Die Automatisierung zieht immer mehr Bereiche in der produzierenden Industrie in ihren Bann. Betroffen ist neben der Fertigung vor allem auch die Intralogistik in Fabrikhallen. Hier kommen zunehmend Autonome Mobile Roboter (AMR) zum Einsatz, um Abläufe zwischen Produktions- und Logistikprozessen vollautomatisch abzuwickeln. Bis 2023, so eine Prognose des Branchenverbands International Federation of Robotics (IFR) vom vergangenen Jahr, könnte der AMR-Absatz in der Logistik für Industrie und Versandhandel auf fast 260.000 steigen. Ein Jahr zuvor habe diese Zahl noch bei rund 75.000 verkauften Einheiten gelegen.
Die Gründe für einen nahenden Boom mit AMR liegen in den Digitalisierungsstrategien von Unternehmen: Starre Produktionslinien weichen mehr und mehr einer hoch flexiblen Fertigung. Sie erlauben es, die Produktion individuell an Marktgegebenheiten und Kundenwünsche anzupassen, schneller zu fertigen, Kosten zu senken und eine hohe Qualität beizubehalten – sprich wettbewerbsfähig bleiben zu können. Doch all das benötigt exakt getimte logistische Abläufe und Mobile Robotic Equipment (MRE).
Denn ohne Lösungen für die Kommunikation und Prozessüberwachung, Aufsatzmodulen zum Heben, Gestelle oder Andockstationen bleiben AMR oft doch nur Stückwerk. Nicht weniger wichtig beim Einsatz von AMR im intralogistischen Umfeld ist das zugrundeliegende Ökosystem und Know-how zur Systemintegration.
Um effiziente Abläufe zwischen Logistik und Produktion erhalten und eine volle Auslastung gewährleisten zu können, müssen technische und organisatorische Voraussetzungen erfüllt sein. Mobile Roboter sind beispielsweise auf zuverlässige WLAN-Verbindung angewiesen, um von der Flottenmanagement-Software gesteuert werden zu können. Häufig ist zudem eine Integration von AMR mit anderen internen Systemen wie ERP, Manufacturing Execution Systems (MES) oder Warehouse Management Systems (WMS) erforderlich.
Hinzu kommen hohe Anforderungen an die Sicherheit und das Change Management: Mitarbeiter müssen in die Automatisierungspläne eingebunden werden. So kann der Befürchtung entgegengewirkt werden, Automatisierung koste Arbeitsplätze. Denn: Eine optimale Fertigungsumgebung umfasst Menschen und Roboter. Sollen Materialabholung und -anlieferung vollständig automatisiert ablaufen? Fahren AMR ihre Routen nach einem vorgegebenen Zeitplan ab? Oder rufen Mitarbeiter den Roboter manuell zu einer Station? Diese und andere Fragen müssen geklärt werden, noch bevor eine Programmierung erfolgt. Erst dann ist es möglich, die Fähigkeiten von AMR schrittweise zu erweitern, indem Cloud-Lösungen, Big-Data-Analysen und Lidar-Technologien zum Einsatz kommen. Klar ist jedenfalls: Ohne ein partnerschaftliches Zusammenarbeiten zwischen Menschen und Robotern sind viele Kundenwünsche in Zukunft nicht umsetzbar.