Das Prinzip der induktiven Energieübertragung findet sich bereits in tausenden Haushalten in Form von elektrischen Zahnbürsten oder Induktionskochfeldern wieder. Im Vergleich zum kabelgebundenen Laden erfolgt induktive Laden über einen Luftspalt. Auf Elektrofahrzeuge übertragen wären somit keine Ladesäulen mehr notwendig, um E-Autos zu laden. Der Ladevorgang könnte neu gedacht werden.
Barrierefreie Taxistände
Mittels induktiver Energieübertragung ließe sich an einem Taxistand ein barrierefreies Ladesystem aufbauen: Auf dem Boden liegen keine Ladekabel, wodurch eine Gefahr für Passanten ausbleibt. Zudem können die Taxen in ihrem gewohnten Arbeitsablauf in der Reihe bequem vorrücken, ohne ständig ein Ladekabel umstecken zu müssen.
Das Hauptaugenmerk liegt allerdings auf den Zwischenladungen, die sich die Taxen während des Wartens auf neue Kunden abholen können. Denn die Batterie macht noch immer etwas mehr als 30 Prozent der Herstellungskosten eines Elektrofahrzeugs aus.
Neben den Mehrkosten schreckt die Taxiwirtschaft vor den geringen Reichweiten eines Elektrofahrzeugs zurück. Beide Herausforderungen könnten sich mit einem induktiven Ladesystem lösen lassen. Aufgrund der Zwischenladungen parallel zum Betrieb wird keine zusätzliche Zeit für den Ladevorgang benötigt, und durch das kontinuierliche Laden müssen die Batterien nicht größer als nötig dimensioniert werden. Das spart Rohstoffe und vor allem Geld.
Ökonomische und ökologische Vorteile
Aber nicht nur die Batterie bietet Einsparungspotenziale. Der gesamte elektrische Antriebsstrang fällt im Vergleich zu einem konventionellen Fahrzeug schlanker aus. Insbesondere der Elektromotor lässt sich in Verbindung mit einem batterieelektrischen Antriebsstrang deutlich preiswerter und effizienter betreiben als das fossile Pendant.
Wird das Kühlen oder Heizen des Innenraums während der entsprechenden Jahreszeiten mitberücksichtigt, so überwiegen nicht nur die ökonomischen, sondern auch die ökologischen Vorzüge. Denn das Einsteigen an Fahrzeugschlangen mit laufendem Motor an den Taxiständen wäre damit passé, da die dafür benötigte Energie direkt aus dem Boden bezogen wird und sie emissionsfrei zum Kühlen oder Heizen genutzt werden kann.
Teststrecke am Hauptbahnhof Hannover
Um diese Effekte auch in Zahlen darstellen zu können, wird im Rahmen des LaneCharge-Projekts am Hauptbahnhof Hannover eine Teststrecke aufgebaut. Über fast die gesamte Länge des Taxistands an der Rundestraße werden zwölf Sendespulen in die Straße integriert, um exemplarisch den Betrieb von Elektrotaxen bewerten zu können. In die Straße eingelassene Spulen vermeiden Stolperfallen für Passanten und Unebenheiten für Fahrzeuge. Zudem bleibt das Stadtbild ungestört.
Projektbeteiligte und Förderung
Unter Federführung der Hochschule Hannover wirken Verbundpartner aus Wirtschaft und Industrie am Projekt mit. Dazu gehören Edag Engineering, die Technische Universität Braunschweig und Sumida Components & Modules. Darüber hinaus beteiligen sich die assoziierten Partner Enercity, Götting, Hallo Taxi 3811 und die Landeshauptstadt Hannover.
Das Projekt wird im Rahmen der Förderrichtlinie Elektromobilität des BMVI mit insgesamt 3,7 Millionen Euro durch das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur gefördert. Die Förderrichtlinie wird von der NOW koordiniert und durch den Projektträger Jülich umgesetzt. Der Hochschule Hannover stehen anteilig 1,1 Millionen Euro für ihr Teilprojekt zur Verfügung.