Die Unternehmen der Elektroindustrie blicken vorsichtig optimistisch auf das Jahr 2021. „Wir erwarten für die Branche ein Produktionswachstum von fünf Prozent und könnten so vier Fünftel des letztjährigen Produktionsrückgangs wieder aufholen“, berichtet ZVEI-Präsident Dr. Gunther Kegel.
Dafür spreche, dass wichtige Stimmungsindikatoren wie Lagebewertung, Geschäftserwartungen und damit das Geschäftsklima insgesamt seit dem Sommer angestiegen sind. So ist die Kapazitätsauslastung mit 82 Prozent im ersten Quartal 2021 fast wieder beim Vorjahresniveau angekommen, und auch die Auftragseingänge haben sich seit Herbst positiv entwickelt. Allein im Februar 2021 gab es hier einen Zuwachs von 13 Prozent zum Vorjahr.
Wenig positive Effekte bei generellem Lockdown
Sorgen bereiten der Branche zum Teil Engpässe bei der Beschaffung von Vorleistungen. Lieferschwierigkeiten gibt es unter anderem bei Mikrochips, Kunststoffen, Stahl und Kupfer. Diese angebotsseitigen Knappheiten verschärfen sich noch durch Transportprobleme.
„Knappe Transportkapazitäten führen zu deutlich höheren Kosten bei gleichzeitig längeren Lieferzeiten“, erklärt Kegel. Für Verunsicherung sorge zudem die Corona-Lage: Unternehmen müssen weiter produzieren können, ein genereller Lockdown für die Wirtschaft würde nur wenige positive Effekte bei der Pandemie-Bekämpfung erzielen, gleichzeitig aber einen hohen betriebs- und damit volkswirtschaftlichen Schaden anrichten.
„Die Unternehmen der Elektroindustrie haben wirkungsvolle Schutzmaßnahmen ergriffen und leisten darüber hinaus mit Tests und betriebsärztlichen Angeboten einen wichtigen Beitrag zur Pandemiebekämpfung“, sagt Kegel.
„China beobachten wir mit Sorge“
China ist das einzige Land gewesen, in das die Elektroindustrie seine Exporte nennenswert steigern konnte; der Zuwachs betrug 6,5 Prozent auf 23,3 Milliarden Euro. Aber: „Der positiven wirtschaftlichen Entwicklung steht eine beunruhigende politische Entwicklung entgegen“, räumt Kegel ein. „Den Konflikt zwischen China und den USA, aber auch das rigide Durchsetzen der geo- und sicherheitspolitischen Interessen Chinas, beobachten wir mir Sorge.“
Dadurch wachse die Gefahr, dass die multilaterale Weltwirtschaftsordnung weiteren Schaden nehme und in eine „Patchwork-Globalisierung“ zerfalle. Insbesondere für kleinere und mittlere Unternehmen wäre ein Zerfall der Wirtschaftsräume „kaum zu managen“, wie Kegel betont. Europa müsse sich „entschlossen dagegenstemmen“.
Aktivere Industriepolitik gefordert
Laut einer aktuellen ZVEI-Umfrage wünschen sich die Mitgliedsunternehmen derzeit eine deutlich aktivere Industriepolitik Europas und Deutschlands. 60 Prozent befürworten den Auf- und Ausbau von Produktionsstätten zur Versorgungssicherheit. Auch ein stärkerer Ausgleich wettbewerbsverzerrender Subventionspraktiken wird mehrheitlich gefordert.
„Die europäische Politik muss sich mehr um faire Wettbewerbsbedingungen kümmern“, nimmt Wolfgang Weber, Vorsitzender der ZVEI-Geschäftsführung, die Sorge der Mitgliedsunternehmen auf. „Deutschland und Europa müssen Standort für Spitzentechnologie bleiben, um souverän und international wettbewerbsfähig zu sein.“ Die sogenannten IPCEIs (Important Projects of Common European Interests) seien hierfür ein geeignetes Mittel.