E&E:
Herr Mangler, was macht Intel zu einem so gut passenden Partner für Rutronik?
Andreas Mangler:
Weil wir dieselbe Dach-Strategie verfolgen: Bei Rutronik wollen wir unseren Kunden komplette Lösungsansätze anbieten, die sie derzeit brauchen, um ihre Anwendungen auf das Internet of Things beziehungsweise die Industrie 4.0 auszurichten. Das tun wir mit den Bereichen Rutronik Smart und Rutronik Embedded. Intel bietet durchgängige Lösungen für genau diese Felder. Damit können wir jedes Intel-Produkt eindeutig einem unserer Angebote zuordnen – und natürlich unseren Kunden genau das anbieten, von dem wir überzeugt sind, dass es sie derzeit optimal unterstützt.
E&E:
Welche Intel-Produkte sind nun bei Ihnen im Lieferprogramm?
Andreas Mangler:
Das gesamte Intel-Portfolio außer den Altera-Produkten. Dabei gehören, grob betrachtet, die Core- und Atom-Prozessoren zu Rutronik Embedded, ebenso wie Mainboards, Speicher sowie Netzwerk-, Software- und Securitylösungen. Die neuen Quark-Prozessoren hingegen passen zu Rutronik Smart.
E&E:
Stehen dabei spezielle Anwendungen im Fokus?
Andreas Mangler:
Wir sehen auf der einen Seite vor allem Wearables und IoT-Anwendungen wie Telehealth oder Smart Home im Fokus – vor allem was die Quark-Prozessoren angeht. Denn sie haben eine einzigartige Integrationsdichte und sind auch die ersten, die Funktionen abdecken, die in der Vergangenheit dem Mikrocontroller vorbehalten waren, wie verschiedene Schnittstellen, Sensorintegration, CAN, ADCs und solche Dinge. Wir stellen bereits seit einiger Zeit fest, dass die Welt der Mikrocontroller und Mikroprozessoren ein Stück weit verschmilzt. Aber dadurch, dass es bei den Quark-Prozessoren eine x86-basierende CPU ist, lassen sich ganz andere Softwarepakete darauf betreiben. Ein gutes Anwendungsbeispiel ist die kürzlich vorgestellte Connected Watch von TAG Heuer. Sie ist eines der ersten Produkte auf dem Markt basierend auf den Quark-Prozessoren. Als Betriebssystem läuft darauf Android Wear. Damit hat man Zugang zu den Android Apps, zudem zeichnet die Uhr verschiedene Fitnessdaten auf oder zeigt den aktuellen Wetterbericht.
E&E:
Um welche Anwendungen geht es im Embedded-Bereich vorrangig?
Andreas Mangler:
Das Produktportfolio von Intel bildet ja alles ab: vom „Thing“ im IoT über das Gateway und die Netzwerk-Infrastruktur bis hin zu den Produkten für die großen Rechenzentren. Diese Skalierbarkeit ist für unsere Kunden gerade jetzt, im Zusammenhang mit der Industrie 4.0/IoT, extrem wichtig. Denn dadurch können sie ihre Systeme komplett durchgängig abbilden, was ihnen Flexibilität gibt und eine schnellere Time-to-Market ermöglicht. Ferner ist das auch für die Sicherheit der Systeme entscheidend. Denn in einem vernetzten System müssen auch die Securitylösungen durchgängig sein. Gleichzeitig steigt der Bedarf an Schutzmaßnahmen, weil viele Produkte erst durch ihre Internetfähigkeit zum Angriffsziel werden und der Gefährdungsgrad mit jeder Vernetzungsstufe steigt. Deshalb ist für uns bei Rutronik 2016 das Jahr der Security beziehungsweise Internet Security. Hier können wir unseren Kunden jetzt auch McAfee-Produkte bieten, die auch zum Intel-Portfolio gehören. Intel hat diese deutlich weiterentwickelt zu einem umfassenden Paket abgestimmter Lösungen für verschiedenste Anforderungen.
E&E:
In der Vergangenheit war Intel vor allem als Hersteller für Prozessoren für den Endkundenmarkt aktiv. Steht die Zusammenarbeit mit Rutronik auch im Zusammenhang mit diesem Kurswechsel?
Andreas Mangler:
Es steht mir nicht zu, über die strategische Ausrichtung von Intel zu urteilen. Sicherlich unterliegt jedes Unternehmen einem stetigen Wandel und entwickelt sich weiter. Und so sehen wir auch bei Intel eine Weiterentwicklung mit vielen neuen innovativen Produkten und Lösungen für aktuelle Herausforderungen. Die Märkte sind aus unserer Sicht inzwischen auch nicht mehr so klar getrennt wie sie das in der Vergangenheit einmal waren. Nehmen Sie zum Beispiel das Auto, wo Infotainment und Konnektivität zunehmend über das Smartphone laufen. Ist das Smartphone dann eine Consumer- oder eine Automotive-Komponente? Genauso in der Industriesteuerung und -überwachung: Hier wird immer häufiger der Tablet-PC als Anzeigemedium genutzt. Oder nehmen Sie die SSD-Speicherkarte, die für die Echtzeitdatenverarbeitung in der Industrie zum Einsatz kommt. Oder auch die Touchscreens, die neuerdings Maschinen steuern. Das alles sind ursprünglich Consumerprodukte gewesen, die zum Industrieprodukt geworden sind beziehungsweise mit der industriellen Anwendung verknüpft sind.
E&E:
Intel kann sich also neues Marktpotenzial erschließen?
Andreas Mangler:
Genau. Wir sehen in diesem Zusammenhang auch für die typischen Intel-Produkte einen stark wachsenden Bedarf im Industriemarkt. Gleichzeitig werden die Anwendungen und Systeme immer komplexer. Mit
Intel können wir unseren Industriekunden genau die Hardware- und Software-Produkte anbieten, die sie brauchen – und zwar alles aus einer Hand, genau wie bei Rutronik. Aber um auf die vorige Frage zurück zu kommen: Aus unserer Sicht hat die Zusammenarbeit auch mit Intels Ausrichtung auf den Industriemarkt zu tun. Hier sind wir sehr stark: Der Industriemarkt macht mit circa 50 Prozent den größten Anteil bei Rutronik aus. Das heißt, wir kennen die Kunden, ihre Anwendungen und deren Zielmärkte. Und wir bringen eine große Design-In-Mannschaft mit entsprechendem Know-how mit.
E&E:
Wie verlief bisher der Start Ihrer Zusammenarbeit?
Andreas Mangler:
Wir haben zum einen eine Zeit sehr intensiver Trainings hinter uns. Zum anderen haben wir zusammen mit Intel Prozesse für die Zusammenarbeit aufgesetzt, mit denen wir flexibel und schlagkräftig am Markt auftreten können. Unsere ähnliche Ausrichtung hat dazu beigetragen, dass wir dies in kurzer Zeit realisieren konnten. Inzwischen ist alles sehr zufriedenstellend angelaufen, und wir haben bereits viele Anfragen.