Aktuell arbeiten die Wissenschaftler im Forschungsprojekt SBOIL (South Baltic Oil Spill Response) an der Verbesserung der Ölhavarie-Vorsorge im südlichen Ostseeraum. Das Projektkonsortium besteht aus drei Partnern (Universität Rostock, Maritime Universität Stettin und World Maritime University Malmö) sowie weiteren neun assoziierten Partnern. Das Projekt verfügt über ein Budget von etwa 1,2 Millionen Euro. Erst kürzlich wurde eine Ölwehrübung auf der Warnow durchgeführt. Das Rostocker Amt für Umweltschutz und das Brandschutz- und Rettungsamt waren als zuständige Behörden für die Ölhavarie-Bekämpfung auf der Warnow dabei.
Austritt von Rohöl
Im Übungsszenario ging man davon aus, dass es im Stadthafen zum Austritt einer unbestimmten Menge von Rohöl beziehungsweise Schiffsdiesel gekommen ist. Das Rostocker Amt für Umweltschutz entscheidet, dass biogene Bindemittel eingesetzt werden, um die Verschmutzung zu bekämpfen. Dafür ist die Professur von Professor Fokke Saathoff mit seinem Team genau der richtige Partner. Denn: Im Vorgänger-Projekt „BIOBIND“ wurde ein luftgestütztes Ölhavarie-Bekämpfungssystem auf Basis biogener Ölbinder entwickelt. Die Binder wurden per Schiff zeitnah am Ursprungsort der angenommenen Verschmutzung sowie auf zugänglichen Flecken des Gewässers ausgebracht.
Auf Höhe der ehemaligen Neptunwerft knickt die Warnow nach Norden ab. An der Westseite des Flusses wurde die speziell dafür entwickelte Netzsperre ausgelegt und mit einer Seite an der Kaikante befestigt. Durch die Strömung wurden die mittlerweile ölgesättigten Binder in das offene Netz getrieben. Nach Einschätzung von Uwe Badrow vom Amt für Umweltschutz der Hansestadt- und Universitätsstadt Rostock wurde das Ziel dieser Erprobung erreicht. „Die Technik der Uni-Forscher ist geeignet, ölgetränkte Bindemittel von Fließgewässern aufzunehmen und schwimmende Ölbinder von relativ ruhigen Gewässern im Schleppzug abzufischen, sagt Badrow.
Erfolg der vorgeschlagenen Technologie
Zum Schluss der Übung, also als der Strom der Binder beendet und das Netz gefüllt war, wurde der Netzsack am Ende der Netzsperre mit einem Kran an Land gehoben und in einen flüssigkeitsdichten Container geladen. Das geborgene Bindemittel wurde thermisch entsorgt. Die Netzsperre wurde nach der Entnahme gereinigt und für den nächsten Einsatz vorbereitet. „Während der Übung ging es ausschließlich um die Handhabung der Netzsperre“, sagt Doktorand Marcus Siewert. Es wurden keine Bindemittel ausgebracht. „Wir konnten zeigen, dass die vorgeschlagene Technologie zur Bekämpfung von Ölhavarien auf der Unterwarnow mit überschaubarem Material- und Personalbedarf einsetzbar ist“, kommentiert Professor Saathoff.
Das Amt für Umweltschutz ist assoziierter Projektpartner und will die weiteren Entwicklungen des Projektes genau verfolgen. Inzwischen ist die Sperre nach Stettin transportiert worden. Dort wird sie in einen umgebauten 20-Fuß-Seecontainer verladen, um den zukünftigen Einsatz weiter zu vereinfachen. Für das Jahr 2018 sind weitere Übungen mit der polnischen Seenotrettung und der schwedischen Küstenwache geplant.