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New Work Kehren regionale und analoge Technologien durch die Krise zurück?

Stefan Pechardscheck ist globaler Leiter Technology in der internationalen Management- und Technologieberatung von BearingPoint und berät seit mehr als 25 Jahren als Experte auf Basis individueller Lösungsansätze zum Thema Technologie, Informationstechnik und Digitalisierung Unternehmen und Organisationen in Fragen der strategischen Ausrichtung.

Bild: BearingPoint
27.07.2020

Die Krise wirkt als Treiber der Digitalisierung. Liest man überall. Aber ist das wirklich so? Oder besinnen wir uns in einer vermeintlichen post-globalen Zeit zurück auf mehr regionale Wertschöpfung und analoge Vorgehensweisen? Ist die Digitalisierung mit ihrem Schrei nach mehr Daten, schnelleren Verbindungen und mehr Cloud-Diensten tot?

Stefan Pechardscheck ist mit diesem Beitrag im E&E-Kompendium 2020 als einer von 100 Machern der Elektronikwelt vertreten. Alle Beiträge des E&E-Kompendiums finden Sie in unserer Rubrik Menschen.

Die Corona-Krise hat mein Leben verändert. Meine IT-Kollegen weltweit feiern sie als Treiber der Digitalisierung. Das Einrichten von Remote-Arbeitsplätzen verlangt nach schnellen Verbindungen, Kollaborationswerkzeugen und pragmatischen Sicherheitskonzepten. Organisationen und Unternehmen, die bisher keine Digitalisierungsstrategie haben, merken dies jetzt schmerzhaft und rüsten so schnell es geht nach und auf.

Ich muss feststellen, dass es auch ohne Geschäftsreisen und permanente Präsenz-Meetings geht. Habe ich nicht immer eine solche Work-Life-Balance gewollt? Im Homeoffice nahe bei der Familie arbeiten, keine aufwendigen Reisen mit Übernachtungen außerhalb. Die positive Energie meiner Kollegen, das Beste aus der Situation zu machen, die Arbeit virtuell noch effektiver zu gestalten als die Arbeit vor Ort, die Organisation virtueller Veranstaltungen von Webinaren bis hin zu Konzerten war beeindruckend und motivierend.

Zudem bin ich an bestimmten Themen viel näher dran – die digitalen Versäumnisse insbesondere im Bereich der Bildung und der Verwaltung werden jetzt für mich schonungslos offengelegt.

Unabhängig von Ort und Zeit arbeiten

Ich bin gespannt, wie sich unser Arbeitsleben nach der Krise weiterentwickelt. Habe ich Geschmack gefunden an all den Web-Konferenzen und Möglichkeiten der virtuellen Zusammenarbeit? Oder habe ich etwas wie einen Lagerkoller?

Jetzt nach den ersten Lockerungen sehe ich Menschen auf die Straßen, in die Parks und in Restaurants strömen – genug von der unfreiwilligen Isolation. Ich könnte mir vorstellen, dass die Menschen auch im Geschäftsleben wieder zusammentreffen wollen, Kunden vor Ort besuchen, sich auf Messen austauschen – einfach das durch nichts zu ersetzende persönliche Gespräch suchen.

Ich denke trotz allem, dass uns der Trend zur Unabhängigkeit von Ort und Zeit erhalten bleiben wird. Ich werde also nicht mehr jede Woche im Flieger sitzen, und die Zahl meiner Videokonferenzen wird sich in Verbindung mit der Möglichkeit, kollaborativ zusammenzuarbeiten, stark erhöhen.

Und genau dafür brauchen wir jetzt die neuen Technologien, deren Nutzung sich beschleunigen wird. Der Bedarf nach schnellen Verbindungen wird den Ausbau von 5G forcieren, die Nutzung von Cloud-Diensten und Edge Computing wird nochmals steigen. Organisationen werden sich zudem mehr auf zukünftige Krisen vorbereiten – Digital Project und Product Twins werden zunehmend Einzug in die Produktion halten.

Nachhaltigkeit wird Aufwind bekommen

Durch die Bewältigung der Krise wird es zudem endlich gelingen, den Digitalisierungstrend mit einem anderen Megatrend zu versöhnen: der Nachhaltigkeit. Ich bin mir sicher, dass die Klimadebatte wieder an Fahrt gewinnt. Eventuell wird dies auch eine De-Globalisierung beziehungsweise regionale Wertschöpfungsketten begünstigen.

Die persönliche Interaktion wird jedoch nach wie vor wichtig bleiben – vielleicht ein wenig eingeschränkter. Und auch ich werde trotz Technologiefortschritt nach wie vor das persönliche Gespräch schätzen und Kunden besuchen. Vielleicht kompensiere ich ja den CO2-Verbrauch mit unserem Emission Calculator auf SAP S/4HANA oder einer passenden App?

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