Vor dreieinhalb Jahren kamen Abgasmanipulationen bei Dieselfahrzeugen von VW ans Licht. Relativ schnell war klar, dass nicht nur der Wolfsburger Konzern bei seinen Autos getrickst hatte. Die Enthüllungen waren der Startschuss für einen Boom in der öffentlichen und politischen Wahrnehmung der Elektromobilität. Auf einmal sollten möglichst schnell Elektrofahrzeuge anstatt Skandaldiesel die Straßen bevölkern und Ladesäulen flächendeckend aus dem Boden sprießen. Befeuert wurde das zusätzlich durch die drohenden, gerichtlich angeordneten Fahrverbote in einigen deutschen Städten.
Diese breite Aufmerksamkeit spiegelt sich allerdings nur in geringer Weise auf den Straßen wider. Von den 3,4 Millionen im letzten Jahr in Deutschland neu zugelassenen Autos verfügen nur ein Prozent über einen reinen Elektroantrieb. 3,8 Prozent Hybridfahrzeuge kamen hinzu, die einen Mischung aus Verbrennungs- und Elektromotor besitzen. Immerhin hat sich damit die Anzahl der Zulassungen bei Elektroautos fast verdoppelt. Bei Hybridfahrzeugen sind es 58 Prozent mehr. Das von der Bundesregierung ausgegebene Ziel von einer Million Elektrofahrzeugen bis 2020 wird dennoch weit verfehlt werden.
300 Millionen reichen nicht
Etwas besser als bei den Fahrzeugen sieht es mittlerweile bei der Ladeinfrastruktur aus. 7.000 öffentliche oder teilweise öffentliche Ladesäulen, mit 16.100 Ladepunkten, existieren laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft mittlerweile in Deutschland. Rund ein Fünftel dieser Ladepunkte verteilt sich allerdings alleine auf zehn Städte. Es gibt also weiterhin ein starkes Stadt-Land-Gefälle.
Von einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur kann somit weiterhin keine Rede sein. Die 300 Millionen Euro, die die Bundesregierung bis 2020 für die Förderung zur Verfügung stellt, werden für deren Ausbau auf jeden Fall nicht ausreichen.
Der reale Stand der Elektromobilität entspricht somit noch nicht der großen öffentlichen Aufmerksamkeit, die sie aktuell erfährt. Dennoch schreitet die Entwicklung voran. Gerade bei der Technik tut sich einiges. Das zeigen auch die Beiträge in der E&E 3.2019. Die Titelstory etwa erklärt, wie sich Schnellladesysteme sinnvoll konstruieren lassen. Im Fachbeitrag von Texas Instruments erfahren Sie unter anderem, wie sich SiC-Komponenten für Elektrofahrzeuge nutzen lassen. Und das Interview mit Joachim Klingler von Frizlen macht ebenfalls Mut für den weiteren Ausbau der Elektromobilität.