E&E:
Welche Möglichkeiten schätzen Kunden am meisten, um Bestellungen aufzugeben und zu verfolgen? Ist eProcurement auf dem Vormarsch oder die Bestellung per Telefon weiterhin beliebt?
Stefan Fuchs:
Aus unserer Erfahrung wird eProcurement zunehmend bevorzugt. Es gibt jedoch immer noch Kunden, die gedruckte Kataloge und den Telefonkontakt schätzen. Viele Kunden nutzen bereits automatisierte Bestellvorgänge wie Online Shops, Web-Portal-Zugang und andere eProcurement-Techniken. Conrads Strategie ist es, flexibel zu bleiben und Kunden verschiedene Bestellmethoden anzubieten.
Eine effektive, informative und einfach zu bedienende Webseite ist entscheidend für alle Unternehmen vor allem aber für Distributoren, die viele Tausende von Produkten bieten. Was denken Sie, wie die Webseite eines Händlers aussehen sollte? Worauf sollte geachtet werden?
Je größer die Produktpalette, umso wichtiger ist es dass die Suche entsprechend optimiert ist. Und genau daran scheitern viele Distributoren. Um die Benutzerfreundlichkeit zu unterstützen und das Finden von Produkten schnell zu ermöglichen, spielen Filter eine ganz entscheidende Rolle. Gerade bei Bauteilen ist eine Eingrenzung der Suchergebnisse über Filter unabdingbar.
Wir optimieren kontinuierlich unseren Produktcontent, um damit unsere Filter zu verbessern, also die Anzahl der Treffer zu begrenzen und exakter zu gestalten, als auch eine Verbesserung der Geschwindigkeit in der Produkt-Suche zu erzielen. Außerdem haben wir für unsere Kunden Produktgruppen-spezifische Konfiguratoren auf unseren Beratungsseiten hinterlegt. Hier können Kunden Produktspezifika angeben und erhalten dann Produktempfehlungen. Ein Beispiel hierzu ist unser Produktfinder für Mikrocontroller-Kits.
Weitere Finder finden Sie auf conrad.biz über unseren Service-Tab. Darüber hinaus investieren wir viel Zeit in die Optimierung unserer Navigation durch die Überwachung von Heat Maps, Suchverhalten, Mitbewerber-Webseiten, Produktrelevanz und natürlich persönliches Kunden-Feedback .
Ist es wichtig Kompatibilität für mobile Geräte wie zum Beispiel Tablet PCs oder Smartphones anzubieten?
Der Trend geht ganz klar dahin Katalogauflagen- und stärken zu minimieren. Gründe hierfür sind die immer geringer werdende Nachfrage, Kosteneffizienz, Sortimentsaktualität und zu guter Letzt auch der Umweltschutz. Das Ersetzen oder Minimieren gedruckter Medien bedeutet aber gleichzeitig, dass Kompensationsmöglichkeiten gefunden werden müssen. Hier bieten sich u.a. Apps für mobile Endgeräte an. So kann der Kunde auf Produktinformationen zurückgreifen, Lesezeichen für bevorzugte Produkte setzen und mit dem Einkauf teilen oder direkt in den Warenkorb legen und eine Bestellung auslösen.
Ist Rich-Media wie Video von Bedeutung für die Bauelemente-Distributoren, um Informationen über Produkte zu erhalten, die sie B2B-Kunden bieten? Wie sieht es bei Lieferanten aus? Benutzen Lieferanten Rich-Media, um für ihre Produkte zu werben und können sie die auf Ihrer eigenen Website verwenden?
Videos sind ein sehr effektiver Weg, um Kunden Produktdetails verständlich zu machen und das ganz unabhängig von technischen Datenblättern. Außerdem erhöht es die Kundenbindung, was gerade in der Elektronik-Distribution ein nicht unwesentlicher Faktor ist. Natürlich kann ein Benutzer alle diese Videos auf YouTube und anderen Portalen finden, aber der Distributor sollte alles aus einer Hand bieten, um den Einkaufsvorgang für den Kunden effizienter und schneller zu gestalten. Conrad hat bereits Produktvideos auf verschiedenen Produktdetailseiten platziert, aber da wir über 500.000 Produkte gelistet haben ist das hinzufügen von Rich-Media ein signifikanter Schritt und muss sukzessiv erfolgen.
Bieten Wartung, Reparatur und Überholung (MRO; Maintenance, Repair and Overhaul) oder das Design neuer Produkte die größten Möglichkeiten für Distributoren? Beeinflussen die derzeitigen wirtschaftlichen Bedingungen dieses Gleichgewicht?
Beide Bereiche sind für uns von Bedeutung. Entwickler müssen Zugriff auf neueste Produkte haben. Um die Entwicklergemeinde effektiv bedienen zu können, müssen wir auch zugehörige Angebote wie Entwicklungstools bewährter Hersteller im Programm haben. Damit lassen sich die Projektumsetzung, das Leiterplatten-Prototyping und die Montage schneller gestalten, was ebenso bedeutende Dienstleistungen unseres Hauses sind. Conrad verzeichnet auch ein hohes Interesse an seinem Kalibrierdienst, denn die Kunden wollen die Zahl ihrer Zulieferer konsolidieren und bevorzugen zu einem One-Stop-Shop. MRO-Kunden verlangen eine zuverlässige Quelle für eine Vielzahl von Produkten und schnelle Lieferzeiten, damit sie ihre eigenen Lagerbestände niedrig halten können. Als Beispiel dient Conrad’s Kabelsortiment, es ist das größte Produktangebot eines Distributors mit mehreren zehntausend eingetragenen Artikeln. Das vermeidet zusätzliche Kosten, die sich durch eine geringere Anzahl von Distributionspartnern weiter verringern lassen. Robuste eProcurement-Systeme mit Genehmigungsworkflow und automatisierter Nachbestellung sind wichtige Forderungen seitens MRO-Kunden.
Große Distributoren im Elektronikbereich bieten zunehmend Eigenmarken. Wie werden diese im Gegensatz zu etablierten bekannten Marken entwickelt?
Eigenmarken bieten in der Regel einen hohen Standard in Sachen Qualität. Dieser Standard wird durch einen wettbewerbsfähigen Preis nicht beeinträchtigt. Natürlich würde eine schlechte Qualität den Ruf des Distributors schädigen. Eigenmarken sind nicht immer vom Distributor selbst entwickelt. Meist sind sie White-Label-Produkte aus Asien, die vor Ort umbenannt werden. Das heißt, zwei oder mehr Distributoren bieten das gleiche Produkt, das sich nur durch die außen aufgebrachte Marke unterscheidet. Conrad weicht von diesem Modell ab, da wir innovative, hochqualitative Produkte selbst im eigenen Haus entwickeln. Die dafür verantwortliche Abteilung ist das Conrad Technical Centre (CTC). Hier sind qualifizierte Ingenieure in der Forschung, Entwicklung und Qualitätssicherung beschäftigt, die Conrad-eigenes Know-how für die Produktentwicklung mit einbringen. Die Serienfertigung unserer Eigenmarken ist an lang etablierte Partner ausgelagert. Conrad-Marken wie VOLTCRAFT, Toolcraft, C-Control und Conrad Energy sind kostengünstig und ausschließlich über Conrad erhältlich. Um den hohen Qualitätsstandard unserer Produkte zu halten, haben wird das Conrad Quality Control Center (CQC) gegründet. Es ist verantwortlich für die Qualitätssicherung und die ständige Verbesserung aller Produkte und Prozesse.
Wie hält ein Distributor sein Produktangebot technologisch auf dem neuesten Stand?
Durch das Know-how, die Erfahrung und das Engagement des eigenen Einkaufsteams im Markt. Hinzu kommt eine enge, kontinuierliche Zusammenarbeit mit den Lieferanten. Distributoren wie Conrad können garantieren, dass sie stets auf dem neuesten Stand der Technik sind. Conrads Einkaufsteam arbeitet eng am Markt. Trends und gefragte Produkte werden durch Wettbewerbsbeobachtung und Gespräche mit den Vertriebs- und Marketingteams erfasst. Lieferanten verfügen über den besten Überblick, welche Produkte bei ihnen gerade gefragt sind. Sie können ihre F&E und Produkt-Neuentwicklungen dementsprechend anpassen. Nicht zuletzt kommt es auch darauf an, neue Produkte und Technologien dem Kunden zu vermitteln. Hilfsmittel wie Pressemitteilungen, Email-Newsletter, Webseiten, Werbung und Mailings helfen Unternehmen wie Conrad, diese Kundenbindung herzustellen.