Wie kamen es zur Zusammenarbeit vom OEM-Team von Dell EMC und MPDV?
Ertel:
Wir kennen uns schon seit Langem und wissen, dass Embedded- und IoT-Themen für beide Unternehmen sehr wichtig sind. Wir sprechen mit nahezu allen Industriekunden auf IT-Ebene, und MPDV spricht mit ihnen auf der Lösungsebene im Shopfloor – das passt perfekt zusammen. Darum bündeln wir unsere Kompetenzen in einer gemeinsamen Lösung, weil wir zusammen beide Welten – die oft unterschiedliche Sprachen sprechen – verständlich verbinden.
Diesner:
Dann ging es eigentlich relativ schnell. Auf der Embedded World 2016 haben wir eine gemeinsame Demo mit dem IoT-Edge Gateway 5000 von Dell und HYDRA gezeigt. Dabei haben wir ganz einfach eine Bohrmaschine als Maschine angeschlossen. Auf der Messe hat für Aufsehen gesorgt, wie einfach das geht. Die Demo läuft übrigens immer noch bei Dell EMC in Irland. Seitdem haben wir unsere Partnerschaft intensiviert und stetig ausgebaut.
MPDV ist IoT Solutions Partner von Dell EMC. Warum passen dessen Geräte besonders gut zur MPDV-Architektur?
Diesner:
Schon von der Architektur her passt alles sehr gut zusammen, weil unsere Softwarelösung auf Windows basiert. Aber die speziell designten IoT-Gateways und Embedded-Systeme von Dell EMC sind schon etwas Besonderes. Wenn man einen PC für den Shopfloor bauen will, gehört eben weit mehr dazu, als einfach nur eine Grafikkarte, einen Prozessor und etwas RAM zusammenzustecken. Zum Gesamtbild gehören auch Dinge wie der weltweit verfügbare Service für diese Systeme sowie die Möglichkeit, die Geräte einfach und flexibel zu skalieren. Darum empfehlen wir unseren Kunden, einen professionellen Industrie-PC zu verwenden und nicht irgendein Standardmodell. Wir sprechen oft mit Anwendern, die selbst mit einem Discounter-PC im Shopfloor arbeiten. Im Falle eines Ausfalls steht dann bestenfalls noch ein zweiter Ersatz-PC parat. Das ist aber definitiv der falsche Ansatz. Professionell wäre der Ansatz, mit Systemen von Dell EMC zu arbeiten – unter anderem, weil hier eine stabile Plattform mit bewährten Intel-Embedded-Prozessoren eingesetzt wird, es einen weltweiten Support gibt und die Lösungen speziell für den Shopfloor-Einsatz konzipiert sind.
Herr Ertel, was war für das OEM-Team von Dell EMC der Anreiz, mit MPDV als Partner zusammenzuarbeiten?
Ertel:
Wir haben festgestellt, dass bei unseren Industriekunden das Thema MES sehr präsent ist und überall auf der Tagesordnung steht. Wenn man über MES spricht, fällt sehr oft der Name MPDV. Kein Wunder, denn das Unternehmen hat ja auch federführend an den Normierungen für MES mitgewirkt. Wir sehen das jetzt hier vielleicht ein bisschen mit der lokalen Brille, aber wir haben in Deutschland nun mal den wichtigsten europäischen Industriemarkt. Und uns war klar: Wir brauchen eine funktionierende und konkrete MES-Lösung, mit der unsere Kunden in 10 min eine intelligente Maschine haben. Und das hat MPDV definitiv zu bieten.
Das MES HYDRA ist modular aufgebaut. Wandern also zunehmend Funktionen des Edge-Computing direkt an die Maschine?
Diesner:
Das hängt sehr von den Funktionen ab, und es gibt Entwicklungen in beide Richtungen. Viele Unternehmen wollen nur noch einen Thin Client im Shopfloor und dort virtualisiert ihre Anwendung laufen lassen. Aber wenn es in Richtung Realtime oder Variantenvielfalt geht, dann wird hohe Compute-Power im Shopfloor an der Maschine benötigt. Hier geht es um schnelle Reaktionszeiten, alles muss abgesichert sein und auch der Offline-Betrieb ist ein Muss. Was hilft die beste Intelligenz, wenn mir jemand über das Netzwerkkabel stolpert und sofort meine ganze Linie steht. Das heißt, ich muss die Intelligenz möglichst nahe an die Linie bekommen. Das bekomme ich mit Lösungen von Dell EMC natürlich gut hin, weil sie die raue Umgebung sehr gut verkraften.
Sie sehen also in vielen Shopfloor-Szenarien die Cloud als nachgelagerte Analytics- und Backup-Lösung und nicht als zentrales Steuerungselement?
Diesner:
Ja, das klassische Edge-Computing! Ich packe so viel Intelligenz wie nötig in die Edge, also direkt an die Maschine, und alles Weitere erfolgt in der Cloud oder im Rechenzentrum.
Ertel:
Vor zwei Jahren haben wir immer über die Fog-Cloud gesprochen, jetzt sprechen wir über zwei getrennte Clouds: Unten die Shopfloor-Cloud, diesen „Nebel“, wo nur ein Teil der Daten liegt, weil der Rest nach oben in die IT-Cloud gegeben wird, um den Shopfloor zu entlasten. Im Shopfloor müssen wir Realtime-Fähigkeit gewährleisten, alles muss sicher und vor allem auch resilient sein. Hier darf eben kein Stillstand entstehen, nur weil jemand über das besagte Kabel gestolpert ist. Dann müssen die Daten gesammelt und in das Rechenzentrum nach oben transferiert werden. Aus dem Office Floor oder mit einem mobilen Gerät kann ich dann auf meine Planung, Überwachung, Kennzahlen oder Diagramme zurückgreifen.
Ist ein Hybrid-Szenario für ein MES-System demnach die Zukunft?
Ertel:
Definitiv. Für den Hybrid-Ansatz können wir mit unseren Lösungen auf Intel-Plattformen eben perfekt die notwendige Skalierung liefern. In manchen Szenarien wird viel Rechenpower im Maschinenpark benötigt, wenn zum Beispiel in Abhängigkeit von komplexen Arbeitsprozessen große Datenmengen quasi in Echtzeit im Shopfloor zur Verfügung stehen müssen. Hier kommt ein lüfterloser Embedded-Box-PC mit Intel-Core-i-Prozessoren als Fat-Client zum Einsatz. Auf der anderen Seite können wir aber auch energie- und platzsparende IoT Gateways auf Intel Atom Basis anbieten, die als reine Datensammler sozusagen den Puffer vor dem Übergang ins Datacenter bilden.
Wenn man von Shopfloor-Lösungen von Dell EMC spricht, welche Geräte kommen für MPDV-Lösungen konkret zum Einsatz?
Ertel:
MPDV hat im Prinzip das gesamte Portfolio an Edge Gateways und Embedded-PCs getestet. Je nachdem wie leistungsstark beispielsweise ein OPC-UA-Server sein muss, liefern wir durch unsere fein granulare Skalierungsfähigkeit dem Kunden vom energiesparenden Intel Atom Single Core bis zum leistungsstarken Intel Core i7 genau den passenden Client. Wird als anderer Fall eine sehr alte Maschine digitalisiert, so reicht unser kompaktes Gateway, weil nur sehr wenige Daten entstehen. Insofern sind wir sehr dynamisch aufgestellt, weil immer der Lösungsansatz und die Software das Entscheidende sind.
Diesner:
Es ist letztendlich der Anwender, der entscheidet, wie viele Daten er braucht. Reicht es, eine Stückzahl oder den Maschinenstatus alle zwei Minuten abzugreifen, oder müssen bei einer zeitkritischen Maschine jede Sekunde mehrere Dutzend Prozesswerte abgegriffen werden. Das bedingt dann natürlich die nötige Computing-Power am Shopfloor-Client, aber auch die Bandbreite des Netzwerks. Abdecken können wir mit unserer Partnerlösung alles! Bestes Beispiel ist die Elektronikfertigung mit 10.000 Teilen pro Stunde – und jedes davon mit Seriennummer und Track & Trace. Und ein anderer Kunde arbeitet mit großen Pressen mit einem Teil alle 2 min – hier reicht die Computing-Power eines Taschenrechners.
Welchen Vorteil haben Kunden, wenn Sie auf die Partnerlösung von Dell EMC und MPDV setzen?
Diesner:
Kunden bekommen eine Lösung von zwei international tätigen Marktführern mit weltweitem Support. Außerdem gibt es die Garantie, dass jedes System für sich läuft und alles aufeinander abgestimmt und zusammen getestet wurde. Unser Shopfloor-Client ist beispielsweise im Rahmen dieser IoT-Service-Solutions-Partnerschaft auch auf dem Dell-Edge-Gateway zertifiziert.
Ertel:
Und wir sprechen miteinander, im Sinne des Kunden. Wenn es wirklich einmal ein Problem gibt, spielen wir nicht „Ping Pong“ mit dem Kunden und sagen dann, das liegt an der Software, während MPDV den Fehler auf die Hardware schiebt. Bei unserer Partnerlösung ist das Gegenteil der Fall und wir lösen ein Problem gemeinsam für den Kunden.
Diesner:
Wir können auch sehr gut vorab qualifizieren, ob wir Support bei der Hardware oder der Anwendung benötigen. Durch die enge Verknüpfung in unserer Partnerschaft finden wir schnell die Lösung. Es ist ja in unser beider Interesse, dass der Anwender zufrieden ist.