Gigafactory für die Batterieproduktion Fabrikhochlauf der Batteriezellproduktion für die Elektromobilität

Der weltweite Batteriebedarf für das Jahr 2030 wird aktuell auf 2.500 bis 3.500 GWh geschätzt. In Europa zählen derzeit Deutschland, Ungarn und Frankreich zu den wichtigsten Produktionsstandorten, wo zur Herstellung der Batteriezellen Fabriken im GWh-Maßstab geschaffen werden, um den steigenden Bedarf zu decken und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern.

23.10.2024

Der Aufbau von Gigafactories für die Batteriezellproduktion steht vor großen Herausforderungen, darunter hohe Ausschussraten und Fachkräftemangel. Diese Faktoren verzögern den Produktionsstart und bremsen die europäische Wettbewerbsfähigkeit trotz steigender Nachfrage nach Batteriezellen. Deutschland, Ungarn und Frankreich spielen eine Schlüsselrolle bei der Deckung des bis 2030 weltweit steigenden Batteriebedarfs.

Der Lehrstuhl „Production Engineering of E-Mobility Components“ (PEM) der RWTH Aachen und die Fraunhofer-Einrichtung Forschungsfertigung Batteriezelle (FFB) informieren im neuen gemeinsamen Whitepaper „Mastering Ramp-up of Battery Production“ über Strategien und Ressourcen für einen effizienten Anlauf einer Gigafactory. Hohe Ausschussraten seien immer noch ein ernstzunehmendes Hindernis in der über den späteren Erfolg entscheidenden Hochlaufphase von Fabriken zur Herstellung von Batterien für die Elektromobilität und andere Anwendungen.

Der weltweite Batteriebedarf für das Jahr 2030 wird aktuell auf 2.500 bis 3.500 GWh geschätzt. In Europa zählen derzeit Deutschland, Ungarn und Frankreich zu den wichtigsten Produktionsstandorten, wo zur Herstellung der Batteriezellen Fabriken im GWh-Maßstab geschaffen werden, um den steigenden Bedarf zu decken und die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie zu sichern. „Trotz umfangreicher Investitionen in den vergangenen Jahren liegt die Menge der produzierten Batteriezellen aber immer noch deutlich hinter den Erwartungen zurück“, sagt PEM-Leiter Professor Achim Kampker. Die Ursache: „Produkt- und Prozessunsicherheiten führen bei den Zellherstellern häufig zu Verzögerungen beim Produktionsstart, und es fehlen Fachkräfte, die die Komplexität der Batteriezellfertigung durchdringen.“

Ramp-up-Phase als Risiko für die gesamte E-Mobilität

In dem Whitepaper werden daher zunächst die organisatorischen und technischen Hürden skizziert, die mit dem Hochlauf einer Gigafabrik verbunden sind, und bietet anschließend Einblicke, wie sie sich überwinden lassen und der Ramp-up-Prozess effektiv gesteuert werden kann. Ausschussraten von 15 bis 30 Prozent in den ersten Jahren sind der Veröffentlichung zufolge in der Batteriezellproduktion üblich. Selbst nach fünf Jahren seien die Ausschussraten mit rund zehn Prozent immer noch hoch.

Jeder Prozentpunkt koste etwa 30.000 Euro pro Tag und etwa zehn Millionen Euro pro Jahr. Eine Ausschussquote von 30 Prozent bedeutet bei voller Auslastung demnach Kosten von rund 900.000 Euro pro Tag. „Es ist eine Bedrohung für die gesamte europäische Elektromobilität, wenn die hiesigen Batteriezellhersteller durch Probleme beim Fabrikhochlauf ihre Produktionskapazitäten nicht erhöhen können“, warnt Kampker: „Werden diese Hürden nicht überwunden, steigen die Gewinneinbußen.“

Forschungswissen und Digitalisierung als Fundament

Eine systematische Untersuchung der Ursachen ermöglicht es dem Whitepaper zufolge, essenzielle Herausforderungen auf Produkt- und Produktionsebene rechtzeitig zu identifizieren und zu bewältigen. Der erfolgreiche Anlauf einer Gigafactory für die Batteriezellenproduktion stützt sich laut den Autoren auf mehrere Säulen. Neben einer Begleitung durch erfahrene Fachforschende sei die Nutzung geeigneter Wissensdatenbanken entscheidend.

Im Fall von Fraunhofer FFB und PEM seien diese durch eine mehrjährige Projektarbeit mit Partnern aus der Batterie-Industrie entstanden – mit dem Ergebnis eines breit gefächerten Know-hows zu Fertigungstechnologien, Ursache-Wirkungs-Zusammenhängen, Kosten und Energieverbräuchen sowie zu passenden Fertigungsparametern, Anlagenherstellern und Marktdaten. Darüber hinaus sei die Entwicklung von Digitalisierungslösungen entscheidend, die eine schnellere Fabrik-Realisierung und eine verlässliche Erkennung von Fehlern in der Produktion ermöglichen. So seien vor allem eine Qualitätssicherung und Rückverfolgbarkeit auf digitaler Basis dazu in der Lage, Ausschussraten frühzeitig und dadurch Kosten deutlich zu reduzieren.

Reale Fallstudien, Datenanalysen und bewährte Verfahren

Hilfreich sei zudem die Inanspruchnahme einer möglichst ausgeprägten Infrastruktur mit modernster Anlagentechnik und Produktionslinien, wie sie mit dem Bau der „FFB PreFab“ entstanden ist und mit der künftigen „FFB Fab“ innerhalb des Projekts „Forschungsfertigung Batteriezelle“ weiterhin entsteht. Dies ermögliche wertvolle Erkenntnisse zum effizienten Ablauf von Ramp-up-Prozessen. Das gemeinsame Whitepaper von Forschenden der Fraunhofer FFB und des Lehrstuhls PEM der RWTH Aachen stützt sich auf reale Fallstudien, Datenanalysen und bewährte Verfahren. In der Veröffentlichung und darüber hinaus stellen die Fraunhofer FFB und der Lehrstuhl PEM sowohl ihr Branchenwissen als auch Datenbanken, Digitalisierungslösungen und Infrastruktur bereit, um Batteriehersteller bei der Bewältigung des Fabrikhochlaufs zu unterstützen.

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