eine weiterbearbeitet. Und das heißt noch lange nicht, dass daraus ein Produkt wird. Im Austausch mit Fachleuten haben wir natürlich ganz andere Wirkungsgrade, die sind etwa zehnmal so hoch. Wichtig ist aber, dass man Ideen von außen bekommt und sich nicht immer im gleichen Fahrwasser bewegt.