Mit einer Virtual-Reality-Brille ausgestattet, greift Bundeskanzlerin Angela Merkel nach einer Hand im digitalen Raum. US-Präsident Barack Obama nutzt die Gelegenheit und reicht ihr seine Hand in der realen Welt. Dies war eines der eindruckvollsten Bilder der Hannover Messe 2016. Und gleichzeitig ein Sinnbild für die Zusammenarbeit beider Nationen auf dem Weg zur Industrie 4.0. Dr. Jochen Köckler, Mitglied des Vorstands der Deutschen Messe AG. „Um Produkte, Maschinen, Industrieunternehmen und Menschen über Länder und Kontinente hinweg miteinander zu vernetzen, müssen Technologien und Standards gefunden werden, die universell gelten.“
Auch in den Hallen des Hannoveraner Messegeländes wurde Industrie 4.0 greifbar. Noch nie wurden so viele konkrete Anwendungsbeispiele für die Digitalisierung der Produktion auf einer Messe präsentiert: von der Einzellösung an einer bestehenden Maschine bis hin zur Vernetzung der gesamten Produktion inklusive Datensammlung und Auswertung in der Cloud.
Mehr als 190 000 Besucher (175 000 im Vergleichsjahr 2014) kamen in diesem Jahr zur Hannover Messe, mehr als 50 000 davon stammten aus dem Ausland. Das sind rund 25 Prozent mehr als im Jahr 2014. Neue Rekordwerte wurden aus den USA und China erreicht. China konnte mit 6 000 Besuchern die Position als größte Besuchernation nach Deutschland weiter festigen. Aus Europa wurden 30 000 Besucher gezählt.
Energiesystem der Zukunft
Das zweite zentrale Thema der diesjährigen Messe war Integrated Energy – das Energiesystem der Zukunft. Von der Erzeugung, Übertragung, Verteilung und Speicherung bis hin zu alternativen Mobilitätslösungen wurde die gesamte energiewirtschaftliche Wertschöpfungskette gezeigt. Dabei stand die Integrated Energy Plaza mit einem weltweit einmaligen interaktiven Modell eines kompletten regenerativen Energiekreislaufs im Mittelpunkt.
Auch im Ausstellungsbereich der industriellen Zulieferung zeigte sich, dass Industrie 4.0 besonders für Zulieferer immer mehr zur Standardanforderung geworden ist. Weitere Themen in diesem Bereich waren neue Werkstoffe sowie der Leichtbau. Die Fachbesucher entdeckten vielfältige Konstruktionsideen und Leichtbauteile aus Kunststoff oder Verbundwerkstoffen genauso wie aus Stahl.
Politprominenz vor Ort
Mit „Young Tech Enterprises“ etablierte die Hannover Messe einen neuen Ausstellungsbereich. „Maschinenbau-Start-ups müssen höhere Risiken eingehen als Start-ups aus dem IT-Umfeld. Jahrelange Entwicklungsarbeit und hohe Investitionskosten sind die Regel“, sagt Köckler. „Im neuen Ausstellungsbereich konnten die Jungunternehmen Kontakte zu potenziellen Investoren, Kunden und Partnern knüpfen.“
Auf der Messe vertreten waren auch zahlreiche prominente Politiker. Allein US-Präsident Obama hatte drei Minister in seinem Gefolge, darunter Handelsministerin Penny Pritzker, die bis einschließlich Mittwochabend auf der Messe Gespräche führte. Mit Vizepräsident Maros Sefcovic (Energie), Günther Oettinger (Digitales), Elzbieta Bienkowska (Industrie), Cecilia Malmström (Handel) und Carlos Moedas (Forschung) besuchten auch fünf der wichtigsten EU-Kommissare die Messe.
Die Hannover Messe 2017 wird vom 24. bis zum 28. April ausgerichtet. Das Partnerland im kommenden Jahr ist Polen.