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Interview über digitale Services bei Antrieben „Genial einfach Ausfälle verhindern“

ABB AG

Morten Wierod ist Managing Director Drives bei ABB.

Bild: ABB
02.10.2018

Ohne Antriebe läuft nichts in der Produktion. Fallen sie aus, drohen Produktionsausfälle. Mit dem Smart Sensor bietet ABB aus ihrem neuen Antriebspaket „ABB Ability Condition Monitoring for powertrains“ eine ökonomische Lösung an, um den Zustand von Motoren und Pumpen schnell und einfach zu überwachen. Wie das funktioniert und was mit dem Smart Sensor und Ability Condition Monitoring for powertrains noch möglich ist, erklärt Morten Wierod, Managing Director Drives bei ABB, im Gespräch mit A&D.

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ABB Ability Condition Monitoring for powertrains – klingt wie ein Marketingbegriff, der altbekanntes neu bündelt. Verbirgt sich mehr dahinter?

Es verbirgt sich tatsächlich mehr dahinter, als ein paar digitale Services rund um Antriebe. Wenn wir von ABB Ability sprechen, dann geht es um das komplette digitale Angebot von ABB über alle Segmente und Branchen. Hier stellen wir unseren Kunden Plattformen, Cloud-Infrastruktur, Beratungsservice und Dienstleistungen aus einer Hand zur Verfügung, um ihr Business in die vernetzte und digitale Welt zu transportieren. Dabei bedienen wir die Branchen Öl, Gas, Chemie, Bergbau, Energieversorgung, Transport ebenso wie komplette Infrastrukturen und natürlich die Fertigungsindustrie. Und gerade die Fertigungsindustrie mit Maschinenbauern und Anlagenbetreibern, die ja Kernzielgruppen von uns sind, benötigt moderne und zuverlässige Antriebslösungen. Hier bieten wir mit ABB Ability Condition Monitoring for powertrains ein Lösungspaket für den kompletten elektrischen Antriebsstrang an, das sich aus Motoren, Pumpen, Frequenzumrichtern, smarten Sensoren sowie umfassenden neuen digitalen Services zusammensetzt. Es ist also mehr als nur ein Marketingbegriff. Kunden bekommen eine „greifbare“ Antriebslösung, mit der sich sofort oder in Zukunft Industrie 4.0 realisieren lässt.

Was ist das Innovative und Einzigartige daran?

Der große Unterschied zu dem, was wir vorher bei Antrieben gemacht haben, ist der ganzheitliche Blick auf Antriebslösungen. Wir schauen nicht mehr nur auf die einzelnen Geräte, sondern sind in der Lage, alle generierten Daten der Motoren, Pumpen und Frequenzumrichter sicher und smart in höhere Ebenen wie die Cloud zu transportieren. Hier generieren wir dann sofortigen Mehrwert, so dass beispielsweise der Werksleiter immer den Zustand aller Antriebe im Überblick hat. Der ABB Ability Digital Powertrain ermöglicht dem Kunden zu sehen, wann wo Probleme zu erwarten sind, welche Wartungsarbeiten anstehen und vieles mehr.

Hier sprechen Sie den neuen Condition Monitoring Service an?

Das Besondere daran ist, dass Sie den schnellen Überblick über den Zustand aller Antriebe erhalten, aber auch tief in die Details einzelner Geräte eintauchen können. Bei den meisten Angeboten auf dem Markt gibt es entweder einen sehr detaillierten Komponentenzugriff oder Monitoring auf einem hohen Level – dann aber ohne Detailzugriff. Bei unserem ABB Ability Condition Monitoring sehen Sie per Fingertipp alles bis hinunter zu Transformator-, Antriebs-, Motor- oder Pumpendaten. Und dazu noch alles web-basiert in der Cloud – das ist einzigartig.

Jetzt sind aber im Feld teilweise sehr alte Motoren und Pumpen im Einsatz, die noch keine Daten liefern. Wie ermöglichen Sie hier die Zustandsüberwachung?

Genau für diese Fälle eignet sich unser Smart Sensor wunderbar. Denn diese Lösung flanschen Sie einfach an das Gehäuse des Motors oder der Pumpe an und schon sind diese „Condition Monitoring ready“. Das Geniale an der Lösung ist, dass die Daten ja schon da sind, sie müssen nur abgegriffen werden. Jeder Motor produziert Schwingungen und erzeugt einen Temperaturverlauf; diese Daten werden vom Smart Sensor über ein ABB-Gateway oder Smartphone in die Cloud hochgeladen und dort analysiert. Dabei ist es völlig egal, ob der Motor alt oder neu ist.

Der ABB Ability Smart Sensor wurde bereits 2016 vorgestellt. Wie hat er sich seitdem im Feldeinsatz bewährt?

Der Smart Sensor hat sehr großes Interesse geweckt, weil er durch seine Usability überzeugt. Seit der Vorstellung haben wir die Zeit genutzt, um viele praktische Erfahrungen im Feld zu sammeln. Durch die Auswertung der Daten können wir unseren Kunden, die an der Lösung interessiert sind, den Mehrwert des Smart Sensors auch beweisen. Wir können also zeigen, dass sich die Ausfallzeiten reduzieren und sich auch Energie sparen lässt, weil wir sehen, ob Motoren oder Pumpen im idealen Arbeitsbereich agieren. Das ist auch das Feedback von Anwendern, die den Smart Sensor im Einsatz haben. Durch sich verändernde Vibrationen und Temperaturverläufe sehen sie frühzeitig, dass ein Problem entsteht und Handlungsbedarf herrscht. Oft ist dann auch der Motor selbst gar nicht das Problem, sondern im direkten Umfeld wie einem angetriebenen Transportband schleift etwas. In so einem Fall steigt dann nicht die Vibration des Motors, sondern die Temperatur durch Überbelastung. Über die gesammelten und analysierten Datenmuster erhält der Instandhalter so aussagekräftige Informationen.

Liefert der Smart Sensor bei den Motoren von ABB bessere Ergebnisse als bei Konkurrenzprodukten?

Nein, es gibt wirklich keinen Unterschied. Der Smart Sensor ist voll kompatibel zu Niederspannungsmotoren aller Marken. Er kennt die grundlegenden Eigenschaften und Parameter eines Elektromotors, und da ist es egal, ob es sich um einen Motor von ABB oder einen von Marktbegleitern handelt. Wir haben mit unseren Motoren einen guten Marktanteil, aber natürlich nicht hundert Prozent. Und unsere Kunden schätzen es sehr, dass sich der Smart Sensor markenunabhängig verwenden lässt. Bei ABB wollen wir dem Kunden immer bei allen Problemen helfen, und nicht nur bei denen, die mit einem ABB-Produkt zu tun haben.

Der Smart Sensor sammelt Daten und leitet sie für die Analyse in die Cloud weiter. Wenn Sie nach vorne blicken, wird dann der Sensor durch integrierte künstliche Intelligenz selbst alles erledigen?

Das ließe sich natürlich machen. Doch wo macht mehr Intelligenz wirklich Sinn? Natürlich könnte ein künftiger Smart Sensor selbst Alarm geben, dass der Motor bald ausfällt, weil er überlastet ist. Aber wenn stattdessen der Frequenzumrichter über diese Intelligenz verfügt, dann kann er selbständig den Motor aktiv beeinflussen, beispielsweise anders ansteuern und so Last vom Motor wegnehmen, damit Folgeschäden erst gar nicht entstehen. Intelligenz macht also an der Stelle am meisten Sinn, wo der ganze Antriebsstrang beeinflusst werden kann.

Daraus folgere ich, ABB legt beim Smart Sensor den Fokus weiter auf einen günstigen Preis und optimiert lieber die Usability und Konnektivität?

Exakt! Genau aus dem Grund haben wir den Smart Sensor auch mit Bluetooth ausgestattet, weil die Usability hier sehr einfach ist und der Standard weltweit akzeptiert ist. Beispielsweise können Sie mit jedem Smartphone oder Tablet schnell den Gesundheitszustand eines Motors überprüfen. Außerdem ist der Security-Aspekt bei Bluetooth ebenfalls ein wichtiges Argument bei vielen Kunden, ebenso wie der niedrige Energieverbrauch. Wir haben aber auch verschiedene Pilotprojekte mit fest verdrahteten Modellen und Wireless LAN am Laufen. Wir schießen uns hier nicht auf eine Technologie ein, sondern kommen den Wünschen unserer Kunden entgegen. Von ihnen haben wir beispielsweise auch das Feedback, dass man nicht alle paar Jahre die Batterie des Smart Sensors wechseln will – also denken wir über eine optionale feste Stromversorgung nach.

Wie visualisieren Sie denn die Daten des Smart Sensors, damit der Anwender sofort Handlungsempfehlungen sieht?

Simplify ist hier das Zauberwort. Wir zeigen auf Dashboards über ein Ampelsystem den Status der Antriebslösungen an. Grün heißt alles ok, gelb zeigt dem Anwender, bitte weiter unter Beobachtung halten und rot impliziert einen sofortige Handlungsempfehlung, weil ein Ausfall droht oder schon etwas passiert ist. Wie anfangs schon erwähnt, kann der Kunde dann per Fingertipp tief in die Details der einzelnen Komponenten eintauchen und sich beispielsweise Verläufe der Temperatur ansehen. Hier können wir natürlich in Zusammenarbeit mit dem Kunden über offene Schnittstellen die Daten auch genau so bereitstellen, wie er sie benötigt.

Es gibt beeindruckende Zahlen von ABB: Reduzierung der Downtown um bis zu 70 Prozent, Erhöhung der Lebensdauer des Motors um 30 Prozent und Verringerung des Energiebedarfs um 10 Prozent. Ist das nicht sehr theoretisiert?

Nein, das sind reale Ergebnisse von Installationen bei Kunden und lange angelegten Feldinstallationen, die dokumentiert sind. Und dann ermöglicht der Smart Sensor ja noch mehr als die Entlarvung drohender Defekte. Denken Sie nur daran, wie einfach es der Smart Sensor ermöglicht, zu sehen, ob ein Motor im idealen Arbeitsfenster agiert oder komplett falsch dimensioniert ist und Energie verschwendet.

Was unterscheidet den Smart Sensor von Konkurrenzlösungen?

Der Mehrwert des Sensors für den Kunden liegt in der Erfahrung und dem Wissen von ABB rund um Antriebslösungen. Weil die Herstellung von Motoren, Pumpen und Frequenzumrichtern zu unserer Kernkompetenz zählt, wissen wir auch genau, wie die von den Komponenten generierten Daten zu interpretieren sind. Dieses Fachwissen macht unsere Analytics-Services so aussagekräftig. Wir können also mehr bieten als simple Alarme, wenn beispielsweise ein Temperaturverlauf einen vorher festgelegten Schwellwert überschreitet. Kompetenz in Kombination mit konkurrenzfähigem Preis – das ist ABB! Außerdem hört unsere Leistung nicht beim Smart Sensor und Condition Monitoring auf. Wir beraten und begleiten unsere Kunden über die gesamte Wertschöpfungskette, wenn es um die Digitalisierung von Antrieben geht.

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