Ex-Schutz Filmreif automatisiert

WAGO GmbH & Co. KG



11.10.2013

Armageddon - die ersten Szenen des Katastrophenfilms, bei der man die Weltenretter erst einmal bei ihrer normalen Arbeit als Bohrtrupp erlebt, sind von der Realität gar nicht soweit entfernt. Es geht rau zu im Öl- und Gasgewerbe. Die Umgebung fordert Mensch, Maschine und die darin verbaute Technik: Steuerungen und Verbindungstechnik beispielsweise, die dort nur akzeptiert werden, wenn sie den höchsten Standards genügen.

Ein bisschen schlitzohrig, äußerst wagemutig, auf jeden Fall hart im Nehmen - so erlebten die Cineasten Bruce Willis und seine Kollegen 1998 im Film Armageddon. Wenn sich die Drehbuchschreiber im Rest des Films auch wenig an die physikalischen Realitäten hielten: ein klemmendes Bohrgestänge - das bringt auch in Wirklichkeit dramatische Szenen mit sich. Kein Wunder, dass Offshore- und Onshore-Förderung keine Kompromisse an die Technik zulässt. Ex-Zertifizierung ist da noch eine der am einfachsten zu erfüllenden Forderungen. Robustheit ist gefragt, wenn mal wieder der Bohrer zu verklemmen droht und die Bohrleute in Willis-Manier schnell und gar nicht zimperlich reagieren müssen. Denn Stillstand der Anlagen ist keine Option. Äußerst zuverlässige, langlebige Verbindungsklemmen von Wago, seine Steuerungen und der Service, den der Mindener Hersteller im seltenen Reparaturfall weltweit bieten kann, gewinnt daher in der Öl- und Gasindustrie immer mehr Akzeptanz. „Bisher werden unsere Steuerungskomponenten vorwiegend im Upstream-Bereich eingesetzt, auf Bohrinseln und Erdölfeldern“, so Ulrich Hempen, Leiter Market Management Industrie und Prozess bei Wago Kontakttechnik. „Midstream - also in der Pipeline-Automatisierung und in Raffinerien - sind wir mit Federklemmen gut im Geschäft. Und das wollen wir noch deutlich weiterentwickeln. Nicht zuletzt findet man unsere Klemmen auch downstream.“ Schlicht und ergreifend in Zapfsäulen sitzt die Wago-Klemme. Doch Hempen hat auch viel spektakulärere Anwendungen im Kopf, wenn er an Wago-Technik in der Öl- und Gasindustrie denkt. Deepwater Horizon etwa. Mit dem Namen der Ölplattform, der inzwischen als Synonym für eine der größten Ölkatastrophen gilt, verbindet er die Rettungsaktion, bei der Wago-Industrie-PCs eingesetzt wurden: zur Steuerung einer Bohrschlamm-Förderanlage, die das Deepwater-Horizon-Bohrloch mit Zement verschloss. Noch typischer ist der Einsatz der elektrotechnischen Automatisierungskomponenten des Mindener Herstellers in Package Units und separaten Maschinen, etwa im Bohr-Equipment. Beim Gedanken daran schweifen Hempens Gedanken wieder in die Filmwelt ab: „Die Sesselkabine, von der aus der Erdöl-Bohrer gesteuert wird - stellen Sie sich da einfach Commander Kirk in Enterprise vor - die steckt voller Automatisierungskomponenten. Die Automatisierung befindet sich also komplett in der Kabine.“ Und auch das Drilling Equipment selbst: Die hochkomplexe Bohrsteuerung wird dezentral automatisiert. Bohrungen werden sowohl vertikal als auch horizontal durchgeführt. Ist das Reservoir schließlich erreicht, soll das Rohöl kontrolliert gefördert werden. Dazu braucht es exakt geregelte Ventile, ein weiteres Spielfeld der Wago-Automatisierungstechnik. „Egal ob in der Öl- und Gasgewinnung, Förderung oder Raffinerie: Unsere Cage-Clamp-Anschlusstechnik findet sich überall“, berichtet Hempen. Einfach war es nicht, die Großkonzerne auf den Gewinn an Sicherheit und Zuverlässigkeit aufmerksam zu machen, so Hempen. Doch Fakten wie deutlich schnellere Anbindung des Equipments, das sukzessive wachsende Spektrum des Reihenverbindungsprogramms, das inzwischen von 0,08 bis 95 mm² reicht, Tools wie Proserve, die bei der Projektierung unterstützen, die selbstverständlich vorhandenen Ex-Zulassungen und die Beschriftungstechnik samt eines mobilen Druckers, die Schaltschrank-Änderungen erleichtert, überzeugten. Hempen berichtet stolz: „Seit zwei Jahren ist unsere Technik bei Shell als Standard gelistet. In den nächsten fünf Jahren wollen wir uns bei den wichtigsten Öl- und Gasunternehmen soweit etablieren, dass wir in den Großprojekten dabei sind.“ Nicht nur in der Verbindungstechnik, auch in der Automation der Öl- und Gas-Anlagen ist gefragt, was Wago-Technik bietet. In Raffinerien denkt man in erster Linie an Leitsysteme. „Wir können darstellen, dass dezentrale modulare Automation nutzbringend eingesetzt werden kann.“ Package-Unit-Lieferanten nutzen die kompakten Wago-Komponenten, die nach IEC 60068 bis zu 15 g stoßbeständig und 150 Hz vibrationsbeständig sind. „Unsere Automatisierungstechnik, allen voran das Wago-I/O-System 750, bringt viele Vorteile“, verdeutlicht Hempen, „insbesondere die Zulassung zur Installation in Zone 2 und im Ex d oder drucküberlagerten Ex p zur Installation in Zone 1“. So kann das System direkt am Ölturm ebenso eingesetzt werden wie zum Beispiel für das Tanklagermanagement. Im Bereich Pipeline ist das I/O-System 750 ebenfalls im Einsatz: etwa in den Ventilstationen der Zauner Automation. Hempen: „Im Stellantrieb wurde eine kleine elektrohydraulische Steuerung integriert. Gefordert war ein kompaktes System mit Ex-d-Kapselung.“ Der Ethernet-Feldbuscontroller 750-880 überwacht dort nun den Pipeline-Druck und gibt Schwellenwerte für Unter- und Überschreitung vor. Öl- und Gas-Anlagen müssen möglichst lange und ausfallfrei laufen - Anlagenstillstände kosten enorm viel Geld. Deswegen braucht es langzeitstabile Komponenten mit hoher Verfügbarkeit. „Die Federklemmtechnik ist die sicherste und langlebigste Verbindungstechnik, die es am Markt gibt“, so Hempen. Sie hat den notwendigen Anpressdruck des elektrischen Leiters quasi Reinprogrammiert‘. Das ist beweisbar stabil - mindestens über 36 Jahre.“ So alt nämlich sind die ältesten Installationen des Verbindungssystems im Bahnverkehr. Auch die langfristige Verfügbarkeit sei im Öl- und Gas-Sektor ein Muss. „Wir haben seit 18 Jahren den gleichen Formfaktor für unser Automatisierungssystem“, argumentiert Hempen. Die Kombination der Anschlussmöglichkeiten von Standard- und Ex-i-Feldgeräten sei ebenfalls bei den Kunden hochwillkommen. „Unser Spektrum von über 400 Modulen, von denen rund 40 regelmäßig im Öl- und Gassektor eingesetzt werden, deckt den Bedarf auf jeden Fall. Besonders für Offshore-Anwendungen ist die übergreifende Zulassung des Gesamtsystems für maritime Anwendungen eine weitere Bedingung, die Wago mit Zertifikaten von immerhin neun Zulassungsstellen, namentlich ABS, BV, DNV, Germanischer Lloyd, KR, LR, NKK, RINA und Polski Rejestr Statkow, erfüllt.

Funktionale Sicherheit auch in Öl- und Gasanwendungen

Zu den wichtigsten Modulen in der Zukunft zählen auch für die Petrochemie die Ex-i-Module für SIL-Anwendungen. Zusätzlich bezeichnet Hempen den Bereich Interface-Elektronik von Wago als weitere wichtige Produktergänzung für den Anwender: 6 mm breite, intelligente Jumpflex-Messwertwandlern, mit extrem einfacher Bedienung. Wem die kleinen Dip-Schalter, die mitgelieferte Software oder die seit 2012 Jahr verfügbaren Apple- und Android-Apps zur Bedienung nicht ausreichen, der kann bald das kleine abnehmbare Display nutzen, das Wago im November auf der Messe SPS/IPC/Drives vorstellen wird. Auch wenn sich Bruce Willis dort wohl nicht hinverirren wird: Wer auf Herz und Nieren geprüfte, robuste und leicht bedienbare Verbindungs- und Automatisierungstechnik benötigt, der wird bei Wago fündig werden.

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