Die Grenzen sind dicht: Seit Beginn des Jahres herrscht in China ein Importstopp für europäische Kunststoffabfälle. Für die EU bedeutet das Einreiseverbot für Plastikmüll, dass 87 Prozent davon nicht mehr wie bisher nach China verschifft werden können und deshalb neue Verwertungslösungen gefunden werden müssen. Auch Deutschland steht vor dieser Aufgabe – die Bundesrepublik verschifft mehr als 500.000 Tonnen Plastikmüll im Jahr nach Fernost.
Was tut die EU?
Die EU-Kommission prüft unter anderem die Einführung einer „Plastiksteuer“. Eine EU-Richtlinie gegen Einweg-Kunststofftüten hat bereits in vielen Ländern zu einer Reduktion des Verbrauchs beigetragen. Bis 2030 sollen in der EU alle Verpackungen wiederverwertbar und aus rezyklierbaren Materialien gefertigt sein. Bioabbaubare Kunststoffe könnten beispielsweise einen Beitrag dazu leisten, dass Verpackungen einfacher zu kompostieren sind. Und auch smarte Systeme zur genaueren Trennung von Kunststoffabfällen helfen dabei, diese gezielter zu verwerten.
Doch reichen solche Lösungen aus, um die Müllberge abzutragen? Laut dem Marktforschungsinstitut Ceresana wird der europäische Markt für Kunststofffolien – zu denen Kunststofftüten und -säcke, Verpackungsfolien, Schrumpf- und Dehnfolien, Agrarfolien sowie sonstige Folien zählen – bis zum Jahr 2024 auf rund 14 Millionen Tonnen anwachsen.
Wachsende Ansprüche an Folien
Neben den steigenden Ansprüchen an Verpackungen in Bezug auf Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit wächst auch der Druck auf die Hersteller, Folien mit guter Optik, Handhabbarkeit und Barriere-Eigenschaften zu entwickeln. Folien sollen leicht und praktisch sein, ansprechend und mikrowellengängig; sie sollen den Inhalt gut erkennen lassen und dafür sorgen, dass die Ware möglichst lange haltbar und geschmacksintensiv bleibt.
PET-Flaschen gehen mit gutem Beispiel voran
Doch zurück zur Verwertung: Einer der Gründe dafür, dass Länder wie Deutschland ihren Plastikabfall ins Ausland exportieren, ist die nach wie vor schwierige Sortierung von Kunststoff im Abfall. Dies gilt jedoch nicht für PET-Einwegflaschen: Laut einer Studie der Gesellschaft für Verpackungsforschung werden 93,5 Prozent der gesammelten Flaschen – sowohl Einweg- als auch Mehrwegverpackungen – recycelt, bei den bepfandeten Einwegverpackungen sogar knapp 98 Prozent. Ein Grund dafür ist das Einwegpfand, das seit 15 Jahren in Deutschland besteht.
Die werkstoffliche Wiederverwertung steht beim PET-Recycling im Vordergrund: 34 Prozent des recycelten Materials werden laut GVM-Studie zu neuen PET-Flaschen verarbeitet. Weitere Abnehmer sind die Folienindustrie (27 Prozent), die Textilfaserindustrie (23 Prozent) sowie sonstige Anwendungen wie die Bänder- oder Reinigungsmittelflaschen-Produktion (16 Prozent.
Große Recyclingkapazitäten bereits vorhanden
80 Prozent der PET-Getränkeverpackungen verbleiben in Deutschland und werden hierzulande recycelt. Der Rest wird überwiegend grenznah exportiert. Weil die Ausfuhr von PET-Material nach China bereits sukzessive zurückgefahren wurde, betreffen die Beschränkungen der Exporte von Kunststoffabfällen von Deutschland nach China die PET-Branche nur in geringem Maß.
Vielmehr ist laut dem Forum PET die sortenreine Sammlung dafür verantwortlich, dass die europäische Recyclingindustrie in den vergangenen Jahren speziell für die Wiederverwertung von PET große Recyclingkapazitäten aufgebaut hat. PET ist ein stark nachgefragter Wertstoff. Nach der Verabschiedung des Verpackungsgesetzes auf Bundesebene 2017 sind deshalb weitere Investitionen in den Ausbau der Sortier- und Recycling-Infrastruktur – eine zentrale Forderung der neuen EU-Plastikstrategie – hierzulande bereits angelaufen. Im Zuge dessen sollen auch die PET-Verpackungen aus dem Gelben Sack beziehungsweise der Wertstofftonne zukünftig noch stärker wiederverwertet werden.
Die in der EU-Plastics-Strategy geforderte Zusammenarbeit entlang der gesamten Wertschöpfungskette setzt die deutsche PET-Branche bereits seit Jahren um. So forciert die Branche die Verarbeitung von recyceltem PET in neuen Getränkeverpackungen und setzt sich für die Steigerung der Rezyklat-Mengen in neuen Verpackungen ein.