Der Bedarf nach innovativen Softwarelösungen in der Prozessindustrie ist enorm. Gerade im Bereich Prozessoptimierung, Ertüchtigung bestehender Anlagen oder Flexibilisierung von Anlagen und Kapazitäten gibt es eine enorme Erwartungshaltung, was das Potenzial von Software angeht. Das liegt zum einen an den Möglichkeiten, die innovative Technologien wie künstliche Intelligenz bieten. Zum anderen zeigt die Vergangenheit, wie schnell sich neue Softwaretechnologien durchsetzen und wie selbstverständlich sie werden können, wenn sie für den Anwender einen Nutzen bringen – etwa Graphdatenbanken, mit denen sich sehr performant und anwenderfreundlich große Datensätze durchsuchen lassen – vor zehn Jahren war das in der Industrie noch Zukunftsmusik.
Vom Best-of-Breed zum Ecosystem
Der Markt für Software in der Prozessindustrie und damit auch die Zahl der Anbieter von Softwarelösungen wächst daher praktisch täglich: vom Startup über Automatisierungs- und Technologiefirmen bis hin zu IT-Unternehmen. Auf der anderen Seite stehen Anwender, die sich aus diesem Angebot die für sie besten Lösungen heraussuchen. Im Ergebnis entsteht ein Software-Ecosystem: unterschiedliche Applikationen und Lösungen, die ihre jeweilige Nische besetzen und mit anderen interagieren.
Deswegen ist es wichtig, dass Softwarelösungen in der Lage sind, sich anzupassen – sei es, um eine andere Nische zu besetzen oder um mit neuen Applikationen und Anwendungen zusammenzuarbeiten. Deswegen ist es wichtig, dass wir für die Prozessindustrie evolvierbare und modulare Architekturen entwickeln und nutzen. Dass die Industrie das erkannt hat, zeigt der Erfolg von Microservices, Platform as a Service (PaaS) oder Docker basierte Lösungen. Aber auch ein weiteres Thema wird in den nächsten Jahren wieder wichtig, auch wenn es wenig „fancy“ ist: Wir brauchen offene Standards, damit wir die Möglichkeiten der Software auch langfristig nutzen können. Deswegen hat Siemens etwa mit der MindSphere eine IIoT-as-a-Service-Lösung entwickelt, das explizit auch anderen Anbietern offen steht.
Vom IT-Spezialisten zum Pionier im Ecosystem
Was klar ist: Zukünftig wird immer mehr Wissen vom Menschen in Software einfließen. Dabei ist eine enge Zusammenarbeit mit dem Kunden (Co-Creation) unabdingbar, um Prozess- und Kundenwissen zusammen- und mit künstlicher Intelligenz in die Software einzubringen. Gleichzeitig prognostizieren Experten, dass schon in den nächsten zwei bis vier Jahren der Umgang mit KI so einfach wird, dass auch Nicht-Experten solche Methoden anwenden können. Das wird mit Sicherheit Folgen haben für die Art, wie wir mit Software arbeiten. Statt sich mit Fragen der Implementierung zu befassen, bringen Teams dann dieses Wissen in den passenden Kontext, um es für die jeweilige Anwendung optimal zu nutzen. Das wird uns auch auf lange Sicht niemand, auch keine KI, abnehmen können – und so werden Freiräume entstehen, in denen wir ganz neue Ideen entwickeln können.