Rollentausch für schnelleres Entwickeln Agile Rollen in Embedded-Projekten erfolgreich besetzen

MicroConsult Academy GmbH

Die drei Scrum-Rollen im Überblick

Bild: Microconsult
02.10.2017

Die agile Entwicklung ist in den letzten Jahren die bestimmende Methodik für die Herstellung technischer Produkte und Produktkomponenten in vielen Industriebereichen geworden. Bei der Änderung der Entwicklungsmethodik ist Besetzung der agilen Rollen eine der größten Hürden.

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Um agile Rollen mit Systematik zu meistern müssen drei spezifische Rollen besetzt werden: Die Rolle des Product Owners kann vom Projektleiter übernommen werden, der Scrum Master wird aus dem Entwicklungsteam gestellt und das Entwicklungsteam wird zum agilen Entwicklungsteam.

Die populärste Methode der agilen Entwicklung ist Scrum. Ziel von Scrum ist es, potenziell auslieferbare Produktinkremente in kurzen Entwicklungszyklen (= Sprint) herzustellen. Alle Sprints haben die gleiche Dauer, die zwischen einer und vier Wochen liegt. Der Product Backlog ist eine dynamische Liste von Anforderungen, die nach Priorität geordnet sind. Er dient als Input für die Aufgabenstellungen der Sprints. Eine erweiterte Einführung in Scrum bietet der Scrum Guide.

Rollen der agilen Entwicklung

Eine Rolle wird durch einen Aufgabenbereich gekennzeichnet. Sie darf nicht mit einer Funktion oder einem Titel verwechselt werden. Eine Person übernimmt einen Aufgabenbereich und nimmt damit die dazugehörige Rolle ein. Beispielsweise kann ein Geschäftsführer eines Unternehmens vertriebliche Aufgaben bei einem Kundenbesuch wahrnehmen und damit die Vertriebsrolle einnehmen. Scrum unterscheidet drei grundlegende Rollen, die ein Scrum-Team bilden:

  • Product Owner: Der Product Owner ist für die Wertmaximierung des Produkts und der Arbeit des Entwicklungsteams verantwortlich. Für Embedded-Systeme empfiehlt es sich, die Rolle des Product Owners in eine strategische und eine operative Rolle zu unterteilen, da sie unterschiedliche Kompetenzprofile besitzen. Der strategische Product Owner ist für die Entwicklungsaufgabe gegenüber dem Auftraggeber verantwortlich. Er bestimmt den Umfang und den Inhalt der Entwicklungsaufgabe durch Bereitstellen von Epics (= grobe Beschreibung einer Anforderung) inklusive der Prioritäten. Der operative Product Owner ist für die Entwicklungsaufgabe gegenüber dem strategischen Product Owner verantwortlich. Er verfeinert den Product Backlog von Epic-Ebene auf Item-Ebene.

  • Scrum Master: Der Scrum Master ist für das Verständnis und die Durchführung von Scrum verantwortlich. Er verantwortet die korrekte Anwendung des Scrum-Frameworks – unter anderem schützt er das Entwicklungsteam vor unberechtigten Eingriffen während eines Sprints –, ist Moderator und Facilitator und fungiert als Vermittler und Unterstützer und beseitigt Hindernisse.

  • Entwicklungsteam: Das Entwicklungsteam führt die eigentlichen Entwicklungsaufgaben in Eigenverantwortung durch. Es besteht aus drei bis neun Personen, die in Summe über die volle Kompetenz für die Entwicklungsaufgabe verfügen. Sie verfeinern und analysieren die Anforderungen und sind für Design, Entwicklung, Test und Dokumentation verantwortlich.

Vier Faktoren bei der Besetzung der agilen Rollen

Wenn operative Prozesse in einem Unternehmen so drastisch geändert werden wie beim Umstieg auf agile Methoden, besteht die Gefahr, dass es zu einer zeitlichen Unterbrechung beim Bedienen des Marktes kommt. Um dieses Risiko zu beherrschen, müssen vier Faktoren beachtet werden:

  1. Ein Verantwortlicher wird für die Umstellung benannt, der Verfahren und Techniken des Change Managements anwendet.

  2. Die neuen Prozesse müssen sorgfältig spezifiziert werden und bei Bedarf an Besonderheiten des Unternehmens angepasst und ausreichend geschult werden.

  3. Die betroffenen Mitarbeiter müssen ins Boot geholt werden. Erfolgt die Umstellung durch Anordnung anstatt durch Überzeugung, ist das Gelingen des Vorhabens von Beginn an stark gefährdet.

  4. Bei der Besetzung der neuen Rollen müssen fachliche und persönliche Fähigkeiten berücksichtigt werden. Kompetenzprofile (siehe Bildergalerie) bieten dabei eine Hilfestellung. Schwachpunkte sollen durch Weiterbildungsmaßnahmen behoben werden.

Zwei Beispielszenarien bei der Besetzung der agilen Rollen (siehe Galerie)

Im Folgenden werden zwei Szenarien für die Besetzung der agilen Rollen bei der Entwicklung von Embedded-Systemen beleuchtet: Szenario 1 mit einem Projektleiter, der ein Entwicklungsteam steuert und Szenario 2 mit einem zusätzlichen Produktmanager.

Szenario 1: Projektleiter mit Entwicklungsteam: Der Product Owner übernimmt in diesem Szenario die strategische und operative Rolle. Die Tätigkeit des Scrum Masters wird häufig in Teilzeit ausgeführt. In diesem Fall kann der Scrum Master zusätzlich im Entwicklungsteam mitarbeiten. Er darf jedoch nicht gleichzeitig als Product Owner eingesetzt werden (Interessenskonflikte).

Szenario 2: Produktmanager und Projektleiter mit Entwicklungsteam: In der Praxis wird normalerweise nur ein Mitarbeiter als Product Owner benannt. Der Produktmanager behält auch in der agilen Entwicklung den Titel Produktmanager. Wenn ein Produktmanager und ein Product Owner eingesetzt werden, kann der Product Owner auch Aufgaben der strategischen Rolle des Product Owners übernehmen zum Beispiel die Pflege der Roadmap, die Versionsplanung oder das Bereitstellen von Epics. Individuelle Stärken und Schwächen von Personen sollen bei der Zuteilung von Aufgaben berücksichtigt werden. Entscheidend ist, dass die Bereichsleitung für alle anstehenden Aufgaben einen Verantwortlichen benennt.

Die Tätigkeit des (operativen) Product Owners kann als Teilzeitjob angelegt sein. In diesem Fall kann der (operative) Product Owner zusätzlich im Entwicklungsteam mitarbeiten. Er darf jedoch nicht gleichzeitig als Scrum Master eingesetzt werden (Interessenskonflikte).

Ganzheitlich agil mit einem Produktmanagement

Die zentrale Mission eines Produktmanagers besteht darin, die Stimme des Kunden gegenüber der Produktentwicklung einzunehmen und sicherzustellen, dass das „richtige“ Produkt entwickelt wird. Die Vorteile der Rolle des Produktmanagements auf einen Blick:

  • Der Product Owner wird bei strategischen Themen entlastet. Dadurch kann er sich mehr auf die operative Organisation und Betreuung der Entwicklungsarbeit konzentrieren.

  • Strategische Themen kommen nicht zu kurz. Diese Gefahr besteht, wenn ein Product Owner durch zu viele unterschiedliche Aufgaben überlastet ist.

  • Sie agieren strategisch, anstatt nur taktisch zu reagieren. So können Sie sich nachhaltig im Wettbewerb behaupten.

  • Der Produktmanager kennt den Markt und den Wettbewerb. Neue Kundenbedürfnisse und Trends können umgehend in den Entwicklungszielen berücksichtigen werden.

  • Der Produktmanager liefert mit Businessplänen wirtschaftliche Rechtfertigungen für die Entwicklung von Komponenten oder komplexen Funktionen. Dies erleichtert die Priorisierung von geforderten funktionalen Verbesserungen.

Wie oben gezeigt, können traditionelle Entwicklungsformen systematisch in agile überführt werden. Unternehmen sollten bei der Umsetzung konsequent sein und alle ihre Entwicklungsprozesse „agil“ gestalten. Für Software und für Hardware, für Entwicklung und für Testen. Ganzheitlich agile Unternehmen profitieren von allen Vorteilen dieser modernen Entwicklungsmethodik insbesondere von der signifikant höheren Wahrscheinlichkeit für das Gelingen ihres Embedded-Systems.

Mehr Informationen und nützliche Links

Microconsult und Realskills haben sich auf Ausbildung, Weiterbildung und Beratung für Hersteller von Embedded-Systemen spezialisiert und unterstützen diese auf ihrem Weg zum ganzheitlich agilen Unternehmen.

Bildergalerie

  • Scrum-Überblick

    Scrum-Überblick

    Bild: Microconsult

  • Verteilung und Gewichtung der Kompetenzen des fachlichen Kompetenzprofils: Das Pluszeichen (+) kennzeichnet eine wichtige Kompetenz und das „o“-Zeichen eine neutrale Kompetenz. Die entscheidenden Kompetenzen sind mit drei Pluszeichen notiert.

    Verteilung und Gewichtung der Kompetenzen des fachlichen Kompetenzprofils: Das Pluszeichen (+) kennzeichnet eine wichtige Kompetenz und das „o“-Zeichen eine neutrale Kompetenz. Die entscheidenden Kompetenzen sind mit drei Pluszeichen notiert.

    Bild: Microconsult

  • Verteilung und Gewichtung der Kompetenzen des persönlichen Kompetenzprofils: Das Pluszeichen (+) kennzeichnet eine wichtige Kompetenz und das „o“-Zeichen eine neutrale Kompetenz. Die entscheidenden Kompetenzen sind mit drei Pluszeichen notiert.

    Verteilung und Gewichtung der Kompetenzen des persönlichen Kompetenzprofils: Das Pluszeichen (+) kennzeichnet eine wichtige Kompetenz und das „o“-Zeichen eine neutrale Kompetenz. Die entscheidenden Kompetenzen sind mit drei Pluszeichen notiert.

    Bild: Microconsult

  • Szenario 1: Projektleiter mit Entwicklungsteam

    Szenario 1: Projektleiter mit Entwicklungsteam

    Bild: Microconsult

  • Szenario 2: Produktmanager und Projektleiter mit Entwicklungsteam

    Szenario 2: Produktmanager und Projektleiter mit Entwicklungsteam

    Bild: Microconsult

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