1. Konzept
Moderne Prüf- und Testkonzepte für die verschiedenen Komponenten erfordern den Einsatz hochflexibler Testsysteme. Diese sollten für Test- und Prüfszenarien frei konfiguriert werden können, ohne dabei Kompromisse bei der Taktzeit in der Serienfertigung eingehen zu müssen. Hieraus ergeben sich unter anderem folgende Anforderungen an ein variables Testsystem in der Qualitätssicherung:
Kurze Rüst- und Testzeiten
Einfache und schnelle Programmerstellung
Niedrige Adaptionskosten
Unkomplizierte Bedienung
Hohe Prüftiefe und damit Fehlerabdeckung
2. Hardware
Die Hardware kann je nach Konzeption des Systemaufbaus als Stand-alone- oder als vollautomatisches Handlingsystem und somit auch in Produktionsstraßen nahtlos eingebunden werden. Sprich: ein Kernsystem, modular aufgebaut, individuell an die Prüfaufgabe anpassbar und somit universell einsetzbar, um sich schnell an die jeweilige Testaufgabe innerhalb der Fertigung anzupassen. Man stelle sich ein Auto vor, bei dem Bedienung und Handling immer gleich sind, jedoch Motor, Reifenart, Achsabstand und Antriebsmodul universell an die jeweiligen Einsatzbedingungen anpassbar wären und das auch noch Raum für technische Neuerungen, beispielsweise ein nachrüstbares ABS, lässt.
3. Messkomponenten
Dies ermöglicht den Einsatz hochqualitativer Messkomponenten führender Hersteller in Labormessqualität, welche immer dem aktuellen Stand der Technik entsprechen. Zudem erleichtert dies eine Modernisierung beziehungsweise Nachrüstung von bestehenden Testsystemen, wenn sich die Testanforderungen ändern, zum Beispiel im Zuge eines neuen Produktlebenszyklus der zu testenden Produkte. Neben elektrischen Tests wie Hochspannungs-, Schutzleiter-, Isolations- oder Berührungsschutz-Sicherheitsprüfungen sollten auch Funktionstests oder physikalische Prüfungen möglich sein, bei denen etwa die Luftleistung eines Ventilators oder der Körperschall eines Antriebs getestet werden können.
4. Software
Hauptbestandteil und Kernkompetenz ist eine hochflexible Testsoftware. Dabei steht neben der Leistungsfähigkeit und dem Durchsatz vor allem die Bedienbarkeit im Vordergrund. Im Idealfall soll die Testsoftware den Anwender auf seinem Weg vom „ATE-Anfänger“ zum Testexperten unterstützen. Zudem sollte sie für ein möglichst breites Test- und Prüfspektrum konzipiert sein.
Wichtig ist, dass die Testabfolge, Parameter, Grenzwerte, Zeiten und sonstige Eigenschaften der einzelnen Testschritte frei konfiguriert werden können. Auch die Darstellung von Bildern, Grafiken, Anweisungen und anderen technischen Dokumenten sollte möglich sein.
Als weiteres Merkmal ist zu nennen, dass komplexe Berechnungen über Matlab möglich sein sollten. Neben der Möglichkeit einer vollständigen Vernetzung zeichnet sich eine ideale Softwarelösung folgendermaßen aus:
Abdeckung aller denkbaren Einsatzbereiche
Ohne Programmierkenntnisse bedienbare Software
Intuitive und bedienerfreundliche Benutzeroberfläche, beispielsweise durch eine Windows-Oberfläche
Frei programmierbar
Breites Prüfspektrum
Schnittstellen zu übergeordneten Leitsystemen, ERP-Systemen und Datenbanken
Schnittstellen zum Prüfling selbst
Gewährleistung einer hohen Systemstabilität für höchstmögliche Prozesssicherheit
Einbindung nahezu aller Sprachen
5. SQL-Datenbank
Darüber hinaus ergeben sich aus Produkthaftungsgründen zahlreiche weitere Anforderungen an Prüfdaten, um die Produktqualität und -sicherheit zu gewährleisten. Alle gesammelten Daten sollten idealerweise dokumentiert und archiviert werden, um einen Nachweis sowie eine Rückverfolgbarkeit bereitstellen zu können. Nur modular konzipierte Prüfsysteme mit durchgängiger Softwarestruktur können diese Anforderungen abdecken.
Die gewonnenen Daten sollten mittels einer Statistiksoftware analysiert, ausgewertet und anschaulich für Reportingzwecke dargestellt werden. Dies ermöglicht eine Bestandsaufnahme der Fertigungsqualität und macht Verbesserungspotenziale sichtbar für:
Produktqualität
Produktsicherheit
Produkthaftung
Ein Beispiel aus dem Bereich Automotive: Hier müssen die Messdaten zu 100 Prozent mit den Messdaten aus der Produktvalidierung übereinstimmen, um Regressforderungen ausschließen zu können. Hierzu wird der Prüfstand täglich bei Schichtbeginn kalibriert. Dies erfolgt mittels eines hochwertigen Dummys und eines Kalibrators.
Besonders Automotive-Zulieferer sind wegen der zahlreichen Rückrufaktionen inzwischen extrem vorsichtig. Bei kleinsten Messabweichungen wird die Produktion sofort angehalten. Dies stellt natürlich auch für die Prüfstandsbauer eine gewisse Herausforderung dar. Auch Hersteller von kleineren Stückzahlen testen und prüfen immer genauer und detaillierter, um im globalen Wettbewerb bestehen und gleichbleibende Qualität liefern zu können. Damit die gewonnenen Messdaten rückverfolgbar sind, werden diese lückenlos in einer modernen SQL-Datenbank archiviert.
6. Schnittstellen
Ein durch Universalität gekennzeichnetes Prüfsystem muss auch intern diese Eigenschaft aufweisen. So erfolgt die interne Kommunikation zwischen Steuerungstechnik, meist eine speicherprogrammierbare Steuerung, den einzelnen Messsystemen und dem zentralen Systemrechner mit Bedien- und Anzeigeneinheit mittels standardisierter Bussysteme wie Ethernet, IEEE, RS232, VXI und LXI. Ein Datenzugriff für Fernwartung oder Ferndiagnose sollte jederzeit standortunabhängig möglich sein.