Die meisten Materialien lösen sich besser im Wasser auf, je wärmer es ist. Nicht so die Erfindung des Professors Leon Bellan von der Vanderbilt University: Die von ihm entwickelten Polymer-Schaltkreise lösen sich in Wasser auf, wenn die Temperatur 32 °C unterschreitet.
Wunder-Polymer aus der Zuckerwattemaschine
Im Unterschied zu anderen Materialien, deren „Selbstzerstörungsfunktion“ durch einen äußeren Einfluss wie Licht oder Wärme ausgelöst wird, braucht Bellans Erfindung bestimmte Umgebungsbedingungen, um stabil zu bleiben. Dazu hat der Forscher gemeinsam mit dem Ingenieur Xin Zhang silberne Nanodrähte in ein Polymer eingebettet, das bei Körpertemperatur stabil ist, sich aber bei Zimmertemperatur auflöst.
Hergestellt wurde der Mechanismus mit ... einer Zuckerwattemaschine. Wenn das spezielle Polymer diese durchläuft, bildet sich eine feine Netzwerkstruktur, die an Blutgefäße erinnert. Im ersten Versuch hat Bellan mit dem Material eine einfache LED-Schaltung gebaut. Wenn man diese in Wasser aufbewahrt, das erwärmt wird, bleibt der Schaltkreis intakt. Nimmt man allerdings das Heizelement weg, löst sich das Polymer auf und der Schaltkreis bricht innerhalb von wenigen Minuten zusammen.
Von James Bond bis zum Hausarzt
Elektronik mit Selbstzerstörungsmechanismus weckt Assoziationen an einschlägige Agentenfilme. Und zurecht, denn so könnte beispielsweise das Militär verhindern, dass sensible Informationen in die falschen Hände fallen. Aber auch für die Medizin ist ein selbstauflösendes Material interessant - beispielsweise für vorübergehende Implantate, die man dann nicht mehr durch riskante OPs selbst entfernen müsste. Es würde einfach reichen, einen Eiswürfel an die betreffende Hautstelle zu halten, meint Bellan.