Vorantreiben neuer Technologien Klimaverträglicher Luftverkehr

Charge (Carbon-neutral High-efficiency Aircraft for ReGional Electric flight) setzt auf die Kombination aus einer Box-Wing Konfiguration mit verteilten elektrischen Antrieben (DEP) um eine hohe aerodynamische und propulsive Effizienz zu erzielen. Für die Energieversorgung setzt das Konzept ausschließlich auf Batterien aufgrund des außerordentlich hohen Wirkungsgrades. Charge soll 110 Passagiere auf einer Strecke von bis zu 894 km transportieren können.

Bild: TU Berlin/Charge
12.08.2024

Um den Luftverkehr in den nächsten Jahrzehnten klimaverträglich zu gestalten, müssen neue Technologien vorangetrieben werden. Da Kurzstreckenflüge einen signifikanten Anteil an den aktuellen CO2-Emissionen der Luftfahrt verursachen, griff die DLR Design Challenge 2024 dieses Thema auf. Die Aufgabe war der Entwurf eines emissionsarmen Luftfahrzeugs für die zukünftige Mobilität auf der Kurzstrecke. Die Jury des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat dem Studierenden-Team der TU Berlin den ersten Platz der achten DLR Design Challenge verliehen. Das Siegerteam setzte sich bei der Abschlussveranstaltung am 08. August 2024 am DLR-Standort Hamburg-Finkenwerder gegenüber den fünf anderen teilnehmenden Teams durch.

Um den Luftverkehr in den nächsten Jahrzenten klimaverträglich zu gestalten, müssen innovative Technologien vorangetrieben werden. Da Kurzstreckenflüge einen signifikanten Anteil an den aktuellen CO2-Emissionen der Luftfahrt verursachen, griff die DLR Design Challenge 2024 dieses Thema auf. Die Aufgabe war der Entwurf eines emissionsarmen Luftfahrzeugs für die zukünftige Mobilität auf der Kurzstrecke.

„Die Luftfahrt befindet sich gegenwärtig in einem der intensivsten Transformationsprozesse ihrer Geschichte. Deshalb besteht ein erheblicher Forschungs- und Entwicklungsbedarf. Dabei sieht sich das DLR als Architekt und Integrator der Luftfahrtforschung“, betont Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR. „Unabdingbar für unsere Arbeit ist der Austausch von Wissen, neue und disruptive Denkansätze, sowie Technologieoffenheit. All das haben die Teilnehmenden der DLR Design Challenge 2024 erfolgreich gezeigt beim Entwurf eines umweltfreundlichen und wirtschaftlich effizienten Kurzstreckenflugzeuges für das Jahr 2050.“

Know-how, Kreativität und Teamgeist als Schlüsselkompetenzen

Sechs Studierenden-Teams präsentierten bei der Abschlussveranstaltung des Wettbewerbs ihre Entwürfe, für die sie rund vier Monate Zeit hatten. Dabei durchliefen die Studierenden Prozesse wie beim echten Entwurf von Flugzeugen: Von der ersten Konzeptidee über die detaillierte Ausarbeitung technischer Aspekte und deren Berechnung bis hin zur überzeugenden Präsentation vor der Fachjury.

Sie sammelten wertvolle Erfahrung und verknüpften ihr erlangtes Wissen mit praktischen Fähigkeiten, indem sie unter realistischen Bedingungen arbeiteten und aktuelle Herausforderungen der Luftfahrtindustrie meisterten. Die Aufgabe erforderte nicht nur technisches Know-how, sondern auch Kreativität und Teamarbeit.

Im Laufe des Projekts investierten die Studierenden mehrere hundert Stunden in die Entwicklung ihrer Konzepte und werden langfristig von den umfassenden Erfahrungen sowie den Kontakten zu Experten aus der Branche profitieren. Die Design Challenge wurde zusammen von den DLR-Instituten für Systemarchitekturen in der Luftfahrt und Aerodynamik und Strömungstechnik ausgerichtet.

Der erste Platz der DLR Design Challenge 2024 ging an das Team der TU Berlin. Ihr Konzept Charge überzeugte die Jury mit einem Bericht, in dem alle Designentscheidungen ausführlich begründet und erläutert wurden. Alle wichtigen Disziplinen wurden ausführlich abgedeckt, und der Einsatz innovativer Technologien wurde mit soliden Untersuchungen gerechtfertigt.

Die TU Braunschweig landete auf dem zweiten Platz. Ihr Team punktete mit seinem Konzept VoltAirs-95 besonders durch die hohe Plausibilität, bei dem eine sehr gute Balance zwischen Innovation und bewährter Technologien vorlag. Platz drei belegte Team HYPER der DHBW Ravensburg. Es präsentierte ein solide durchdachtes Konzept, was wenige Fragen der Jury offen ließ. Die ausführliche Untersuchung des Antriebskonzept fiel besonders positiv auf. „Insgesamt wurden alle eingereichten Entwürfe für innovativ und sehr kreativ befunden, so dass alle Teams als Gewinner gelten“, so die Jury während der Preisverleihung.

Weniger CO2 durch mehr Effizienz auf Kurzstrecken

Für das zu entwerfende Luftfahrzeug gehörte zur Aufgabenstellung, die Indienststellung bis zum Jahr 2050 einzuplanen. Ein vorgegebenes Netzwerk an europäischen Regionalrouten soll durch das neue Flugzeug ökologisch und gleichzeitig wirtschaftlich bedienen werden können.

Den Teilnehmenden war es durch eine Analyse des Netzwerks selbst überlassen, die Reichweite und Passagierkapazität zu wählen und somit beide Anforderungen optimal auszufüllen. Dazu war die Wahl des Energieträgers ebenfalls offen: Es konnte zwischen Wasserstoff, Elektrizität und nachhaltigem Flugkraftstoff in hybrider Anwendung entschieden werden.

In Folge der DLR Design Challenge 2024 werden die drei bestplatzierten Teams ihre Konzepte auf dem Deutschen Luft- und Raumfahrtkongress (DLRK 2024) in Hamburg präsentieren. Darüber hinaus wird das Siegerteam seinen Entwurf auf dem Congress of the International Council of the Aeronautical Sciences (ICAS 2024) in Florenz vorstellen. Insgesamt haben 36 Studierende erfolgreich an der DLR Design Challenge 2024 teilgenommen.

Bildergalerie

  • Siegerteam der TU Berlin, ihr Konzept Charge gewinnt DLR Design Challenge 2024
Von links: Clemens Ehrich, Mathias Tekkel, Luca Kriebel, Leonid Wenz, Tim Schulz, Lennart Wauer, Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt

    Siegerteam der TU Berlin, ihr Konzept Charge gewinnt DLR Design Challenge 2024

    Von links: Clemens Ehrich, Mathias Tekkel, Luca Kriebel, Leonid Wenz, Tim Schulz, Lennart Wauer, Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt

    Bild: DLR/Leon Jacobs

  • VoltAirs-95 ist das eingereichte Konzept der TU Brauschweig, das Platz für 95 Passagiere bietet. Es hat eine Auslegungsreichweite von knapp 900 km und wird von zehn verteilten elektrischen Propellern angetrieben. Ein zusätzliches Triebwerk im Heck, betrieben mit nachhaltigem Flugzeugkraftstoff (SAF), wird für die Reservemission eingesetzt oder kann für eine verlängerte Flugdauer bei entfernteren Zielen hinzugeschaltet werden. Die Batterien sind im Rumpf des Flugzeugs und den Flügeln untergebracht. Das Flugzeugdesign ist konventionell, verfügt aber über ein V-Leitwerk. Der fensterlose Rumpf ist mit OLED-Displays in der Kabine ausgestattet, um den Passagieren ausreichend Komfort zu bieten und gleichzeitig das Strukturgewicht zu verringern.

    VoltAirs-95 ist das eingereichte Konzept der TU Brauschweig, das Platz für 95 Passagiere bietet. Es hat eine Auslegungsreichweite von knapp 900 km und wird von zehn verteilten elektrischen Propellern angetrieben. Ein zusätzliches Triebwerk im Heck, betrieben mit nachhaltigem Flugzeugkraftstoff (SAF), wird für die Reservemission eingesetzt oder kann für eine verlängerte Flugdauer bei entfernteren Zielen hinzugeschaltet werden. Die Batterien sind im Rumpf des Flugzeugs und den Flügeln untergebracht. Das Flugzeugdesign ist konventionell, verfügt aber über ein V-Leitwerk. Der fensterlose Rumpf ist mit OLED-Displays in der Kabine ausgestattet, um den Passagieren ausreichend Komfort zu bieten und gleichzeitig das Strukturgewicht zu verringern.

    Bild: TU Braunschweig/VoltAirs-95

  • Team der TU Braunschweig, ihr Konzept VoltAirs-95 belegt 2. Platz bei der DLR Design Challenge 2024
Von links: Gent Gutaj, Christian Dietrich, Lukas Thiesen, Aleksandre Kobeshavidze, Anna Vorndran, Mika Rasch, Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt

    Team der TU Braunschweig, ihr Konzept VoltAirs-95 belegt 2. Platz bei der DLR Design Challenge 2024

    Von links: Gent Gutaj, Christian Dietrich, Lukas Thiesen, Aleksandre Kobeshavidze, Anna Vorndran, Mika Rasch, Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt

    Bild: DLR/Leon Jacobs

  • 3. Platz bei der DLR Design Challenge 2024: Entwurf der DHBW Ravensburg - Hyper
Das Konzept Hyper (HYdrogen Powered Electric Regional aircraft) transportiert 89 Passagiere auf bis zu 1.250 km und verwendet eine hocheffiziente und neuartige Box-Wing-Flügelanordnung. Die elektrischen Antriebe werden durch eine hybride Stromversorgung gespeist: Im Reiseflug liefern Brennstoffzellen die Energie aus Flüssigwasserstoff, während Batterien zur Unterstützung in Flugphasen mit hohem Leitungsbedarf bereitstehen. Zudem sorgt ein Bli-Antreib (Boundary Layer Ingestion; Antrieb, welcher die Rumpfnahe Strömung zur Schubgenerierung verwendet) zu einer weiteren Verbesserung des Antriebswirkungsgrades.

    3. Platz bei der DLR Design Challenge 2024: Entwurf der DHBW Ravensburg - Hyper

    Das Konzept Hyper (HYdrogen Powered Electric Regional aircraft) transportiert 89 Passagiere auf bis zu 1.250 km und verwendet eine hocheffiziente und neuartige Box-Wing-Flügelanordnung. Die elektrischen Antriebe werden durch eine hybride Stromversorgung gespeist: Im Reiseflug liefern Brennstoffzellen die Energie aus Flüssigwasserstoff, während Batterien zur Unterstützung in Flugphasen mit hohem Leitungsbedarf bereitstehen. Zudem sorgt ein Bli-Antreib (Boundary Layer Ingestion; Antrieb, welcher die Rumpfnahe Strömung zur Schubgenerierung verwendet) zu einer weiteren Verbesserung des Antriebswirkungsgrades.

    Bild: DHBW Ravensburg/Hyper

  • Team der DHBW Ravensburg, ihr Konzept Hyper belegt 3. Platz bei der DLR Design Challenge 2024
Jonna Bleeker, Lena Hennige, Julius Wildeboer, Lucas Weser, Jonas Schaur, Niclas Neufeld, Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt

    Team der DHBW Ravensburg, ihr Konzept Hyper belegt 3. Platz bei der DLR Design Challenge 2024

    Jonna Bleeker, Lena Hennige, Julius Wildeboer, Lucas Weser, Jonas Schaur, Niclas Neufeld, Dr. Markus Fischer, DLR-Bereichsvorstand Luftfahrt

    Bild: DLR/Leon Jacobs

  • Jury und Studierendenteams bei der DLR Design Challenge 2024
Am 08. August 2024 fand die Abschlussveranstaltung der insgesamt achten DLR Design Challenge inklusive Siegerehrung und Preisverleihung beim DLR im ZAL TechCenter in Hamburg-Finkenwerder statt.

    Jury und Studierendenteams bei der DLR Design Challenge 2024

    Am 08. August 2024 fand die Abschlussveranstaltung der insgesamt achten DLR Design Challenge inklusive Siegerehrung und Preisverleihung beim DLR im ZAL TechCenter in Hamburg-Finkenwerder statt.

    Bild: DLR/Leon Jacobs

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