Unterstützung für den Schiedsrichter Hightech-Sensoren für den EM-Ball

Die Kinexon-Gründer Dr. Oliver Trinchera (l.) und Dr. Alexander Hüttenbrink (hier noch mit einem älteren Ball) haben die Sensortechnologie für den EM-Ball entwickelt.

Bild: Kinexon
12.07.2024

Kinexon, eine Ausgründung der Technischen Universität München (TUM), hat die Bälle der Fußball-Europameisterschaft mit hochpräzisen Sensoren ausgestattet. Die Technologie hilft den Schiedsrichtern bei schwierigen Entscheidungen. Kinexon ist spezialisiert auf die Analyse und Steuerung beweglicher Gegenstände – ob im Sport oder in der Produktion. Mit der Technologie werden auch die Abläufe ganzer Fabriken analysiert und automatisiert.

Wenn am Sonntag, 14. Juli 2024, das Finale der Fußball-Europameisterschaft läuft, könnte auch der Schiedsrichter wieder im Mittelpunkt stehen. Überraschend für die meisten TV-Zuschauer bei dieser EM: Während der Überprüfung strittiger Szenen am Spielfeldrand tauchte am Monitor erstmals eine Kurven-Grafik auf, die an ein EKG erinnert. Sie zeigt an, ob und wann der Ball berührt wurde, sodass die Schiedsrichter beispielsweise ein Handspiel ahnden können.

Möglich wird dies durch einen hochpräzisen Bewegungssensor, der im Ball aufgehängt ist – entwickelt von der TUM-Ausgründung Kinexon. Das 2012 gegründete Start-up ist Experte für Sensortechnik, Software und Automatisierung. Sein Sensorchip sendet 500 Mal pro Sekunde, wo sich der Ball befindet, mit welcher Geschwindigkeit er unterwegs ist, wie er sich dreht und ob er berührt wird. Das Verhalten des Balls wird dabei nicht beeinträchtigt, der Chip wiegt nur drei Gramm.

Die zugehörige Software liefert dem Schiedsrichter-Team Auswertungen, um schneller und besser entscheiden zu können, und den TV-Sendern Informationen, zum Beispiel wie hart der Torschuss von Harry Kane war. Höchste Präzision, Geschwindigkeit und Verlässlichkeit der Technologie waren ausschlaggebende Gründe für die Partnerschaft zwischen dem Ball-Produzenten Adidas und Kinexon.

Digitale Zwillinge ganzer Fabriken

Fußball ist längst nicht die einzige Sportart, die Kinexon ausrüstet. „Mehr als 400 Mannschaften nutzen unsere Chips, ob im Basketball, im Eishockey oder im Handball“, erzählt Gründer und CEO Dr. Oliver Trinchera. Die Sensoren sind in die Trikots der Spielerinnen und Spieler eingenäht. So können die Vereine Bewegungsabläufe und Leistungsdaten auswerten. Neben taktischen und leistungsbezogenen Analysen betreiben die Vereine damit auch Verletzungsprävention. „In der US-Basketballliga NBA haben wir einen Marktanteil von 85 Prozent.

Dabei ist der Sportbereich nicht einmal das Kerngeschäft des Unternehmens. Im Mittelpunkt stehen Produktion und Logistik. „Überall, wo sich etwas bewegt, kann unsere Technologie zum Einsatz kommen“, sagt Trinchera. Kinexon erstellt digitale Zwillinge von ganzen Fabriken, sodass Abläufe in Echtzeit analysiert und automatisiert werden können.

Trinchera nennt ein Beispiel: „Im Automobilbau orchestrieren wir große Flotten von autonomen Transportrobotern. Dabei sorgen wir dafür, dass Transportaufträge auf dem schnellsten und effizientesten Wege erledigt werden. Treten Herausforderungen wie beispielsweise versperrte Routen auf, reagiert die Software in Bruchteilen von Sekunden.“ So hat etwa BMW seine gesamte Produktion digitalisiert.

Technisches Know-how und Marktverständnis

Technisches Know-how mit Marktverständnis zu kombinieren, lernte Oliver Trinchera im TUM-Studiengang Management and Technology, in dem die Studierenden sowohl BWL als auch ein Technikfach belegen – Elektro- und Informationstechnik in Trincheras Fall. Das Rüstzeug für die Firmengründung holte sich Trinchera im Center for Digital Technology and Management.

Das CDTM bietet ein Zusatzstudium, bei dem die Studierenden mit Industriepartnern an Problemen aus der realen Unternehmenswelt arbeiten und gleichzeitig lernen, wie man Innovationen schafft und ein eigenes Unternehmen gründet.

Während ihrer Promotion am Lehrstuhl für Finanzmanagement und Kapitalmärkte bereiteten Trinchera und Co-Gründer Dr. Alexander Hüttenbrink das Start-up vor. Heute hat Kinexon mehr als 300 Mitarbeitende und neben München einen zweiten Standort in Chicago.

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