Die Forschung an maßgeschneiderten lebenden Materialien ist noch jung, entwickelt sich aber schnell weiter. 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus 15 Ländern treffen sich auf Einladung des Leibniz-WissenschaftsCampus „Lebende Therapeutische Materialien“ nun in Saarbrücken, um aktuelle Entwicklungen und Fragestellungen zu diskutieren.
Was sind lebende Materialien?
Lebende Materialien bestehen aus zwei Komponenten: lebenden Organismen wie Hefen, Pilzen, Algen oder Bakterien, die so programmiert werden, dass sie bestimmte Funktionen erfüllen, und einem Trägermaterial, in das die Organismen eingeschlossen sind. Die Organismen verfügen über besondere Stoffwechseleigenschaften und können verschiedene Stoffe produzieren, von anorganischen Salzen über Metalloxide und Biopolymere bis hin zu medizinischen Wirkstoffen. Unter anderem lassen sich damit technische und medizinische Materialien mit neuartigen Funktionen herstellen, die nicht-lebende Materialien nicht besitzen, beispielsweise Selbstregeneration des Materials nach Beschädigung, eine flexible Anpassung an Umweltreize oder extreme Langlebigkeit.
„Ich sehe unsere Konferenz als Networking-Plattform für alle naturwissenschaftlichen Disziplinen, die an dem umfassenden Thema lebende Materialien arbeiten“, sagt Prof. Aránzazu del Campo, Sprecherin des Leibniz-WissenschaftsCampus und Wissenschaftliche Geschäftsführerin am Leibniz-Institut für Neue Materialien INM. „Hier treffen Spitzenforscherinnen auf Nachwuchswissenschaftler, Wissenschaft auf Kunst und Grundlagenforschung auf Industrie.“
ELM-Forschung blüht auf
Neben der Weiterentwicklung der Forschung sei der Übergang in die Anwendung den Organisatoren, zu denen auch Wilfried Weber, Professor für Synthetische Biologie an der Universität Freiburg, und Dr. Shrikrishnan Sankaran, Wissenschaftler am INM und Koordinator des WissenschaftsCampus, zählen, ein besonderes Anliegen. In einer Podiumsdiskussion kommen Forschende, die bereits Erfahrung mit der Überleitung von erfolgreichen Projekten in Start-ups haben, Investoren sowie Regulatoren von nationalen und europäischen Institutionen zu Wort.
Die Forschung an Engineered Living Materials, inzwischen von der EU als Innovationstechnologie eingestuft, soll spannend bleiben. „Die Zahl der Forschenden auf diesem Gebiet scheint ständig zu wachsen, wobei neue junge Gruppen aus etablierten Gruppen hervorgehen und Personen aus verwandten Bereichen in die ELM-Forschung einsteigen“, sagt Sankaran. Eine Fortsetzung der Konferenzreihe im nächsten Jahr ist deshalb bereits geplant.