Konjunkturprognose Materialengpässe verzögern die wirtschaftliche Erholung

Das RWI erwartet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt in diesem Jahr um 3,5 Prozent ansteigt – eine niedrigere Prognose als noch im Juni.

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20.09.2021

Das RWI erwartet für dieses Jahr einen Anstieg des Bruttoinlandsprodukts um 3,5 Prozent, für das Jahr 2022 von 4,9 Prozent. Allerdings stellen neben den verbleibenden Risiken der Pandemie derzeit Lieferengpässe bei Rohstoffen und Vorprodukten das größte Hindernis für die wirtschaftliche Erholung dar.

Für dieses Jahr erwartet das RWI im Jahresdurchschnitt eine Inflationsrate von 3,0 Prozent. Im kommenden Jahr dürfte sie auf 2,4 Prozent und im Jahr 2023 auf 1,6 Prozent zurückgehen.Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte 2021 insgesamt etwa auf dem Niveau von 2020 liegen. Für 2022 und 2023 prognostiziert das RWI einen Anstieg der Erwerbstätigkeit um 1,5 beziehungsweise 1,0 Prozent.

Das RWI erwartet, dass das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) in diesem Jahr um 3,5 Prozent ansteigt. Im Juni war es mit 3,7 Prozent von einem leicht höheren Anstieg für dieses Jahr ausgegangen. Für 2022 prognostiziert das RWI ein Wirtschaftswachstum von 4,9 Prozent (Juni-Prognose: 4,7 Prozent), für 2023 von 1,2 Prozent.

Inflationsrate steigt

Aufgrund von Sondereffekten und von Lieferengpässen bei Rohstoffen und Vorprodukten steigt die Inflationsrate stark. In diesem Jahr dürfte sie durchschnittlich bei 3,0 Prozent liegen. Für die kommenden Jahre erwartet das RWI eine Normalisierung der Inflationsrate auf 2,4 Prozent im Jahr 2022 und 1,6 Prozent im Jahr 2023.

Kurzarbeitsniveau und Erwerbstätigenzahl

Der Arbeitsmarkt steht vor einer Normalisierung, wobei die Zahl der Menschen in Kurzarbeit erst im ersten Quartal 2022 wieder auf das Vorkrisenniveau sinken dürfte. Durch den Rückgang der Kurzarbeit steigt die durchschnittliche Arbeitszeit in diesem Jahr um 1,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während gleichzeitig die Arbeitsproduktivität je Erwerbstätigenstunde um 1,6 Prozent zunimmt. Auch 2022 werden diese Werte in ähnlichem Tempo steigen.

Die Zahl der Erwerbstätigen dürfte 2021 insgesamt etwa auf dem Niveau von 2020 liegen, wobei die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten im Verlauf des Jahres leicht zunimmt, während die Zahl der Selbstständigen und ausschließlich geringfügig Beschäftigten sinkt. 2022 und 2023 dürfte die Erwerbstätigkeit durch den Aufschwung am Arbeitsmarkt wieder deutlich steigen, um 1,5. beziehungsweise 1,0 Prozent.

Das Defizit der öffentlichen Haushalte dürfte im Jahr 2021 gut 158 Milliarden Euro betragen. Ausgabenseitig belasten in diesem Jahr die Impf- und Testkampagne, umfangreiche Corona-Hilfen für Unternehmen sowie steigende Subventionen die öffentlichen Haushalte. Im kommenden Jahr dürfte das Finanzierungsdefizit knapp 63 Milliarden Euro betragen. 2023 rechnet das RWI mit einem Finanzierungsdefizit von knapp 57 Milliarden Euro.

Lieferengpässe belasten Branchen

Die Corona-Pandemie stellt für die wirtschaftliche Erholung in Deutschland nach wie vor ein beachtliches Risiko dar. Da bedeutende Teile der Bevölkerung noch nicht geimpft sind und sich Covid-19 in der Gruppe der Ungeimpften schnell ausbreitet, besteht nach wie vor das Risiko, dass sich die Hospitalisierungsrate in den kommenden Wochen stark erhöht.

Allerdings besteht neben einem erneuten Shutdown nun auch die Möglichkeit, den Zugang zu kontaktintensiven Dienstleistungen nur für Geimpfte und Genesene zu erlauben (2G). In diesem Fall sind Wertschöpfungsverluste von 13 Milliarden Euro zu erwarten – verglichen 52 Milliarden Euro im Falle eines erneuten Shutdowns wie im vergangenen Winter.

„Lieferengpässe haben einige Branchen hart getroffen und dämpfen die wirtschaftliche Erholung“, sagt RWI-Konjunkturchef Torsten Schmidt. Er fügt hinzu: „Es bestehen nach wie vor große Risiken in Bezug auf den weiteren Verlauf der Pandemie und die Auslastung des Gesundheitssystems. Ein weiterer Lockdown ist unbedingt zu vermeiden. Aus wirtschaftlicher Sicht wäre es besser, stärker auf das 2G-Modell zu setzen, insbesondere in Regionen mit stark ausgelasteten Kliniken.“

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