Globalisierung, Produktverknappungen und ständige Gesetzesänderungen stellen derzeit die größten Herausforderungen an Distributoren. Hinzu kommt der technologische Wandel von einfachen Transistoren über Flip-Flops bis hin zu Prozessoren. Letztere sind inzwischen nicht nur leistungsstärker und energieeffizienter, sondern bringen auch mehr Peripherie mit sich. Inzwischen dürfen sich diese also zu recht System-On-Chips nennen.
Neue Mitspieler erfordern Umdenken
Bislang konnte sich ein Distributor darauf verlassen, dass die Komponentenhersteller die Evolution mitmachen, oder gar selbst vorantreiben. Neuerdings entstehen aber aufgrund disruptiver Technologien ganz neue Mitspieler im Markt. Die klassische Elektronik wird auf das Nötigste minimiert, alles andere wird in die Cloud verlagert. Fand Elektronik bisher auf Siliziumbasis statt, treten jetzt biologische Start-ups auf und zeigen interessante Alternativen. Diese erfordern ein komplettes Umdenken. Was nun fehlt, ist die passende Innovation, um die neuen Ideen erfolgreich in den Markt einzuführen und so Nutzen zu stiften.
Bei den Neuheiten zeichnen sich schon jetzt sogenannte Big Trends ab. Einer davon ist die steigende Integrationsdichte bei System-On-Chips (SoC). Die neuste SoC-Generation ist winzig, beherrscht aber trotzdem sämtliche Wirelesstechnologien fast ohne externe Bauelemente. Da jeder Entwicklungsingenieur seinen Fokus auf einem anderen Feature eines SoCs hat, muss der Distributor das Know-how bündeln – und zwar stets auf dem aktuellen Stand hinsichtlich Updates und Revisionen.
KI muss genutzt werden
Ein anderer Trend ist die Künstliche Intelligenz (KI). Diese macht inzwischen autonomes Fahren möglich und schreibt sogar Bücher. Es ist jedoch noch reichlich Luft für Weiterentwicklungen mit unzähligen Möglichkeiten für bestehende und neuartige Anwendungen. Die meisten Unternehmen müssen KI nutzen, um nicht irgendwann abgehängt zu werden. Viele Start-Ups haben eigene KI-ASICs entwickelt. Doch sind ihre Entwicklungen überhaupt für den Massenmarkt und somit für die Distribution interessant? Einige junge Unternehmen haben das bereits geschafft, manche von ihnen wurden bereits von Branchengrößen übernommen. Der Distributor hat also die Aufgabe, auch für diese komplexen ICs und ihre Einsatzmöglichkeiten die nötige Expertise aufzubauen.
Im Vergleich zur Hardware geht es bei der Software mit Siebenmeilenstiefeln voran. So gut wie jedes Gerät ist mit Konnektivität ausgestattet, um mit der Cloud zu kommunizieren. Mit steigenden Absätzen und somit steigendem Potential für Schwarm-Intelligenz, nimmt auch das Interesse der Gerätehersteller zu. Aber auch der Markt schreit nach Lösungen und Unternehmen kommen kaum hinterher, Programmierer und IT-Experten weiterzubilden oder neu zu rekrutieren. Auch an dieser Stelle besteht Bedarf nach Unterstützung, den Distributoren erfüllen sollten, wenn sie das Feld nicht anderen überlassen wollen.
Die Trends sorgen für starke Marktverwerfungen. Distributoren sehen sich im Wettbewerb zu ganz anderen Industriezweigen, wie Onlinehandelsriesen, Suchmaschinenbetreibern und Softwarehäusern. Noch ist offen, wer das Rennen macht, wenn es um künstliche Intelligenz, neuronale Netze oder Cloud-Services geht. Sicher ist: Distributoren, die im Feld bleiben wollen, müssen sich neu erfinden.