Das Unternehmen Hansgrohe hat sich schon lange Nachhaltigkeit, Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz verschrieben. Bereits 1992 nahm das Unternehmen das damals weltweit größte dachintegrierte Solarkraftwerk auf den neuen Produktionshallen in Offenburg in Betrieb und erhielt 1995 als erstes Industrieunternehmen den Umweltpreis des Umweltministeriums BadenWürttemberg. Seit 2021 sind alle deutschen Standorte klimaneutral, seit 2022 ist dies weltweit der Fall.
So war es nur logisch, dass die Verantwortlichen bei Hansgrohe positiv auf die Anfrage von Rittal reagierten, ob das Unternehmen eines der neuen Schaltschrank-Kühlgeräte der Serie Blue e+ S testen wolle. „Wir sind da immer interessiert“, sagt Johannes Kopf, Projekt- und Investitionsplaner bei Hansgrohe. „Wir haben eine große Fertigungstiefe und damit auch viele Maschinen und Schaltschränke. Dementsprechend sind viele Klimageräte im Einsatz. Der Stromverbrauch jedes dieser Geräte ist gering im Vergleich zu Maschinen und Robotern, aber durch die Menge ist der Energieverbrauch all dieser Geräte eben doch signifikant.“
Stefan Eibach, Produktmanager Schaltschrankklimatisierung bei Rittal, ergänzt: „Hansgrohe war uns als Unternehmen bekannt, das auf Energieeffizienz großen Wert legt. Deshalb hatten wir das Unternehmen weit oben auf der Liste, als es darum ging, Testkunden für unsere neuen, kleinen und energiesparenden Klimageräte auszuwählen.“
Eine gute Testumgebung
Die beiden Unternehmen wählten für den Test die Schleiferei und Poliererei aus. Hier bringen in sechs Produktionslinien Roboter die Metallteile der Hansgrohe-Produkte nach dem Gießen und der Fräsbearbeitung auf Hochglanz. Zwar wird der Schleifstaub abgesaugt, trotzdem enthält die Luft in der Schleiferei viele Partikel, die das Kühlgerät verschmutzen können. Zudem erzeugen die Maschinen und die Schleifvorgänge selbst Wärme – die Luft ist heiß und leicht staubig und damit ein idealer Prüfstein für ein Kühlgerät.
Checkliste für Effizienz
Bevor das erste Testgerät eingebaut wurde, führte Rittal in der gesamten Fertigung in Schiltach einen sogenannten Service- und Effizienzcheck durch. Dieses standardisierte Verfahren wurde bei Rittal entwickelt, um den Kunden belastbare Zahlen über die potenziellen Einsparungen bei der Schaltschrankkühlung bieten zu können.
Judith Kötzsch, Vice President Business Development Service bei Rittal, erläutert den Prozess: „Der Effizienzcheck beginnt mit einer Aufnahme des Ist-Zustands: Welche Geräte sind vorhanden, wie alt sind sie und in welchem Zustand befinden sie sich. Ein verschmutztes Kühlgerät, das seit Jahren nicht mehr gewartet wurde, verbraucht mehr Energie als ein gleich altes Gerät, bei dem vor allem der Wärmetauscher und die Filter regelmäßig gereinigt wurden. Zudem erfragen wir den regionalen Strompreis und die Arbeitsstunden, also wie viele Schichten die Maschinen laufen.“
Auf Basis dieser Daten werden in einer ersten Analyse der aktuelle Energieverbrauch sowie Gegenmaßnahmen von der Wartung bis zum Ersetzen bestimmter Geräte durchgerechnet. So lassen sich mögliche Energieeinsparungen und die daraus resultierende Amortisationszeit, die Kostenersparnis über mehrere Jahre sowie der verringerte CO2-Ausstoß berechnen und dem Kunden präsentieren. Dieser erhält so einen ganzen Maßnahmenkatalog mit Aufwand und Ertrag jeder Maßnahme.
Kühlgeräte im Test
Optional kann eine Teststellung eines neuen Geräts dazu dienen, die berechneten Kostenvorteile zu verifizieren. Zertifizierte Fördermittelmanager unterstützen das Unternehmen bei Bedarf dabei, passende Förderprogramme für energetische Maßnahmen zu finden, die die Amortisierung weiter beschleunigen. Am Ende des Energiechecks wird der Maßnahmenkatalog gemeinsam mit dem Kunden umgesetzt. „Der Bestand an Schaltschrank-Kühlgeräten in Deutschland ist im Schnitt zehn Jahre alt“, ergänzt Kötzsch, „da ist man schnell in einem Altersbereich, in dem sich ein Austausch gegen ein Kühlgerät der neuesten Effizienzklasse lohnt.“
Alles im Blick
Auch bei Hansgrohe stand ein solcher Effizienz- und Servicecheck am Anfang, dann wurde an einem der Schleifzentren das Kühlgerät des Typs SK 3361.100 gegen die neueste Generation der Blue e+ S Familie mit 750 W Nennleistung getauscht. „Das ging sehr schnell“, erinnert sich Hakan Zahal, Betreiber der Anlage. „Ende Oktober 2022 tauschten die Servicetechniker das Kühlgerät an einem der Schaltschränke aus, das hat keine zwei Stunden gedauert. Der Umbau war einfach, es musste nur der Ausschnitt in der Tür des Schaltschranks angepasst werden. Die elektrischen Anschlüsse passten alle und mussten nur umgesteckt werden, bis hin zu Türpositionsschalter und dem Störmelderelais.“
Zahal schildert die ersten Erfahrungen: „Das neue Gerät läuft völlig unauffällig und erspart uns sogar noch Arbeit: Das alte Kühlgerät hatte keine Kondensatverdunstung, da musste regelmäßig der Auffangbehälter geleert werden. Das neue Gerät verdunstet das Kondensat und ist damit im Alltagsbetrieb wartungsfrei.“
„Man kann das Kühlgerät im Vorbeigehen mit der Scan & Service App checken, da weiß man gleich, dass alles OK ist“, nennt Zahal einen nicht unwesentlichen Vorteil der Blue e+ Geräte. Die neuen Geräte liefern unter anderem per NFC-Übertragung Daten auf Smartphone oder Tablet. Aufgezeichnet und angezeigt werden zudem Systemmeldungen, die aktuellen Einstellungen des Geräts sowie weitere Daten. Kopf ist positiv erstaunt über die Energieeinsparung, die Rittal vorhergesagt hatte und die sich im laufenden Betrieb auch bestätigte: „Dass man mit einem neuen, energieeffizienten Gerät 20 oder 30 Prozent Energie einspart, kennt man ja. Rittal versprach aber gleich 60 Prozent und tatsächlich stehen wir aktuell bei 61 Prozent im Realbetrieb. Das hat uns ehrlich gesagt doch überrascht – und ohne Kondensatverdunstung, also im direkten Vergleich zum alten Gerät, wären es sogar 70 Prozent.“
Kopf zieht eine Zwischenbilanz des Tests: „Bisher haben wir ja nur Herbst und Winter erlebt und trotzdem schon eine große prozentuale Einsparung messen können. Im Sommer wird die Einsparung aufgrund der integrierten Heatpipe tendenziell ja eher noch höher. Unsere Erwartungen hat das Blue e+ S jedenfalls mehr als erfüllt. Und Rittal hat gezeigt, dass die Daten, die im Effizienzcheck errechnet wurden, in der Praxis erreichbar sind. Wir werden nach und nach sicher noch weitere Empfehlungen aus dem Effizienzcheck umsetzen und so den Energieverbrauch unserer Fertigung optimieren.“