Studie zu Digitalfachkräften Deutschland für Digitalexperten weltweit zweitbeliebtester Arbeitsmarkt

Insbesondere Befragte aus Großbritannien, Indien und Iran wären größtenteils bereit, für einen neuen Job in Deutschland auszuwandern.

29.05.2019

Deutschland liegt auf dem zweiten Platz der weltweit beliebtesten Zielländer für Digitalfachkräfte und ist damit der attraktivste nicht-englischsprachige Jobstandort der Welt. Das zeigt die internationale Arbeitsmarktstudie Decoding Digital Talent der Online-Jobplattform StepStone, der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und des globalen Jobbörsen-Netzwerks The Network.

Für die Studie wurden 27.000 Digitaltalente aus 180 Nationen befragt, 1.648 davon in Deutschland. Als Digitalexperten definiert die Studie Arbeitnehmer mit Expertise in Bereichen wie Künstliche Intelligenz (KI), Machine Learning, Datamining, Entwicklung mobiler Apps, Programmieren oder digitales Marketing.

„Deutschlands Anziehungskraft auf Digitalexperten ist eine große Chance für die deutsche Wirtschaft“, sagt Rainer Strack, Senior Partner und Experte für Human Resources bei BCG. „Gerade im Digitalbereich und in der Entwicklung von Zukunftstechnologien sind deutsche Unternehmen auf qualifizierte Zuwanderung angewiesen, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen. Daher sollten sowohl die Politik als auch die Unternehmen die Integration von ausländischen Fachkräften weiter erleichtern.“

Besonders beliebt ist Deutschland bei Digitalexperten aus Südosteuropa, Iran, Mexiko und Nordafrika. Im Ranking der weltweit beliebtesten Städte schneidet Berlin sehr gut ab und liegt auf dem dritten Rang hinter London und New York. Als weitere deutsche Stadt landet München auf dem 16. Platz.

Deutsche Digitalkräfte offen für Job im Ausland

Wie die Studie zeigt, sind Digitalkräfte mobil: So wären durchschnittlich 67 Prozent von ihnen bereit, im Ausland zu arbeiten. Besonders zeigt sich das bei den Befragten aus Großbritannien, Indien und Iran. Hier würden über 70 Prozent für den Job auswandern.

Weniger umzugsbereit sind Digitalkräfte aus China, Indonesien und Israel. Hier sind lediglich etwa 55 Prozent bereit, einen Job in einem anderen Land anzutreten. Die deutschen Digitalexperten liegen in Sachen Jobmobilität etwas unter dem weltweiten Durchschnitt. Von ihnen würden 62 Prozent im Ausland arbeiten. Beliebteste Zielländer für sie sind die USA, gefolgt von der Schweiz, Großbritannien und Kanada. Die attraktivsten Städte im Ausland sind für die Deutschen London, Amsterdam, New York, Zürich und San Francisco.

„Fachkräfte mit Digitalwissen sind deutlich offener dafür, ins Ausland zu gehen als Fachkräfte anderer Disziplinen“, sagt Dr. Sebastian Dettmers, Geschäftsführer bei StepStone. „Für Unternehmen in Deutschland bedeutet das: Sie stehen nicht nur im Wettbewerb mit anderen deutschen Unternehmen, sondern mit Arbeitgebern in der ganzen Welt. Sie müssen daher massiv in die Gewinnung und Bindung dieser Mitarbeiter investieren, wenn sie ihren Erfolg langfristig sichern wollen.“

Deutschland auch bei ausländischen KI-Experten beliebt

Auch bei Digitalkräften mit fortgeschrittenen Kenntnissen in den Bereichen Künstliche Intelligenz und Machine Learning ist Deutschland beliebt und für sie der drittbeliebteste Arbeitsmarkt nach den USA und Kanada. Insgesamt sind 70 Prozent der befragten KI-Talente offen für einen Job im Ausland. Im Vergleich zu Digitalkräften im Allgemeinen, die hauptsächlich in der IT- und Technologiebranche arbeiten, verteilen sich die Einsatzbereiche von KI-Experten laut Studie auf diverse Industrien wie etwa IT, Technologie, Bauwesen, industrielle Produktion und Maschinenbau.

„KI-Experten zählen auf der ganzen Welt zu den am stärksten umworbenen Digitalkräften. Die Nachfrage übersteigt die Zahl der entsprechend ausgebildeten Fachkräfte in Deutschland, denn sie werden in fast allen Branchen gebraucht, um Prozesse zu automatisieren und Innovationen voranzutreiben“, sagt Dettmers. „Unternehmen brauchen daher eine HR-Strategie, welche die internationale Rekrutierung und das Onboarding ausländischer Fachkräfte umfasst.“

Work-Life-Balance und Fortbildungen wichtig

Angesichts des harten Wettbewerbs um digitale Fachkräfte lohnt sich für Unternehmen der Blick auf die Bedürfnisse dieser Talente: So wünschen sich Digitaltalente aus dem Ausland vor allem eine ausgeglichene Work-Life-Balance sowie gute Fortbildungsmöglichkeiten und Karrierechancen. Für die deutschen Befragten sind interessante Jobinhalte, ein gutes Verhältnis zu Kollegen sowie die Wertschätzung der eigenen Arbeit die wichtigsten Kriterien im Job. Die finanzielle Vergütung ist für sie eher zweitrangig.

„Deutschen Digitalexperten geht es stärker als ihren internationalen Kollegen darum, etwas zu bewirken und einen interessanten, herausfordernden Job zu haben“, erläutert BCG-Senior Partner Rainer Strack. „Bei der internationalen Rekrutierung digitaler Talente sollten Unternehmen auf die spezifischen Prioritäten einzelner Nationalitäten achten, um diese Talente für sich zu gewinnen.“

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