New Business Models „Durch die Vernetzung von Komponenten entstehen neue Geschäftsmodelle“

Dr. Roland Aubauer ist Director Research and Development bei Captron Electronic und als solcher mitverantwortlich für die Innovationskraft des internationalen Familienunternehmens.

Bild: Captron
18.08.2020

Die Industrie ist in einem spannenden Umbruch. Künftig sollen alle Komponenten innerhalb einer Produktionsanlage untereinander vernetzt sein, Informationen austauschen und so eine fundierte Datenbasis für kritische Unternehmensentscheidungen liefern – Stichwort: Industrie 4.0. Aber sind Lösungsanbieter und Hersteller dafür überhaupt schon bereit?

Dr. Roland Aubauer ist mit diesem Beitrag im als einer von 100 Machern der Prozessindustrie vertreten. Alle Beiträge des P&A-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik

Vor neun Jahren wurde der Begriff „Industrie 4.0“ zum ersten Mal im Rahmen der Hannover Messe 2011 genannt. Seither dominiert die Vision der Vernetzung intelligenter Komponenten, die den Produktionsprozess steuern und flexibler sowie effizienter gestalten soll, die Diskussionen in diesem Bereich. Das Internet der Dinge, das in der Consumer-Elektronik längst etabliert ist, soll Einzug in die Industrie halten.

Sieht man sich hingegen den aktuellen Stand in der Prozessindustrie an, wird deutlich, dass wir gemeinsam noch viel Neues erreichen können. Zwei Hürden müssen aus Sicht von Captron noch übersprungen werden:

  • Einerseits gibt es nach wie vor zahlreiche Bestandsanlagen, die eingefahren sind und aus Sicht der Betreiber weiterhin gut laufen – hohen Investitionen in Digitalisierungsmaßnahmen stehen diese daher zögerlich gegenüber.

  • Anderseits sind viele Hersteller den ersten Schritt in die Digitalisierung bereits gegangen. Sie sind nun jedoch mit einer komplexen IT-Infrastruktur aus einzelnen intelligenten Komponenten mit unterschiedlichsten Schnittstellen konfrontiert, deren Vernetzung hochgradig komplex ist. Die Vision einer Industrie 4.0 wird dadurch eher behindert als vorangetrieben.

Architektur auf Basis offener Industriestandards

Hier setzt die Open Industry 4.0 Alliance an, der sich Captron bereits in der Gründungsphase angeschlossen hat. Ihr Ziel ist es, eine gemeinsame Architektur auf Basis offener Industriestandards auszuarbeiten. Sie soll es ermöglichen, Daten nicht nur zu generieren, sondern die Informationen unterschiedlicher Komponenten sinnhaft zusammenzuführen, auszuwerten und so fundierte Entscheidungen schneller treffen zu können.

Das Ergebnis daraus sind zum einen höhere Qualität, schnellere Markteinführungszeiten und flexiblere Produktionsprozesse. Zum anderen entstehen durch die Vernetzung aller Komponenten neue Geschäftsmodelle und Anwendungsszenarien – von der einfacheren Installation neuer Geräte, die zentral und automatisiert konfiguriert werden, über kontinuierliche Prozess- und Qualitätsoptimierungen mittels maschineller Lernverfahren bis hin zu Predictive Maintenance.

Geschäftsmodelle im Bereich Service

Mitglieder der Allianz profitieren davon, nahtlos mit Geschäftspartnern, Betreibern und Serviceanbietern zusammenzuarbeiten, Kompetenzen zu bündeln, Synergien zu nutzen und so gemeinsam neue Kunden zu adressieren. Darüber hinaus bleiben sie am Puls der Zeit, erfahren die Herausforderungen ihrer Kunden aus erster Hand und können auf dieser Basis selbst neue Geschäftsmodelle vor allem im Bereich Services entwickeln.

Für Captron war es daher wichtig, von Anfang an dabei zu sein. Wir arbeiten parallel an Produkten, die genau dafür geeignet sind, diese Vernetzung von Sensoren zu ermöglichen – und wir versprechen uns viel davon. Gerade, weil wir vergleichsweise klein sind, können wir schnell und flexibel agieren.

Darüber hinaus sind wir davon überzeugt, dass sich die Vision der Industrie 4.0 nur mit gemeinsamer Power realisieren lässt, indem Kompetenzen und Services gebündelt werden, um Kunden echten Mehrwert zu bieten.

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